3.1 Messung der Effizienz in der Produktion mit Kennzahlen
Was das konkrete Aufgabenspektrum des Produktionscontrollings betrifft, kann – wie so oft – zwischen strategischen und taktisch-operativen Aktivitäten unterschieden werden. Letztere sind dominanter, schon allein deshalb, weil sie permanent durchzuführen sind und somit das Tagesgeschäft prägen. Es geht hier um die Beurteilung und Sicherung der Effizienz in der Produktion. Diese erfolgt per Feinsteuerung der Produktion, um damit die kurz- und mittelfristigen fertigungswirtschaftlichen Ziele zu erreichen.
Dies betrifft die
- Bereitstellung der vom Markt gewünschten Produktionsmenge,
- Einhaltung der den Verkaufspreisen zugrundeliegenden Produktionskosten, verbunden mit der hierfür erforderlichen Produktivität,
- Sicherung der vorgegebenen Qualitätsstandards sowie
- Auslieferung zu den zugesagten Terminen.
Damit liegt der taktisch-operative Fokus des Produktionscontrollings auf den oftmals auch als "magische vier Ziele" bezeichnete Output-Größen "Leistung, Kosten, Qualität und Zeit". Diese werden allerdings nur erreicht, wenn auch die Produktionsprozesse im Unternehmen optimal konzipiert sind und sich die Fertigung "im Fluss" befindet und sich damit keine unnötigen Wartezeiten und Bestände ergeben. Gleichzeitig dürfen nur so viele Ressourcen im Unternehmen eingesetzt werden, wie tatsächlich nötig sind.
Um all dies zu beurteilen, bedarf es eines umfassenden Messinstrumentariums in Form eines Kennzahlensystems, das – auf Basis der unternehmensindividuellen Rahmenbedingungen – Schwachstellen rechtzeitig aufdeckt und Hinweise zur Optimierung gibt. Wie in den nachfolgenden Kapiteln detailliert erläutert wird, besteht dies idealerweise aus den drei Kategorien der
- Output-orientierten Kennzahlen,
- Prozessorientierten Kennzahlen,
- Input-orientierten Kennzahlen.
Abb. 3: Sicherung der Effizienz in der Fertigung mit Hilfe eines Kennzahlensystems
3.2 Output-orientierte Kennzahlen
Traditionell wird der Erfolg einer Fertigung anhand von Produktivität sowie Kosten gemessen. Dabei bewegt sich der Controller hinsichtlich der Kosten auf vertrautem Terrain, denn die traditionelle Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung gehört zum Basis-Instrumentarium des Controllings, wie auch die Analyse von Kostenindizes und Abweichungen zwischen Plan-, Soll- und Ist-Kosten.
Für Letztere benötigt das Unternehmen allerdings eine ausgefeilte "flexible Plankostenrechnung", die bei vielen klein- und mittelständischen Unternehmen eher selten anzutreffen ist und in der Fertigung generell weniger Zuspruch findet. Zwar sind Kosten ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Effizienz, allerdings für technische Ansprechpartner nicht immer nachvollziehbar, da sie auf teilweise komplizierten Algorithmen beruhen und abstrakt anmutende Begrifflichkeiten verwenden.
Wichtig ist es deshalb – wie eingangs erwähnt – eher Produktivitätskennzahlen aufgrund ihrer höheren Anschaulichkeit zu verwenden. Allerdings gibt es dabei nicht nur die eine Produktivitätskennzahl, vielmehr ist das Verhältnis zwischen Output und Input in Abhängigkeit der Einsatzfaktoren nach Anlagen-, Mitarbeiter- und Materialproduktivität zu differenzieren.
Eine oft verwendete Kennzahl hinsichtlich des Maschineneinsatzes ist dabei der OEE. Die Personalproduktivität wird hingegen meist über das Verhältnis zwischen der von den Mitarbeitern "erarbeiteten Sollzeit" (= gefertigte Gutstückzahl x Soll- oder Vorgabezeit pro Stück) und deren "Anwesenheitszeit" gemessen. Die Produktivität des Materialeinsatzes genießt hingegen wenig Aufmerksamkeit in der Produktion, da die Beschaffung der richtigen Materialmenge und -qualität eher Aufgaben von Einkauf und Logistik sind.
Neben diesen Kosten- und Produktivitätsgrößen (Kosten) erfolgt die Messung der Erreichung der fertigungswirtschaftlichen Ziele über die Fertigungsmenge (Leistung), Ausschuss und sonstige Produktionsfehler (Qualität) und die Liefertermintreue (Zeit). Sie bilden die Kategorie der ziel- bzw. output-orientierten Kennzahlen des Produktionscontrollings.
3.3 Prozessorientierte Kennzahlen
Zur Erreichung der Ziele einer Produktion müssen gerade auch die Fertigungsprozesse regelmäßig überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. Hilfreiche Kennzahlen für die Bewertung derselben sind dabei die sog. prozessorientierten Produktionskennzahlen. Hierbei stehen neben der Ermittlung der Durchlaufzeiten vor allem die Messung der Bestände, insbesondere die der Halbfabrikate im Mittelpunkt.
Bestände sind meist auf zu lange Liege- und Transportzeiten und damit zu lange Durchlaufzeiten zurückzuführen. Die dadurch verursachten Lager- und Kapitalbindungskosten (Bestände müssen vorfinanziert werden), gehen zu Lasten der Kosten und der Produktivität. Entsprechend wichtig ist es, dass die Produktionsschritte gut getaktet sind und dadurch ein optimaler Fertigungsfluss entsteht.
Gerade die Optimierung der Fertigungsprozessschritte hat beginnend in den 90er Jahren bis heute unter dem Stichwort "Lean Production" in Verbindung mit "F...