Die Informationstechnologie hat bereits viel verändert. Die vielfältigen und individuellen Abläufe in den unternehmerischen Funktionen wie Rechnungswesen, Auftragsbearbeitung oder Warenwirtschaft wurden schon früh standardisiert. Kleine und mittlere Unternehmen hatten einfach nicht mehr die Mittel, individuelle Programme schreiben zu lassen. Trotz der Nutzung von Standardsoftware, die zugegebenermaßen leistungsfähiger wurde, kann heute jedes Unternehmen seine Individualität nach außen darstellen.
Outsourcing wird dann interessant, wenn mehrere Unternehmen gleiche Abläufe einsetzen, um die Ressourcen des Dienstleisters auszulasten. Nicht nur die Informationsverarbeitung wird dann standardisiert, auch das Prototyping, der Vertrieb, das Rechnungswesen oder die Logistik. Welche Auswirkungen hat das auf das Unternehmen? Das Outsourcing betrifft vorwiegend Randbereiche des Unternehmens, mit denen auch der Kunde keine Kompetenz verbindet. Ist die individuelle Darstellung auch über diese Randbereiche unbedingt notwendig, dann handelt es sich nicht um eine Funktion, die ohne weiteres ausgegliedert werden sollte.
Individualität verursacht Kosten. Ist sie notwendig, um den Kunden besser zu erreichen oder den Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten, muss sie bezahlt werden. In einer eigenen Anwendung ist die Individualität einfacher herzustellen. Ausgelagerte Abläufe sollten möglichst wenig Abweichungen vom Standard zulassen. Kostet das Umsatz oder Einnahmen, müssen diese Nachteile in der Wirtschaftlichkeitsanalyse berücksichtigt werden.
Einige Beispiele für Individualität trotz Outsourcing
- Für die Montage der Möbel durch einen Dienstleister ziehen die Monteure den Kittel in den Farben des Möbelhauses an. Da dieses sichergestellt sein muss, kommt es zu erhöhten Kosten beim Dienstleister. Die Kunden werden jedoch von einem Monteur bedient, der in ihren Augen zu ihrem Möbelhaus gehört.
- Das Call-Center meldet sich beim Anruf des Endverbrauchers mit dem Namen des Kunden, also des Verkäufers. Daher ist eine eigene Rufnummer notwendig und die technische Einrichtung, die beim Anruf erkennen lässt, welches Unternehmen der Anrufer erreichen will. Der Mehraufwand ermöglicht eine individuelle Ansprache des Anrufers.
- Das in einem Beratungsunternehmen ausgelagerte Controlling erstellt diverse Unterlagen, die auch an externe Partner des Unternehmens wie z. B. die Banken gehen. Die Unterlagen werden mit dem Logo des Unternehmens versehen. Der Name des Dienstleisters, also des Beratungsunternehmens, taucht nicht auf.
- IT-Dienstleistungen werden aus der Cloud abgerufen. Wo das Unternehmen seine Daten speichert, in der Cloud oder auf dem eigenen Server, hat keinen Einfluss auf die Individualität. Aus der Cloud abgerufene Software kann so eingestellt werden, dass individuelle Bezeichnungen, Masken und Logos verwendet werden.
Outsourcing kann auch nutzen
Dienstleister im Outsourcing-Bereich sind meist professionell arbeitende Unternehmen mit einem entsprechenden Ruf auf dem Markt. Diesen kann das Partnerunternehmen nutzen. Es kann darauf hinweisen, dass ein Teil der Leistung von richtigen Profis erbracht wird. Die Bank wird z. B. die gelieferten Informationen positiver beurteilen, wenn sie weiß, dass sich ein renommiertes Beratungsunternehmen damit befasst hat. Eine als zuverlässig bekannte Spedition wird auch beim Endverbraucher positiv gesehen, wenn bekannt wird, dass die gesamte Logistik des Unternehmens darüber abgewickelt wird.
Eine aktive Nutzung solcher Vorteile erhöht natürlich auch die Abhängigkeit vom Partner. Macht dieser einen Fehler, auch wenn dies für ein anderes Unternehmen geschieht, fällt die schlechte Nachricht auf alle Kunden des Dienstleisters zurück. Hier muss das Unternehmen eine grundsätzliche Entscheidung treffen, wie die Situation genutzt werden soll.