Üblicherweise erfolgt die Preisbildung für neue Produkte, indem auf die Selbstkosten ein Gewinnzuschlag kalkuliert wird. Der Preis wird dann abgeleitet als:
Preis = vorkalkulierte Selbstkosten (1 + g/100) |
Alternativ kann bei Anwendung einer Teilkostenrechnung der Preis über Soll-Deckungsbeiträge bestimmt werden. Der Preis ergibt sich dann als:
Der Soll-Deckungsbeitragszuschlag wird dabei aus der Gesamtplanung der Produkte abgeleitet. Die Preisbildung erfolgt bei einer solchen Vorgehensweise nach der Fragestellung: Was wird das Produkt kosten?
Target Costing
Im Gegensatz dazu wird beim Target Costing die Frage in den Vordergrund gestellt:
Was darf das Produkt kosten?Ausgangspunkt der Überlegungen ist dabei ein wettbewerbsfähiger Marktpreis für das neue Produkt. Von diesem Marktpreis wird die Gewinnmarge des Unternehmens abgezogen, die aus der geplanten Umsatzrendite abgeleitet wird. Ergebnis sind dann die sogenannten "allowable costs", aus denen die Targets, die Zielvorgaben der Kosten, abgeleitet werden.
Man kann davon ausgehen, dass die "allowable costs" i.d.R. weit unterhalb der kalkulierten Kosten ("drifting costs") liegen, so dass die Erreichung der Kostentargets nur mit intensiven Anstrengungen möglich sein wird.
Ausgangsbasis des Target Costing ist somit die Planung der Zielkosten für neue Erzeugnisse. Für innovative Neuprodukte wird als Methode das "Market into Company Verfahren" vorgeschlagen. Die Target Costs werden dabei direkt aus den am Kundenmarkt erzielbaren Preisen und der Gewinnplanung abgeleitet.
Gegebenenfalls wird neben dem Gewinn noch ein Risikoabzug gemacht, der die Unsicherheiten der Planung abfangen soll.
Erlaubte Kosten
Die so ermittelten Zielkosten stellen die vom Markt erlaubten Kosten dar (allowable costs). Sie sind die geplanten Kosten, die höchstens für das Produkt anfallen dürfen.
Die Vorgehensweise macht deutlich, dass die Zielkosten ohne Rücksichtnahme auf die im Unternehmen vorhandenen Technologie- und Verfahrensstandards festgelegt werden.
Die insgesamt für das Produkt ermittelten Zielkosten werden anschließend auf die einzelnen Produktbestandteile, d. h. auf eine Ebene heruntergebrochen, die einzelnen Abteilungen bzw. Teams zugeordnet werden kann. Dieser Vorgang wird als Zielkostenplanung bezeichnet. Es erfolgt eine Aufspaltung über Produktfunktionen, Produktkomponenten und Produktteile.
Bei der Zielkostenplanung wird in folgenden Schritten vorgegangen:
- Festlegung der Funktionsstruktur des neuen Produkts auf Basis des vom Markt verlangten Leistungsprofils. Dabei werden harte und weiche Funktionen unterschieden (hart = technische Leistung, weich = Benutzerfreundlichkeit).
- Durchführung von Kundenbefragungen und Gewichtung der Produktfunktionen.
- Erstellung eines Grobentwurfs für das neue Produkt mit Festlegung der Produktkomponenten, aus denen sich das Produkt zusammensetzt und die die Produktfunktionen erfüllen.
- Kostenplanung und Kalkulation der Produktkomponenten, d. h. der einzelnen Produktteile einschließlich aller weiterer produktbezogener Leistungen, die einfließen.
- Gewichtung der Produktkomponenten für die Realisierung der harten und weichen Funktionen.
- Errechnung von Zielkostenindices für die einzelnen Produktkomponenten.
- Optimierung der Zielkostenindices mit Hilfe eines Zielkostenkontrolldiagramms.
- Realisierung notwendiger, weiterer Kostensenkungen z. B. durch Anwendung der Wertanalyse, bis zur Erreichung des Kostentargets.
Zielkostenplanung
Die Vorgehensweise soll am Beispiel eines Tintenschreibers verdeutlicht werden.
Schritt 1:
Festlegung der Funktionsstruktur des neuen Produkts auf Basis des vom Markt verlangten Leistungsprofils, Bestimmung der Funktionsstruktur des neuen Produkts nach Maßgabe des vom Markt definierten Leistungsprofils.
Als erstes werden die einzelnen Funktionen festgelegt, die das Produkt erfüllen soll. Dabei werden harte und weiche Funktionen unterschieden. Bei der Kundenbefragung wurde den harten Funktionen ein Gewicht von insgesamt 35% und den weichen Funktionen ein Gewicht von insgesamt 65% beigemessen.
Harte Funktionen:
h1 |
= markieren |
h2 |
= mit Tinte versorgen |
h3 |
= Tinte führen |
h4 |
= Spitze befestigen |
h5 |
= Tinte speichern |
h6 |
= Schaftraum bereitstellen |
h7 |
= Federhalter ventilieren |
h8 |
= vor dem Auslaufen schützen |
h9 |
= Inneres schützen |
h10 |
= innere Teile versorgen |
h11 |
= Federring befestigen |
h12 |
= Verschlußkappe befestigen |
h13 |
= vor Tintenverdunstung schützen |
h14 |
= Tinte ansaugen |
h15 |
= Spitze schützen |
Weiche Funktionen:
w1 |
= Schreibgefühl |
w1-1 |
= Geschmeidigkeit |
w1-2 |
= Federstrich |
w1-3 |
= Tintenversorgung |
w1-4 |
= Ausgeglichenheit der Spitze |
w2 |
= Design |
w3 |
= Aufmachung |
w3-1 |
= Darstellung des Herstellernamens |
w3-2 |
= Darstellung des Produktnamens |
w3-3 |
= Darstellung der Tintenfarbe |
w4 |
= Schreibbild |
w4-1 |
= Farbqualität |
w4-2 |
= Einheitlichkeit der Linienführung |
w4-3 |
= Farbkonsistenz |
w4-4 |
= Tintenklecksen |
w4-5 |
= Farbgleichmäßigkeit |
w5 |
= Gebrauchskomfort |
w5-1 |
= Kappen- und Federhalterpaßform |
w5-2 |
= Größenkomfort |
w5-3 |
= Halterungshandling |
w5-4 |
= F... |