Martin Denkinger, Lukas Oetiker
Rollierender Planungsprozess
Die Liquiditätsplanung hat das Ziel, ein kurzfristiges Informationsbedürfnis über die zukünftigen Zahlungsströme zu erfüllen. Problematisch hierbei ist, dass insbesondere die Cashflows eines Unternehmens einem hohen Maße an Unsicherheit in Bezug auf den Termin und die tatsächliche Höhe unterliegen, sodass es erforderlich ist, die Planung immer wieder zu aktualisieren. Für die Alpiq wurde ein rollierender Planungsprozess konzipiert, der dieser Anforderung genau Rechnung trägt, aber auch die genaue Aufgabenstellung der Liquiditätsplanung berücksichtigt.
In der Praxis haben sich zwei typische Methoden rollierender Liquiditätsplanungsprozesse etabliert:
4.1 Wöchentlich rollierende Liquiditätsplanung
Die wöchentlich durchgeführte rollierende Liquiditätsplanung übernimmt zusätzlich zur mittelfristigen Liquiditätsvorschau insbesondere die Aufgabe, die bestehenden Cash-Management-Prozesse und damit die kurzfristige Liquiditätssteuerung zu unterstützen. Wie in der Abbildung 3 gezeigt, erfolgt die Planung dabei wöchentlich mit einem festen Planungshorizont für die tagesgenaue Planung. Die sich anschließenden Planungsperioden werden immer zum Periodenende geplant, sodass die erste Monatsperiode in ihrer Länge variabel ist, da ein Teil der Periode bereits durch den tagesgenauen Forecast abgedeckt wird (s. Abb. 3, schraffierte Planungsperiode).
Hohe Aktualität und größere Genauigkeit der Planung
Vorteile eines solchen Verfahrens sind die hohe Aktualität und damit auch die tendenzielle größere Genauigkeit der Planung in den ersten Planungsperioden. Erkauft werden diese Vorteile durch den höheren Aufwand der wöchentlichen Aktualisierung, sodass hier ein effizienter Prozess und eine gute Systemunterstützung als besonders wichtig zu bewerten sind.
Anwendung bei volatilen Zahlungsströmen
Das Verfahren sollten Unternehmen anwenden, wenn ihre Zahlungsströme eine hohe Volatilität bzgl. der Höhe und des geplanten Zeitpunkts ausweisen. Ebenfalls für einen hohen Aktualisierungstakt sprechen ein knapper Liquiditätsbestand oder Risiken bei der kurzfristigen Finanzierung, die sich beispielsweise in einem hohen Auslastungsgrad bestehender Kreditlinien ausdrücken.
Abb. 3: Wöchentlich rollierender Liquiditätsforecast
4.2 Monatlich rollierende Liquiditätsplanung
Wie in Abbildung 4 dargestellt, erfolgt die Planung bei einem monatlich rollierenden Liquiditätsforecast monatlich zu Beginn der Periode. Der Schwerpunkt liegt hierbei klar auf der kurz- und mittelfristigen Informationsfunktion mit dem Ziel, Finanzierungsbedarfe und Risiken frühzeitig zu erkennen und proaktiv steuern zu können. Nicht im Fokus ist die Unterstützung der kurzfristigen Disposition.
Anwendung bei sicheren Zahlungsströmen
Vorteil des Verfahrens ist, dass die Organisation nur einmal monatlich durch die zusätzliche Aufgabe gebunden wird. Dies bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die Aktualität der Planung geringer ist und kurzfristige Änderungen weniger schnell Berücksichtigung finden. Das Verfahren einer monatlich rollierenden Liquiditätsplanung sollte insbesondere immer dann genutzt werden, wenn die Zahlungsströme im Unternehmen sehr sicher sind und auch kurzfristige Schwankung gut ausgeglichen werden können.
Abb. 4: Monatlich rollierender Liquiditätsforecast
4.3 Entscheidung für monatliche rollierende Liquiditätsplanung
Das Design des Liquiditätsplanungsprozess ist in wesentlichen Teilen von der gewählten Forecast-Methode anhängig. Im Rahmen des Projekts "Rolling Liquidity Planning" hat sich die Alpiq für den zweiten Ansatz, die monatlich rollierende Liquiditätsplanung entschieden.
Gründe für die Entscheidung
Zwei Gründe waren im Rahmen dieser Entscheidung maßgeblich: Zum einen sieht die Alpiq die Liquiditätsplanung insbesondere als Instrument zur Aufdeckung von kurz- und mittelfristigen Finanzierungs- und Anlagebedarfen sowie zur Liquiditätsrisikosteuerung und weniger als Instrument des Cash-Managements zur tagesgenauen Disposition. Zum anderen ergab eine Analyse der Zahlungsströme, dass große Teile der Cashflows als eher sicher und stetig zu bewerten sind, so dass zu Gunsten einer effizient Durchführung auf eine höhere Aktualität verzichtet werden kann.
Ausgehend von dieser Entscheidung wurde ein Planungsprozess definiert, der sowohl die Durchführung und Auswertung der Liquiditätsplanung in den zentralen und dezentralen Einheiten regelt. Gleichzeitig legt der definierte Planungsprozess aber auch fest, zu welchem Zeitpunkt die System- und Fachverantwortlichen vorbereitende und unterstützenden Maßnahmen treffen müssen, um einen effizienten Planungsprozess sicherzustellen.
Es sind folgende Prozessschritte vorgesehen, die sich am Monatsanfang (AT 0) als zeitliche Referenz ausrichten:
- Vortrag der Planwerte (bis AT -5): Vorbelegung der beginnenden Planungsrunde mit den Planwerten der letzten Planungsrunde durch die Systemverantwortlichen.
- Import Bank-/Cash-Pool-Salden und Fälligkeiten (bis AT +2): Zentraler Import der aktuellen Bank- und Cash-Pool-Salden sowie der kurzfristigen Liquiditätsentwicklung auf Basis der Fälligkeitsinformationen aus dem Accounting-System durch die S...