Günter Drews, Norbert Hillebrand
1 Kurzbeschreibung der Methode
Methodenart |
Projektklärung / Kreativitätsmethode |
geeignet für |
Problemfelder mit geringer bis mittlerer Komplexität; kann auf ein Brainstorming folgen, um bestimmte oberflächliche Themen und Ideen zu vertiefen |
Ziel |
viele neue, ungewöhnliche Ideen in einer Gruppe, in relativ kurzer Zeit gewinnen |
benötigte Hilfsmittel/ Beteiligte |
Moderator, maximal 6 Teilnehmer, Regeln müssen der Gruppe bekannt sein |
Zeitaufwand |
je ca. eine Stunde für Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Ergebnisse |
Vorteile |
Ideen können nicht wie beispielsweise beim Brainstorming zerredet und wegdiskutiert werden. Zwischen den Teilnehmern besteht Chancengleichheit. Inspiration durch Ideen anderer. Es können viele Ideen in kurzer Zeit entwickelt werden und die Grundideen lassen sich vorteilhaft weiter entwickeln. |
Nachteile |
Direktes Feedback ist nicht möglich. Starrer Ablauf durch Flussrichtung und Regeln. Die geringe Bearbeitungszeit kann die Kreativität stören. Die Qualität der Ergebnisse hängt von den Teilnehmern ab. Es werden auch sehr viele unbrauchbare Ideen entwickelt. |
2 Beschreibung der Methode
Die Methode 6-3-5 ist eine Kreativitätstechnik um neue Ideen, Lösungsvorschläge in der Gruppe zu erarbeiten. Mit 6-3-5 können in kurzer Zeit sehr viele Ideen erarbeitet werden. 6-3-5 wurde 1968 von Prof. Bernd Rohrbach entwickelt. Basis hierzu bildet die Brainwriting-Technik, also das schriftlich durchgeführte Brainstorming. Der Name "Methode 6-3-5" ist abgeleitet aus den 6 Teilnehmern der Arbeitsgruppe, von denen jeder einzelne 3 eigene Ideen bzw. Lösungsvorschläge entwickelt, die von den 5 nachfolgenden Gruppenteilnehmern ergänzt oder weiterentwickelt werden. Mit dieser Methode entstehen innerhalb von ca. 30 Minuten maximal 108 Ideen (6 Teilnehmer × 3 Grundideen × 6 Bearbeitungsschritte).
Abb. 1: Methode 6-3-5
Die optimale Gruppengröße beträgt 6 Teilnehmer. Bei den Ideen handelt es sich um originale, ursprüngliche und um abgeleitete, weiterentwickelte Ideen. Jeder Teilnehmer kann sich mit den Ideen der anderen ungestört und unbeeinflusst auseinandersetzen. Es gibt auf dieser Stufe keine Kommentare. Es können unterschiedlichste Sichtweisen und Ansätze in die Problemlösung mit eingearbeitet werden.
3 Anwendung der Methode
Abb. 2: Ablauf Methode 6-3-5
4 1. Schritt: Workshop vorbereiten
Zu den vorbereitenden Schritten gehört es, die Fragestellung für die Kreativitätssitzung klar, einfach und verständlich zu formulieren. Bei einem praktischen Beispiel wäre dies: "Wie können wir unsere Teamarbeit verbessern?"
Suchen Sie 6 geeignete Teilnehmer mit möglichst unterschiedlichem Wissens- und Erfahrungshintergrund aus und vereinbaren Sie deren Teilnahme. Suchen Sie den Raum für den Workshop aus, der einen großen, wenn möglich runden Tisch mit 6 Sitzplätzen hat. Der Moderator notiert auf das Flipchart lesbar und verständlich die Fragestellung des Ideenfindungsprozesses. Für jeden Teilnehmer ist ein Antwortbogen DIN-A4 vorbereitet. Das Blatt erhält ein Raster aus vertikal 3 Spalten und horizontal 6 Zeilen, also insgesamt 18 Kästchen.
5 2. Schritt: Problemfeld klären
Die eigentliche Methode "6-3-5" beginnt damit, dass den Teilnehmern die Ziele der Ideenfindung erläutert werden. Die Fragestellung muss allen Teilnehmern verständlich sein, etwaige Unklarheiten sollten zuvor ausdiskutiert werden.
Bei dem aktuellen Beispiel muss allen Teilnehmern klar sein, dass die Arbeit im Team nicht optimal läuft und dass es Verbesserungspotentiale gibt. Diese sollten aufgespürt werden um z. B. Doppelarbeiten zu vermeiden, schneller zu werden oder weniger Fehler zu machen.
6 3. Schritt: Regeln vereinbaren
Danach werden die Regeln des Kreativitätsprozesses besprochen und mit den Teilnehmern vereinbart. Legen Sie die generelle Vorgehensweise fest und vereinbaren Sie die Bearbeitungsdauer je Schritt. Je nach Schwierigkeitsgrad des Problems sollte je Bearbeitungsschritt etwa drei bis fünf Minuten Zeit gewährt werden. Das muss ausreichen, um in Ruhe jeweils drei Ideen zu formulieren und zu notieren. Die Richtung zur Weitergabe der ausgefüllten Antwortbogen muss vereinbart werden.
7 4. Schritt: Abfrage durchführen
Der eigentliche Kreativitätsprozess startet mit der Verteilung der vorbereiteten DIN-A4-Antwortbögen an die Teilnehmer. Jetzt hat jeder Teilnehmer die Aufgabe, seine ersten drei Ideen in die erste Zeile des Antwortbogens zu notieren. Nach der vereinbarten Bearbeitungszeit gibt jeder Teilnehmer seinen Antwortbogen in der vereinbarten Richtung an den Nachbarn weiter. Im nun folgenden Schritt sind weitere Ideen zu notieren oder die bereits genannten Grundideen der Vorgänger aufzugreifen, zu ergänzen und weiterzuentwickeln. Die Methode wird beendet, sobald jeder Teilnehmer jedes Blatt einmal bearbeitet hat.
Abb. 3: Antwortbogen
8 5. Schritt: Ergebnis des Workshops
Auf den 6 Antwortbögen finden sich nun je 3 Grundideen mit 15 Erweiterungen. Innerhalb kurzer Zeit sind nun ca. 108 Ideen entstanden. So sieht nun z. B. ein ausgefüllter Antwortbogen aus:
Abb. 4: Ergebnisbogen "Verbesserung der Teamarbeit"
9 Fazit und Erkenntnisse
6-3-5 lässt sich recht einfach handhaben. Die Methode eignet sich besonders bei Problemen mit geringer bis mittlerer Komplexität. Grundideen, die zuvor mittels Brainstorming bzw. Brainwriting entwickelt w...