Zusammenfassung

 
Überblick
  • Die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit und die damit verbundene Anforderung diese in die Unternehmenssteuerung zu integrieren, erfordert eine Erweiterung und Anpassung bestehender Steuerungsprozesse und -instrumente.
  • Kennzahlen fungieren hierbei als zentrales Steuerungselement und sichern eine Verzahnung der strategischen mit der operativen Steuerung.
  • Zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung sind neue Kennzahlen zu definieren, zu erheben und in bestehenden Berichtsprozesse zu berücksichtigen.
  • Nachhaltigkeitskennzahlen erweitern das operative Reporting. Für einen Gesamtüberblick der Nachhaltigkeitsleistung können separate Dashboards herangezogen werden, die wiederum Absprungmöglichkeiten zu weiterführenden Details bieten.

1 Kennzahlen als zentrales Steuerungselement

Die Integration von Nachhaltigkeit in ihren diversen Facetten in die Unternehmensstrategie sowie die anschließende Operationalisierung dieser "nachhaltigen" Strategie ist für viele Unternehmen ein Muss geworden. Nachhaltigkeitsziele in die Unternehmenssteuerung zu integrieren und deren Erreichen zu messen, stellt allerdings viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Bereits die geringe Beteiligung des Controllings bei der Steuerung von Nachhaltigkeitsinitiativen deutet darauf hin, dass es bis zu einer tatsächlich integrierten Unternehmenssteuerung noch ein weiter Weg ist.[1]

Obwohl er es wohl nie gesagt hat, wird Peter Drucker oft der Satz "You can’t manage what you don’t measure" zugeordnet. Peter Druckers Bild auf die Messbarkeit von Resultaten war grundsätzlich ein differenzierteres – die Messung des Erfolgs sei essenziell, aber nicht alles, was relevant sei, könne messbar gemacht werden.[2] Bereits vor mehr als 50 Jahren ist auf potenzielle Fehlanreize von Performance Management-Systemen sowie die Limitationen von Management-Informationssystemen hingewiesen worden.[3] Was bedeutet dies für die Messbarkeit eines nachhaltigen Handelns? Sollte hier das Ziel sein, jegliche Facetten detailliert mit Kennzahlen zu steuern? Oder ist dies gar kontraproduktiv? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Unumstritten ist, dass Kennzahlen wichtige Funktionen im Unternehmen erfüllen, u. a. die Kontrolle des Ressourceneinsatzes, die Kommunikation an interne und externe Stakeholder, die Früherkennung von Chancen und Risiken und das Anstoßen von Verbesserungsmaßnahmen bei Abweichungen zwischen Ist- und Ziel-Performance.[4]

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Kennzahlen als einem zentralen Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmenssteuerung. Damit sie ihrem Anspruch als wesentliches Steuerungsinstrument, welches Aufschluss über die Zielerreichung oder den Status kritischer Erfolgsfaktoren gibt, gerecht werden, müssen einige Kriterien erfüllen werden:

  • Sie bilden das spezifische Geschäftsmodell des Unternehmens ab.
  • Umfassen sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Kenngrößen.
  • Stehen in einem Wirkungszusammenhang.
  • Das Kennzahlenset umfasst neben unternehmensinternen Größen auch unternehmensexterne Faktoren.
  • Im Unternehmen sind klare Verantwortlichkeiten für die berichteten Kennzahlen zu etablieren.[5]

Diese Kriterien gelten nicht minder für Nachhaltigkeitskennzahlen und werden nachfolgend im Detail beschrieben.

[1] Vgl. Petersen et al., 2021.
[2] Vgl. Drucker Institute, 2013.
[3] Vgl. Hierzu Ridgway, 1956 sowie Ackoff, 1967.
[4] Vgl. zu den Funktionen von Kennzahlen bspw. Franceschini et al., 2007.
[5] Vgl. Gräf/Isensee, 2014.

2 Relevante Kennzahlen ermitteln

2.1 Auswahl und Priorisierung

Die Ermittlung relevanter Nachhaltigkeitskennzahlen kann nicht losgelöst von einem strukturierten Gesamtprozess erfolgen. Abhängig von der Strategie der Branche und des Geschäftsmodells eines Unternehmens muss zuerst eine Wesentlichkeitsanalyse, d. h. die Identifikation und Priorisierung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette, durchgeführt werden. Je Thema werden anschließend strategische und operative Ziele definiert. Um deren Erreichungsgrad prüfen zu können, werden danach relevante Kennzahlen identifiziert, bewertet und priorisiert. Freiwillige Standards und Leitfaden wie bspw. die GRI Standards oder der UN Global Compact, können Anregungen für die Identifikation relevanter Nachhaltigkeitskenngrößen liefern. Diese für externe Zwecke vorgegebenen Kennzahlen können für die Steuerung jedoch nur bedingt übernommen werden und müssen basierend auf den Zielen und der Spezifika des Unternehmens angepasst werden.

Die Priorisierung der Nachhaltigkeitskennzahlen erfolgt anhand der beiden Kriterien Relevanz und Datenverfügbarkeit. Neben der strategischen Relevanz muss sichergestellt werden, dass die Kennzahlen unterjährig beeinflussbar und somit steuerungsrelevant sind. Bei der Datenverfügbarkeit sind die Messbarkeit und der Erhebungsaufwand entscheidend. Die erforderlichen Daten liegen oftmals nicht oder nicht strukturiert in den bestehenden IT-Systemen vor. Der Aufwand für deren Erhebung muss leistbar sein und soll den erwarteten Informationsnutzen nicht übersteigen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass steuerung...

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