Behnam J. Esfahani, Philipp Stempfle
2.1 Klassische Planungsplattformen im SAP-Portfolio (On-Premise)
Will man das SAP-Portfolio zum Thema Planung verstehen, so hilft ein Blick auf die Historie. SAP bietet inzwischen seit über zwei Jahrzehnten verschiedene Lösungen für Planung an, wobei es mehrfach zu größeren Veränderungen in der Produktstrategie kam (s. Abb. 1).
Das traditionelle Planungstool der SAP war viele Jahre lang SAP BW-IP ("Business Warehouse Integrated Planning"), wobei sich "integriert" auf die Integration des SAP Business Warehouse (BW), also dem Data Warehouse der SAP, bezog.
2007 erwarb SAP die Firma OutlookSoft und benannte deren Hauptprodukt nach der Akquisition in SAP BPC (Business Planning and Consolidation) um. Damit existierten für einige Jahre zwei konkurrierende Planungstools im SAP-Portfolio, wobei sich SAP BPC stärker an Fachanwender-orientierte Planungsszenarien richtete und auch in Kombination mit der Microsoft Plattform (MS SQL) betrieben werden konnte.
2012 ließ SAP die beiden Planungslösungen SAP BW-IP und SAP BPC for SAP BW zu einer Lösung verschmelzen. Daraus entstand SAP BPC 10.1 for SAP BW/HANA. Seit der Version SAP BPC 11 nutzt diese Planungslösung als zugrundeliegende Plattform das SAP BW/4HANA, welches die nächste Generation der SAP Data Warehouse-Lösung darstellt. Die aktuelle Planungslösung namens SAP BPC 2021 basiert auf bzw. ist Bestandteil von SAP BW/4HANA 2021.
Abb. 1: Produkthistorie klassischer Planungsplattformen
2.2 Klassische Planungsplattformen im SAP-Portfolio (Cloud-basiert)
Als ca. 2014 die neue SAP S/4HANA-Suite auf den Markt kam, wurde in der Folge auch eine neue Business-Intelligence-Lösung namens SAP Cloud for Analytics veröffentlicht. Diese bot eine zentrale Analyseplattform und eine neue Benutzeroberfläche und war, wie bereits der Name andeutet, Cloud-basiert. Damit existierten wieder zwei konkurrierende Planungslösungen im Produktportfolio der SAP.
Zu diesem Zeitpunkt entschied sich SAP, das Produkt SAP BPC zum strategischen, also führenden Planungstool im Produktportfolio zu erklären. Diese Lösung war in der Lage, komplexe Planungsszenarien abzubilden. SAP BPC wurde und wird dabei in zwei unterschiedlichen Editionen angeboten: SAP BPC Standard Model und SAP BPC Embedded Model.
Das SAP BPC Standard Model ist tendenziell eher für die Nutzung durch die Fachbereiche konzipiert. SAP BPC Embedded Model hingegen ist eher ein umfassender technischer Baukasten, welcher zentral durch die IT gesteuert wird und sich für alle Nutzer eignet, die in ihrem BW mit hochintegrierten Daten und komplexen Planungsszenarien arbeiten möchten.
SAP Cloud for Analytics wurde zunächst auf die Bereiche Reporting und Simulation fokussiert und in SAP BusinessObjects Cloud umbenannt. 2017 erfolgte dann die erneute Umbenennung in SAP Analytics Cloud (SAC), die bis heute gültige Bezeichnung. Mit diesem Schritt begann auch der Ausbau der Planungsfunktionalitäten in der SAC mit dem Ziel, dieses Produkt zu einer vollwertigen Planungsplattform zu entwickeln.
Mit der Priorisierung der SAP-Entwicklungsaktivitäten auf Cloud-Produkte wurde 2018 die SAP Analytics Cloud zum nunmehr strategischen Planungsprodukt der SAP ernannt. Die Weiterentwicklung von SAP BPC wurde stark zurückgefahren, auch wenn Kunden zunächst noch eine Kombination der beiden Tools mit SAC als Frontend und BPC als Backbone empfohlen wurde. Die neue, seit 2019 gültige Abgrenzung sieht wie folgt aus: SAC wird als das Standardplanungstool (entweder eigenständig oder in Kombination mit S/4HANA) empfohlen. BPC wird nur noch empfohlen, wenn der Kunde eine Cloud-Lösung ablehnt (s. Abb. 2).
Abb. 2: Führende SAP-Planungsplattformen und Abgrenzung
2.3 Exkurs: ERP-Planung im Kontext von SAP S/4HANA
Ein traditionelles Planungsfeld stellt die operative Planung von Kostenstellen, Kostenträgern und anderen Kostenrechnungsobjekten dar – teilweise auch als "SAP-Planung" bezeichnet. Traditionell wurde diese Planung direkt im SAP ERP-System, also vor S/4HANA typischerweise im R/3-System, vorgenommen. (Für Unternehmen, die kein ERP-System der SAP haben bzw. kein S/4HANA einführen wollen, sind die folgenden Ausführungen nicht relevant.)
Im Zuge des neuen S/4HANA wurde eine neue Tabelle ACDOCP eingeführt. Diese besteht aus der gleichen Struktur wie das sog. "Universal Journal" ACDOCA, das den Kern von SAP S/4HANA ausmacht. Die traditionellen Planungstransaktionen aus dem R/3-System, wie z. B. KP06/KP07 zur Kostenstellenplanung sind mit S/4HANA erst einmal verschwunden.
Die grundsätzliche Idee von S/4HANA ist, die Planung stattdessen durch ein spezifisches, benutzerfreundliches Planungstool vorzunehmen. Gleichwohl können die alten Transaktionen für Kostenstellen-, Auftrags- und Projektplanung weiterverwendet werden. Allerdings schreiben diese Transaktionen bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich in die alten R/3-Tabellen und nicht in die neue ACDOCP-Tabelle und stehen damit für viele S/4HANA-Analytics-Anwendungen nicht zur Verfügung.
Die ursprüngliche Option zur operativen Planung mit dem ersten Release von S/4HANA war SAP BPC for SAP S/4HANA (auch unter den Bezeichnungen SAP BPC Optimized for SAP S/4HANA und ...