Endre Kamarás, Marco Wolfrum
Mögliche (voreingestellte) Risikoarten
Risiken lassen sich (unter Simulationsgesichtspunkten) in zwei Gruppen untergliedern:
- Planungsunsicherheiten: Hierbei werden Plangrößen wie Absatzmenge, Materialpreise oder Währungskurse durch eine Verteilung beschrieben (typischerweise Dreiecksverteilung oder Normalverteilung). Bei diesen ist der Risikoeintritt quasi sicher (Eintrittswahrscheinlichkeit 100 %), es ist lediglich unsicher, in welcher Höhe das Risiko eintritt.
- Ereignisorientierte Risiken, die durch (größere) besondere einzelne Ereignisse hervorgerufen werden ("ereignisorientierte Risiken"), die sich meist durch eine Szenarioverteilung mit unsicheren Schadenshöhen beschreiben lassen (bspw. die Kombination einer Ja-Nein-Verteilung für den unsicheren Risikoeintritt und einer Dreiecksverteilung für die unsichere Schadenshöhe im Falle des Risikoeintritts).
Notwendig für die Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs mittels Risikoaggregation ist die Verbindung von diesen Risiken mit der Unternehmensplanung. Jedes Risiko wirkt auf (mindestens) eine Position der Plan-Erfolgsrechnung (GuV) oder Plan-Bilanz und kann dort Planabweichungen verursachen.
4.2.1 Planungsunsicherheiten
Wirkung vieler kleiner Risiken vereinfachend im Zusammenhang modellieren
Planungsunsicherheiten charakterisieren die Summe vieler mehr oder weniger kleiner Unsicherheiten, die zur Abweichungen gegenüber den Planwerten führen können. Diese Schwankungen werden zusammengefasst und als Schwankung der wichtigsten Planungspositionen quantifiziert. Dabei wurde nach Diskussion mit dem Management davon ausgegangen, dass in dem abgeschlossenen Jahr Chancen bei der Absatzmenge realisiert wurden, die im nächsten Jahr im Mittel so nicht erneut erwartet werden können. Da die Planung jedoch gegenüber dem Istjahr keinen Umsatzrückgang aufweist, stellt diese eher ein optimistisches Szenario dar. Man geht davon aus, dass der Planwert maximal um 5 % unterschritten werden kann, als wahrscheinlichster Fall ein Rückgang um 2 % anzusehen ist und im Falle einer sehr positiven Entwicklung auch Planüberschreitung um bis zu 3 % möglich ist.
Die anderen Planungspositionen wurden ohne nennenswerte Chancen- oder Gefahrenüberhang betrachtet und deswegen mit Hilfe einer Normalverteilung beschrieben. Die quantifizierten Risiken können aus Tab. 2 entnommen werden.
Planungsunsicherheiten |
|
Normalverteilung |
Dreiecksverteilung |
|
Standardabweichung |
kleinster Wert (Min) |
häufigster Wert (Mod) |
größter Wert (Max) |
Mengenschwankung |
0 % |
-5 % |
-2 % |
3 % |
Preisschwankung |
2 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Materialkosten Schwankungen |
5 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Personalkosten Schwankungen |
3 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Schwankungen Sonstige Kosten |
1 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Schwankungen Debitorenfrist |
2 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Schwankungen Vorratsreichweite |
2 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Tab. 2: Planungsunsicherheiten
Weiterhin wird unterstellt, dass Materialpreisschwankungen teilweise über den Preis auf Kunden übertragen werden können und deswegen wird (vereinfachend) eine Korrelation von 0,5 zwischen beiden Schwankungen (Materialpreis und Absatzpreis) erfasst. Eine Korrelation zwischen Menge und Preis wurde nicht betrachtet, das Management geht also davon aus, dass Absatzpreisänderungen keine (nennenswerten) Absatzmengenänderung hervorrufen.
4.2.2 Ereignisorientierte Risiken
Separate Betrachtung einzelner wichtiger Risiken
Das Beispielunternehmen führte eine Risikoidentifikation durch und hat dabei zwei wesentliche ereignisorientierte Risiken identifiziert: Risiken aus Haftpflichtschäden und Risiken durch Sachanlageschäden (s. Tab. 3).
Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt von Haftpflichtschäden wird auf 10 % pro Jahr geschätzt. Die Auswirkung auf das Ergebnis (bei Eintritt des Risikos) können von 3 Mio. (Mindestwert) bis 10 Mio. (Maximalwert) reichen, wobei der Schaden mit der höchsten Wahrscheinlichkeit bei 5 Mio. liegt.
Sachanlageschäden werden mit einem Eintritt durchschnittlich 1-mal in 20 Jahren (5 % Eintrittswahrscheinlichkeit) als seltenere Ereignisse gesehen. Die potenziellen Schäden sind jedoch höher mit einem Mindestwert von 5 Mio. EUR und Maximalwert von 12 Mio. EUR (wahrscheinlichster Schaden 8 Mio. EUR).
Haftpflichtschäden |
Realistischer Höchstschaden |
alle 10 Jahre / Wahrscheinlichkeit von 10 % |
Schematische Schadensverteilung |
Dreiecksverteilung, kleinster Wert (Min)=3. Mio. EUR, häufigster Wert (Mod)=5 Mio. EUR, rößter Wert (Max)=10 Mio. EUR |
Risiken durch Sachanlageschäden |
Kleinschaden |
alle 20 Jahre / Wahrscheinlichkeit von 5 % |
Schematische Schadensverteilung |
Dreiecksverteilung, kleinster Wert (Min)=5 Mio. EUR, häufigster Wert (Mod)=8 Mio. EUR, größter Wert (Max)=12 Mio. EUR |
Tab. 3: Schäden wegen Haftpflicht und Sachanlagen
Vereinfachend wird bei diesen Risiken nicht unterschieden, dass sie sich ggf. bei unterschiedlichen Planpositionen auswirken können. Stattdessen wird die Gewinnauswirkung direkt beim Gewinn vor Steuern berücksichtigt.