Endre Kamarás, Marco Wolfrum
3.1 Anschaffungskosten
In aller Regel werden die Anschaffungskosten für ein Excel-Add-In deutlich niedriger ausfallen als für eine spezielle Softwarelösung. Dafür bieten solche Speziallösungen dann aber auch Features, die über eine reine Risikoaggregation hinausgehen. Bspw. bieten die drei genannten Lösungen auch Hilfestellung zur Organisation des Risikomanagements, liefern Ergebnisinterpretationen automatisch (wie den Eigenkapitalbedarf, siehe später) oder integrieren, wie der Strategie Navigator, die Risikoaggregation in eine Plattform für eine integrierte Unternehmensführung.
Die Umsetzung mit Excel hat den Vorteil, dass lediglich ein Add-In installiert werden muss und keine eigenständige Softwarelösung. Dies zählt vor allem dann, wenn für die Spezialsoftwarelösungen noch zusätzlich eine Datenbank administriert werden muss. Ein weiterer Vorteil stellt dar, dass die Anwender in einer vertrauten Softwareumgebung arbeiten können, eine Eingewöhnung an eine spezielle Softwarelösung entfällt.
3.2 Weitere Implementierungskosten
Differenzierter zu betrachten sind die weiteren Implementierungskosten. Es gilt in Excel zunächst ein Rechenmodell aufzubauen, mit dem die Risikoaggregation durchgeführt werden kann. Hierbei kann man zwar häufig auf bestehende Excel-Planungsmodelle aufbauen, diese müssen aber in die Lage versetzt werden, mit Unsicherheiten umzugehen. Hierzu ist zunächst sicherzustellen, dass alle unsicheren Plan-Parameter auch als explizite Parameter integriert sind. Bspw. kann es durchaus sein, dass die Planung lediglich die Euro-Werte widerspiegelt und lediglich implizit (und hoffentlich konsistent) relevante Währungskurse eingerechnet sind. Bei mehrperiodischen Modellen muss auch sichergestellt sein, dass die Perioden formeltechnisch aufeinander aufbauen. Entsprechend ist aller Regel schon ein nennenswerter Aufwand notwendig, um ein Risikoaggregationsmodell in Excel aufzubauen. Je nach Komplexität können das nur 1-2 Tage sein, aber unter Umständen auch 10 oder mehr (und dies als vorsichtige Abschätzung bei einem im Aufbau solcher Modelle erfahrenen Experten). Bei diesem Schritt sollte man sich auch als Excel-Spezialist zumindest Hilfestellung von erfahrenen Experten für die methodische Konzeption eines Risikoaggregationsmodells holen.
Während in Excel zunächst ein entsprechendes Risikomodell aufgebaut werden muss, sind in Spezialsoftwarelösungen wie dem Strategie Navigator häufig bereits (anpassbare) Standardmodelle enthalten.
3.3 Flexibilität
Die größere Flexibilität bei der Modellierung bietet dabei in der Praxis Excel. Allerdings ist dies Vor- und Nachteil zugleich. Die größere Flexibilität, dass vor allem der Anwender Excel-Formeln abändern kann (außer man begrenzt dies durch Blattschutz in Excel oder ähnliches), birgt natürlich auch die Gefahr, dass Fehler durch Änderungen eingebaut werden können. Komplexe Modelle sind im Excel kaum zu überblicken bzw. sind aufwendig zu bedienen und sind relativ fehlerfällig und fehleranfällig gegenüber Änderungen. Unter Umständen können dies auch Fehler sein, die nicht sofort ins Auge springen, und damit unbemerkt bleiben (obwohl sie vielleicht große Auswirkungen auf die Ergebnisse haben).
Weiterhin sind in Spezial-Softwarelösungen meist schon Standardreports für wesentliche Ergebnisse enthalten. Schon alleine die Darstellung einer Ergebnisverteilung in einem Histogramm oder gar die Bandbreitendarstellung im Zeitverlauf ist derzeit in Excel doch mit einigen Mühen versehen. Darüber hinaus ist im Strategie Navigator bspw. auch ein Finanzkennzahlenrating integriert, das u. a. auch erlaubt die Bandbreite des zukünftigen Ratings aufzuzeigen. Auch stößt Excel bei komplexeren Modellen schnell an seine Grenzen. Statt weniger Sekunden kann eine Simulation dann gut und gerne auch einige Stunden dauern. Dauert die Auswertung zu lange erschwert es den praktischen Einsatz erheblich und führt – im schlimmsten Fall – zur Vernachlässigung der Risikoaggregation.
3.4 Datensicherheit und Rechtekonzept
Letztlich ist es in den Spezialsoftwarelösungen meist einfacher möglich, ein Rechtekonzept umzusetzen. Bspw. kann es durchaus gewollt sein, dass nicht alle Inputgeber für Risikoinformationen den Einblick in die gesamte Unternehmensplanung oder auch in Risiken anderer Bereiche haben. Solche eingeschränkten Lese- und Schreibrechte sind in Excel nur in gewissen Grenzen umsetzbar bzw. macht die Modellierung über beispielweise verknüpfte Dateien noch komplexer (und fehleranfälliger).
In der Praxis zeigt sich, dass Excel in Verbindung mit Simulations-Add-Ins gut geeignet ist, erste Schritte beim Thema Risikoaggregation zu unterstützen oder aber auch Prototypen für spätere Produktivsysteme zu erstellen. Spezialsoftwarelösungen bieten aber mehr Komfort und sind daher meist vorzuziehen.