Self-Service Business Intelligence
Self-Service Business Intelligence (BI) ist für die E-Plus Gruppe nicht nur ein Schlagwort. Bedingt durch die schlanke Unternehmensstruktur sind Datenanalyse und Datenverwertung kein Bestandteil der Business-Intelligence-Abteilung, sondern in den einzelnen datenempfangenden Fachabteilungen angesiedelt. Die BI-Abteilung spezialisiert sich auf die Datenanbindung und -veredelung sowie auf die Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge, um diese Daten abzufragen.
2.1 Technologisches Standbein für das digitale Zusammenarbeiten
Realisierung
Realisiert wurde die BI-Infrastruktur auf Basis der Microsoft-BI-Komponenten aus der SQL-Server-Reihe. Für Datenanbindung und -veredelung und für die Speicherung der Massendaten kommt der SQL-Server inklusive der Integration Services zum Einsatz. Inhaltlich sind die BI-Datenbanken nicht an einem klassischen Data-Warehouse-Ansatz orientiert, sondern nach "Kimball", d. h. eher nach Fakten- und Dimensionstabellen modelliert.
Datenbanken
Die Microsoft Analysis Services Cubes mit einer ausgefeilten implementierten Businesslogik sind die eigentlichen Endprodukte der Abteilung. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Cubes viele Aspekte auf einmal abdecken und eine zentrale Anlaufstelle bieten. Diese Strategie wurde bewusst gewählt, um multiple, dezentrale Cubes bzw. Dateninseln, die umfassende Wartung und Betrieb erfordern würden, zu vermeiden. Der zentrale und wichtigste Cube hat beispielsweise 42 sichtbare Dimensionen, ist 708 Gigabyte groß und hat eine relationale Datenbasis von 1,7 Terabyte (Stand Juni 2014). Auf diesem Cube arbeiten die Fachabteilungen mit diversen Front-Ends.
Werkzeuge
Als Werkzeug für Ad-hoc-Abfragen – und somit in den Fachbereichen weit verbreitet – setzt die E-Plus Gruppe auf "cubus outperform EV Analytics". Standardberichte werden in der BI-Abteilung zentral erstellt und gepflegt. Dafür kommen die Microsoft Reporting Services zum Einsatz. Dabei ist das automatische Versenden der Reports per E-Mail an große Verteiler, aber auch der dedizierte, parametrisierte Versand an Einzelpersonen mit gezielt gefilterten Informationen eine wichtige Komponente.
2.2 Agile Entwicklung in einem agilen Geschäftsumfeld
Entwicklungsprozess
Der Entwicklungsprozess für Anforderungen an den BI-Bereich orientiert sich am agilen Vorgehensmodell der Softwareentwicklung. Das Geschäftsumfeld des Unternehmens ist sehr dynamisch und verlangt nach schnellen Umsetzungen. Viele neue Produkte und Geschäftssituationen entstehen unter Geheimhaltung, d. h., ohne eine BI-Abteilung zu involvieren. Nur so kann am Markt ein Vorteil durch Alleinstellungsmerkmale oder Geschwindigkeit entstehen. Das erfordert von der BI-Abteilung Höchstleistung. Nach einem erfolgreichen Produktstart möchte das Unternehmen zeitnah Daten analysieren und auswerten. Dies ist nur durch eine flexible und skalierbare Entwicklung möglich. Unnötiger Ballast würde hier nur zu Verzögerungen führen und eine Fokussierung auf das Wesentliche verhindern.
2.3 Reporting Guideline als "Handschrift"
Qualität durch Berichtsrichtlinie
Um eine gleichbleibende Qualität bei den Arbeitsergebnissen zu erreichen, wurde eine Berichtsrichtlinie implementiert. Zudem beschleunigt diese Richtlinie den Entwicklungsprozess, da sich Berichtsentwickler bei der Erstellung keine Gedanken machen müssen, wie sie ihre Berichte gestalten. Sie können sich vollkommen auf die Qualität der Daten und deren Aussage konzentrieren. Der Berichtsempfänger kann sich auf eine gleichbleibende Darstellungsform verlassen. Dadurch kann er Daten und Informationen schneller kognitiv verarbeiten.
Gestaltungsfreiraum
Trotzdem lässt die Richtlinie den nötigen persönlichen Gestaltungsfreiraum zu. Es wurde sich bewusst gegen ein striktes und allumfassendes Notationskonzept entschieden. Denn die individuellen Kreativitätsprozesse sollen nicht allzu sehr eingeschränkt werden. Außerdem will sich das Unternehmen aktuellen Trends nicht verschließen, nur weil diese laut Notationskonzept nicht zulässig oder abgedeckt sind.
Abb. 1: Auszug aus der Telefónica-BI-Reporting-Richtlinie
Richtlinie
Die Grundlagen umfassen ein Farb- und Schriftschema sowie Richtlinien für die grafische Informationsdarstellung. Handwerkliche Fehler im Bereich der Diagrammerstellung sollen dadurch vermieden werden. Ergänzt werden diese Richtlinien durch einen "Chart Finder", der basierend auf einem Entscheidungsbaum passende Visualisierungstechniken vorschlägt. Ein Gremium steht den Entwicklern permanent zur Verfügung, an das alle darstellungsrelevanten Fragen gestellt werden können. Dieses Gremium nimmt am Ende des Erstellungsprozesses eine Sichtprüfung der Berichte vor, um die einheitliche Handschrift der Abteilung einzuhalten.
Abb. 2: Der "Chart Finder" hilft dabei, die optimale Visualisierung für einen bestimmten Zweck zu finden