Grundlage der Simulation ist ein Modell. Kennzeichnend für ein Modell ist die Vereinfachung bei der Abbildung der Realität und des Zweckbezugs. Es geht bei der Unternehmenssimulation um zu betrachtende (Ziel-)Größen (z. B. Unternehmenswert, Jahresüberschuss) und deren Beeinflussung durch Parameteränderungen, zum Teil auch als Treiber bezeichnet (z. B. Absatz, Preis).
Der Zweckbezug wirft die Frage nach dem Startpunkt auf, der auf das Verständnis der Zielgröße oder der Wirkungsbeziehung gerichtet werden kann.
In diesem Zusammenhang erscheint es notwendig, zwischen linearem und vernetztem Denken zu unterscheiden. Sehr vereinfacht dargestellt, berücksichtigt das lineare Denken Ziel-Mittel-Beziehungen, die tendenziell hierarchisch und von der Ableitungsrichtung top-down verlaufen. Was beeinflusst mein Ziel und welche Mittel sind zur Erreichung einzusetzen? Diese Frage wird rekursiv gestellt, so dass als Ergebnis ein Treiberbaum entsteht. Aus der Gleichung Deckungsbeitrag = Umsatz – Kosten leiten sich 2 Ziel-Mittel-Richtungen ab: Aus dem Umsatz können preis- oder absatzsteigernde Maßnahmen abgeleitet werden. Aus den Kosten können wiederum Kostensenkungsprogramme abgeleitet werden.
Lineares Denken ist auch mit linearen Funktionen verbunden. Stark vereinfacht lässt sich konstatieren: "Mehr ist besser" und zwar mit konstantem Zielgrößenwachstum. Allerdings zeigt schon das Ertragsgesetz, dass lineare Abhängigkeiten nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme sind.
Beim vernetzen Denken liegt der Schwerpunkt auf der Betrachtung der Beziehung der Modellobjekte. Unabhängig vom Zweck wird nach den wesentlichen Abhängigkeiten des Realitätsausschnitts eines Systems gesucht. Insbesondere zeitdynamische Wirkungsbeziehungen werden betrachtet. Ziel ist es, ein besseres Verständnis der Wirkungsmechanismen zu erlangen. Erst im zweiten Schritt erfolgt die Ausrichtung auf mögliche Zielgrößen. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass bereits bei der Wahl des Modellausschnitts und dem Abstraktionsgrad Zielaspekte eine wichtige Rolle spielen.
Somit stellen die Ziel-Mittel-Disaggregation und die Wirkungsanalyse 2 Pole in einem Kontinuum dar. Lineare Treiberbeziehungen können durch beliebige Verknüpfungen ergänzt werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass das lineare Modell den Blick auf die Vernetzung verstellt, da man sich auf die Einzelwirkungen konzentriert.
Abb. 1 zeigt, dass das traditionelle Controlling die lineare Ziel-Mittel-Sicht in den Vordergrund stellt. Je weiter man jedoch die Sphäre der finanziellen Kennzahlen verlässt und vorlaufende Indikatoren betrachtet, werden nicht-lineare Beziehungen wichtiger. Gleichzeitig sind bei den Modellen im nichtfinanziellen Bereich auch mehr Verhaltensgleichungen abzubilden.
Abb. 1: Treibermodellierung im Controlling
Nicht nur im Absatz- und Beschaffungsbereich sind multivariate, nicht lineare Abhängigkeiten zu betrachten. Auch intern gibt es eine hohe Funktionsvielfalt. Kosten werden bspw. durch vielfältige Treiber beeinflusst (z. B. Komplexitätskosten, Qualitätskosten usw.).