Dipl.-Kffr. Simone Doerfner, Dipl.-Inform. Matthias Kläsener
Zusammenfassung
- Im Mittelstand steigt der Bedarf, die unterjährige Planung stetig zu aktualisieren. Forecasting gewinnt damit in der Unternehmensplanung an Bedeutung.
- Die Entwicklung zu einer datengetriebenen Gesellschaft bietet Controllern die Möglichkeit, moderne Technologien auch ohne IT-Hintergrundwissen anwenden zu können.
- Die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Predictive-Planning-Methoden und Forecasting sind ein sauberes Datenmanagement, eine zentrale Datenspeicherung und eine integrierte Unternehmensplanung.
- Der Umgang mit steigender Marktdynamik und Volatilität erfordert flexible Teams und eine offene "Trial-and-Error"-Kultur.
- Am Beispiel der Software Corporate Planner zeigt der Beitrag die Vorteile von Predictive Planning und dessen Umsetzung in 5 Schritten auf.
1 Digitalisierung und Predictive Planning
Die fortschreitende Digitalisierung erhöht die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen ihre Entscheidungen treffen müssen. Damit steigt die Marktdynamik und gleichzeitig nimmt die Planungssicherheit ab. Eine stärkere Automatisierung der Steuerungsprozesse und Realtime-Monitoring sind dabei bedeutende Aufgaben von CFOs, um als Business Partner die Digitalisierung zu steuern. Dabei wird das größte Augenmerk auf die Forecast-Geschwindigkeit gelegt, um das Unternehmen kurzfristig in seinen Entscheidungen handlungsfähig zu machen. Faktoren zur Erhöhung der Forecast-Geschwindigkeit können zum einen die Fokussierung auf die wesentlichen steuerungsrelevanten Größen sein. Zum zweiten können automatisierte Planungsprozesse die Forecast-Erstellung deutlich beschleunigen. Im folgenden Kapitel werden ausgewählte Methoden und Herangehensweisen vorgestellt, wie der Mittelstand automatisierte Planverfahren einsetzen kann und zeigt auf, wie weit der Einsatz bereits verbreitet ist. Daran schließt sich ein Praxisleitfaden, in dem auf Basis einer BI-Lösung von Corporate Planning Implementierung und Anwendungsbeispiele gezeigt werden.
2 Predictive Planning: Worum geht es?
Predictive Planning bezeichnet Methoden und Modelle, die einen Blick auf zukünftige Entwicklungen ermöglichen. Dazu zählen insbesondere Szenarioplanungen, Simulationsrechnungen, Trendrechnungen und unterjähriges Forecasting. Die Methode beruht auf dem Erkennen von Mustern in vorliegenden Datenbeständen, durch deren Analyse das System eigenständig Vorschlagswerte erzeugt.
2.1 Bedeutung für das Controlling im Mittelstand
Der Treiber für Predictive Planning heißt Big Data. Unternehmensplanern steht dank neuer Technologien eine stetig wachsende Menge an gesammelten Daten zur Verfügung. Mit dem Fortschritt der Technologie und deren zunehmender Reife können inzwischen auch solche Anwender mit Lösungen arbeiten, die kein IT-Hintergrundwissen haben. Moderne Technologien folgen intuitiven Bedienkonzepten und sind als Cloud-Lösungen sehr einfach zugänglich und zu implementieren. Dies kommt vor allem mittelständischen Unternehmen zugute, die oftmals nicht die Ressourcen für komplexe und zeitaufwendige Verfahren haben. Moderne Lösungen für Predictive-Planning-Verfahren bieten den Anwendern zudem die Möglichkeit, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen. Dadurch sparen sie Zeit im Tagesgeschäft ein. Integrationen zwischen parallellaufenden Systemen sorgen nicht nur dafür, dass Informationen zentral verarbeitet werden können. Mithilfe von Predictive Planning gewinnen Mittelständler schneller und verlässlicher Erkenntnisse über das eigene Unternehmen und das Marktumfeld. Zu diesen neuen Erkenntnissen zählt beispielsweise das Erkennen von Zusammenhängen zwischen unterschiedlichen Variablen oder von Mustern innerhalb der Daten. All diese Erkenntnisse können Unternehmen in die Planung einfließen lassen.
2.2 Der Nutzen automatisierter Planverfahren und der Reifegrad des Mittelstands
Laut der Studie "Predictive Planning and Forecasting hebt die Unternehmensplanung auf die nächste Stufe" (9/2018) des Business Application Research Center (BARC) steigt die Relevanz von voraussagenden Planverfahren für 75 % der teilnehmenden mittelständischen Unternehmen in der DACH-Region stark an. Die Unternehmen erwarten vor allem, mittels der Methoden des Predictive Planning die Planungsprozesse an sich zu verbessern und schneller zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Allerdings setzen erst 22 % der befragten Unternehmen Predictive-Planning-Methoden in der Praxis ein, während ganze 59 % sogar angaben, bisher keine Erfahrungen damit gemacht zu haben. Jedoch sind mit 86 % die meisten Unternehmen aktuell entweder aktiv dabei, die nötigen Kompetenzen aufzubauen oder sie planen den Aufbau in der Zukunft. Die folgenden 7 nutzbringenden Einsatzgebiete von Predictive Planning sieht der Mittelstand dabei als führend an:
- Höhere Qualität und Genauigkeit von Planung und Prognose
- Reduktion des Planungsaufwa...