Tobias Kocholl, Dominik Klehr
Zusammenfassung
- Angesichts der anhaltenden, multiplen Krisen gewinnt eine flexible und integrierte Finanzkonzernplanung, die von der GuV über wichtige Bilanzkennzahlen bis zum Cashflow reicht, für den in der Fallstudie beschriebenen Konzern an Bedeutung.
- Zur Verbesserung der konzernweiten Finanzplanung wurde ein integriertes Treibermodell aufgebaut, welche die Spezifika der einzelnen Geschäftseinheiten berücksichtigt und gleichzeitig zur konzernweiten Simulation benutzt werden kann.
- Die treiberbasierte Konzernfinanzplanung ermöglicht es dem Konzern, die Planungsaktivitäten auf externe und interne sowie zentrale und dezentrale Treiber zu stützen, die die Leistung und Rentabilität des Unternehmens wesentlich beeinflussen.
- Dadurch können nicht nur die Effizienz und Effektivität in der Finanzplanung gesteigert, sondern auch wesentliche Auswirkungen durch Änderungen in Werttreibern auf die Konzerngrößen simuliert werden.
- Die Fallstudie unterstreicht die Bedeutung eines ambitionierten, aber realistischen Projektumfangs, klar definierter Ziele und einer stufenweisen Herangehensweise. Alle relevanten Stakeholder sollten frühzeitig einbezogen und der Wandel gefördert werden.
1 Die Relevanz einer treiberbasierten Planung in volatilen Zeiten
1.1 Planung in unsicheren Zeiten
Unternehmen stehen heutzutage vor der Herausforderung, schnell und flexibel auf sich ständig ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Angesichts der steigenden Unsicherheit und Volatilität in der Geschäftswelt ist eine effektive und effiziente Finanzplanung von entscheidender Bedeutung für den langfristigen Erfolg. Diese ermöglicht es der Finanzorganisation unter der Leitung des CFOs, die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu überwachen, potenzielle Risiken zu identifizieren und strategische Maßnahmen zu ergreifen, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. Der Erfolg eines Unternehmens hängt dabei von einer Vielzahl von Faktoren ab.
In diesem Kontext gewinnt die treiberbasierte Planung zunehmend an Bedeutung. Diese Planungsphilosophie konzentriert sich auf die Identifizierung und Analyse von Schlüsselfaktoren, die unmittelbar die Profitabilität oder Leistungsfähigkeit eines Unternehmens beeinflussen, auch bekannt als Treiber. Durch eine treiberbasierte Finanzplanung werden die wichtigsten internen und externen Einflussgrößen identifiziert und die Planung auf ihre Entwicklung ausgerichtet. Moderne Planungssoftware unterstützt diesen Prozess, indem sie vorhandene Daten und hinterlegte Treibermodelle nutzt, um mögliche Szenarien zu berechnen und zu simulieren. Diese Softwarelösungen, kombiniert mit einer fundierten Analyse der wesentlichen Einflussfaktoren, tragen dazu bei, die Planung effizienter und effektiver zu gestalten.
Trotz des wachsenden Bewusstseins für die Bedeutung der Planung in volatilen Zeiten sind die meisten Unternehmen in diesem Bereich noch nicht optimal aufgestellt. Die Effizienz und der Nutzen der Planung bleiben oft hinter den Erwartungen zurück. Die Planungs- und Forecastprozesse erfordern kontinuierlich Ressourcen von Controllern sowie erhebliche Kapazitäten in den operativen Geschäftsbereichen und Management. Die Qualität der Ergebnisse ist oft nicht zufriedenstellend, insbesondere die Transparenz bezüglich der strategischen Einflüsse und Ambitionen bleibt häufig auf der Strecke. Zusätzlich ist die genutzte IT Unterstützung häufig nicht mehr auf dem aktuellsten Stand und bedarf daher einer Modernisierung, wie auch bei dem in dieser Fallstudie beschriebenen Unternehmen.
1.2 Kurzvorstellung des Unternehmens
Das in der Fallstudie beschriebene, börsennotierte Unternehmen ist ein international operierender Weltmarktführer in der Chemie-Branche. Der Konzern ist in über 100 Ländern aktiv, erwirtschaftete im Jahr 2023 über 15 Mrd. EUR und beschäftigt weltweit mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
2 Ausgangslage und Zielsetzung
Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um die heterogene Planungslandschaft innerhalb des Konzerns zu harmonisieren und modernisieren. Zum Zeitpunkt des Projektstarts war die Planung durch einen zeitaufwändigen Bottom-up-Prozess geprägt, bei dem Werte auf der untersten Ebene generiert und dann nach oben aggregiert wurden. Dies führte zu langwierigen Iterationen und Abstimmungsprozessen, insbesondere bei der Integration strategischer Konzernvorgaben. Simulationen und die effiziente Bearbeitung von Ad-hoc-Anfragen auf Basis veränderter Rahmenbedingungen waren nur eingeschränkt möglich und erforderten einen hohen Einsatz von Ressourcen.
Die zentrale Vision besteht darin, eine zentrale, konzernweite Planungsplattform in einem modernen Planungstool zu etablieren. Das Rückgrat des Planungstools bildet ein integriertes Treibermodell, das die Spezifika der einzelnen Geschäftseinheiten abbildet. Die zentrale und dezentrale Anpassung der Treiber ermöglicht eine konsistente und flexible Simulationsmöglichkeit sowie Szenario-Planung über den gesamten Konzern hinweg. Um einen einheitlichen und harmonisierten Ansatz im gesamten Unternehmen zu etablieren, sollen dieselben Logiken für verschiedene Planungsanläss...