4.1 Ablauf der Kostenplanung im Überblick
Jährliche Überarbeitung des Kostenstellenplans
Die Kostenplanung vollzieht sich – mit Ausnahme der als Einzelkosten geplanten Kostenarten – auf der Ebene einzelner Kostenstellen. Üblicherweise wird ein vorhandener Kostenstellenplan zu Beginn der jährlichen Unternehmensplanung überarbeitet und an organisatorische Veränderungen (z. B. Zusammenlegung von Abteilungen) und Änderungen im Fertigungsprozess (z. B. Auslauf alter, Anlauf neuer Erzeugnisse) angepasst.
Festlegen von Bezugsgrößen und Planbeschäftigung
Daran anschließend werden Bezugsgrößen für die einzelnen Kostenstellen festgelegt. Unter einer Bezugsgröße versteht man den für eine Kostenstelle gewählten Maßstab der Kostenverursachung. Anstelle des Begriffs "Bezugsgröße" wird häufig der auf den Output der Kostenstelle bezogene Terminus "Leistungsart" verwendet. Nach der Festlegung der Bezugsgrößen (Leistungsarten) muss im nächsten Schritt die Planbeschäftigung pro Bezugsgröße (Leistungsart) und Kostenstelle ermittelt werden. Es wird also bspw. festgelegt, dass sich die Kostenplanung für die Kostenstelle Endmontage an einer Leistung von 500 Maschinenstunden pro Monat zu orientieren hat.
Planung der fixen und variablen Gemeinkosten
Als Nächstes werden die in den Kostenstellen anfallenden Gemeinkosten geplant, differenziert nach einzelnen Kostenarten sowie nach fixen und variablen Anteilen. Wegen allgegenwärtiger Kostenremanenzen sollte dabei im Zweifel eher von fixen als von variablen Kosten ausgegangen werden. Damit wird auch die Deckungsbeitragssituation der Erzeugnisse zutreffender dargestellt.
An erster Stelle sollten die Vorkostenstellen geplant werden. Input für die Planung der Vorkostenstellen sind die von den leistungsempfangenden Kostenstellen gemeldeten künftigen Abnahmemengen. Diese Abnahmemengen bestimmen das von der Vorkostenstelle zu erbringende Leistungsvolumen. Stehen Leistungsmengen und Plankosten der Vorkostenstellen fest, können die Verrechnungssätze für die innerbetrieblichen Leistungen gebildet werden (z. B.: EUR/h für die Instandhaltungswerkstatt). Im nächsten Schritt wird die innerbetriebliche Leistungsverrechnung durchgeführt, indem die geplanten Abnahmemengen mit den korrespondierenden Verrechnungssätzen multipliziert werden. Auf den Endkostenstellen werden im Ergebnis auch sekundäre Kostenanteile ausgewiesen.
Berechnung der Plankalkulationssätze
Zum Abschluss der Gemeinkostenplanung werden die Plankalkulationssätze ermittelt, indem die Plangemeinkosten (gesamt und variabel) durch die Planbeschäftigung dividiert werden.
4.2 Einzel- und Gemeinkosten in der Plankostenrechnung
Als Einzelkosten werden in der industriellen Unternehmenspraxis traditionell
- die Materialeinzelkosten,
- die Fertigungslohnkosten sowie
- die Sondereinzelkosten der Fertigung und
- die Sondereinzelkosten des Vertriebs geplant.
Die übrigen Kostenarten stellen Gemeinkosten dar. Die Einzelkosten werden kostenträgerbezogen geplant. Ausgehend von der Absatzplanung werden die Einzelkosten je Erzeugniseinheit ermittelt. Die gesamten Einzelkosten ergeben sich als Produkt aus den Einzelkosten pro Erzeugniseinheit und der herzustellenden Stückzahl.
Fertigungslohnkosten und Sondereinzelkosten der Fertigung
Für das Produktionscontrolling sind von den traditionell als Einzelkosten geplanten Kostenarten nur die Fertigungslohnkosten und die Sondereinzelkosten der Fertigung bedeutsam. Weitgehend unstrittig ist, die Sondereinzelkosten der Fertigung den Kostenträgern direkt als Einzelkosten zuzurechnen. Als Sondereinzelkosten der Fertigung werden meist die Kosten erzeugnisspezifischer Spezialwerkzeuge geplant, die auf die voraussichtliche Stückzahl der mit einem Werkzeug zu produzierenden Erzeugnisse verrechnet werden.
Automatisierungsgrad als Bestimmungsfaktor für die Behandlung der Fertigungslöhne
Ob die Fertigungslohnkosten sinnvollerweise als Einzelkosten geplant werden, hängt von ihrem Anteil an den Gesamtkosten ab. Dieser wird wesentlich vom Automatisierungsgrad der Produktion bestimmt. Bei gering automatisierten, mit hohem Personaleinsatz arbeitenden Fertigungsprozessen, wie sie z. B. für die Textilindustrie in Entwicklungsländern typisch sind, empfiehlt sich wegen des hohen Lohnkostenanteils, die Fertigungslohnkosten als Einzelkosten einzustufen. Auch in der generell eher arbeitsintensiven Bauindustrie und in der Produktion standardisierter Dienstleistungen (z. B. bei Kfz-Werkstätten) erscheint dies sinnvoll. In automatisierten Fertigungsbereichen, in denen der Anteil der Fertigungslöhne an den Gesamtkosten nicht selten unter 5 % liegt, setzt sich dagegen die Behandlung als Gemeinkostenart durch.
4.3 Festlegung der Planbezugsgrößen (Planleistungsarten)
Die in der Plankostenrechnung üblichen Bezugsgrößen (Leistungsarten) im Produktionsbereich sind als
- mengenmäßige Leistungseinheiten (z. B. Stückzahlen, kg, m², m³),
- zeitabhängige Leistungseinheiten (z. B. Maschinenstunden) oder als
- Wertgrößen (z. B. Fertigungslohnkosten)
Leistungsartenverzeichnis über gebräuchliche Bezugsgrößen
definiert. Bei einer größeren Zahl von im Unternehmen verwendeten Bezugsgrößen (Leistungsarten) empfiehlt sich, diese in einem V...