Eine eindeutige Formel zur Ermittlung des Unternehmenswertes gibt es nicht, da zu viele Faktoren den Kaufpreis beeinflussen können. In der Praxis haben sich die beiden folgenden Verfahren bewährt.
3.1 Wertermittlung nach dem Ertragswertverfahren mit dem Kapitalisierungszinsfuß
Beim Ertragswertverfahren wird der vermutete zukünftige Jahresgewinn (in unserem Fall das angepasste Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) in Relation zu einem Kapitalisierungszinsfuß gesetzt. Dieser Zinsfuß wird gebildet durch die Summe aus einem Basiszinssatz für eine sichere Anlageform (z. B. langjährige deutsche Bundesanleihen) zuzüglich eines Risikoaufschlags für das Unternehmerrisiko.
Der Risikoaufschlag wird ermittelt, indem das zu übernehmende Unternehmen mit dem Risiko anderer Investitionstypen verglichen wird. Ist z. B. eine Branche stabil, könnte das Risiko etwa mit Bundesanleihen verglichen werden. Je höher ein Risiko, umso niedriger ist der Kaufpreis, oder anders formuliert: Der Ertragswert ist umso höher, je niedriger der Kapitalisierungszinsfuß ist.
Die vollständige Formel für die Wertermittlung in Zelle O34 der Tabelle Ermittlung Unternehmenswert lautet (s. Abb. 7): =O16/$O$32
Oder ausgedrückt mit den entsprechenden Größen:
= Zukünftiger durchschn. Jahresgewinn * 100/Kapitalisierungszinsfuß
Beispiel
Der zukünftige durchschnittliche, angepasste Jahresgewinn des zu veräußernden Unternehmens beträgt 100.000 EUR. Der Verkäufer unterstellt eine Kapitalverzinsung von 8 Prozent. Es ist also zu ermitteln, wie viel Kapital ein Käufer anlegen müsste, um bei einer 8-prozentigen Verzinsung 100.000 EUR Zinsen zu erhalten. Der Verkaufspreis liegt aus Sicht des Verkäufers somit bei 1.250.000 EUR.
Bei kleinen Unternehmen ist dieser Rechenweg nur sehr bedingt bzw. reduziert anzuwenden, da er sich ausschließlich auf die Verzinsung des Kapitals ohne (wesentliche) Mitarbeit des Käufers im Unternehmen bezieht. Muss der Nachfolger seinen Unternehmerlohn durch eigene Mitarbeit mitfinanzieren, muss dies auf jeden Fall angemessen berücksichtigt werden.
Falls der Käufer den Zinsfuß aufgrund von Defiziten bei den "weichen" Faktoren auf 10 Prozent erhöht, verringert sich der Kaufpreis aus Sicht des Käufers auf 1.000.000 EUR.
Dieser Kapitalisierungszinsfuß hat daher einen maßgeblichen Einfluss auf die Wertermittlung.
Tatsächlich schwankt der bei kleinen und mittleren Unternehmen angesetzte Kapitalisierungszinsfuß in der Praxis zwischen 7 und 10 Prozent, in der Rechtsprechung zwischen 5 und 12 Prozent.
3.2 Wertermittlung nach der Gewinnmultiplikation
Bei kleineren Unternehmen, wie beispielsweise im Einzelhandel, wird der vermutete zukünftige Jahresgewinn häufig mit einem Rechenfaktor multipliziert. Je nach Ruf, Standort, Image usw. werden unterschiedliche Sätze angewandt.
Die Formel für die Wertermittlung nach der Gewinnmultiplikation in Zelle O50 der Tabelle Ermittlung Unternehmenswert lautet (s. Abb. 7): =O40 * O48
Oder ausgedrückt mit den entsprechenden Größen:
= Zukünftiger durchschn. Jahresgewinn * Multiplikator
Nachfolgend sehen Sie eine Übersicht für Gewinnmultiplikatoren einzelner Branchen (s. Tab. 1).
Branche (Auswahl) |
Mindestsatz |
Mittelwert |
Höchstsatz |
Apotheken |
4,00 |
5,75 |
7,50 |
Baubranche |
3,00 |
4,50 |
6,00 |
Buchhandlungen |
3,50 |
5,00 |
7,00 |
Chemie |
5,00 |
7,00 |
9,00 |
Computerhandel |
3,00 |
4,50 |
6,00 |
Elektrotechnik |
5,00 |
6,00 |
7,00 |
Gaststätten |
3,75 |
5,25 |
7,50 |
Großhandel |
6,50 |
8,75 |
11,00 |
Handel, allgemein |
5,00 |
6,50 |
8,00 |
Handelsvertretungen |
3,50 |
6,00 |
7,50 |
Kfz-Handel |
5,25 |
6,00 |
7,00 |
Kioske |
5,25 |
6,50 |
7,75 |
Maschinen/Anlagenbau |
5,00 |
5,50 |
6,00 |
Metallverarbeitung |
4,00 |
3,00 |
6,00 |
Möbelhandlungen |
4,00 |
5,50 |
7,25 |
Nahrungsmittel |
3,75 |
5,00 |
6,25 |
Optiker |
4,75 |
6,00 |
7,25 |
Software |
3,00 |
3,50 |
4,00 |
Textil |
4,00 |
4,50 |
5,00 |
Buchverlage |
5,25 |
6,75 |
9,25 |
Zeitungen |
5,50 |
6,25 |
7,00 |
Tab. 1: Übersicht über Gewinnmultiplikatoren einzelner Branchen
3.3 Ausgangswert festlegen
In der Musterlösung können Sie als Ausgangswert wählen zwischen dem Durchschnittswert eines Dreijahres- oder eines Fünfjahreszeitraums. Diese Auswahl erfolgt über Schaltflächen mit hinterlegten Makros. Sie bewerkstelligen dies mit den folgenden Arbeitsschritten:
Schaltfläche mit Makros hinterlegen
- Prüfen Sie zunächst, ob das Menüband Entwicklertools sichtbar ist. Falls nicht, wählen Sie Datei → Optionen und anschließend die Rubrik Menüband anpassen. Aktivieren Sie unter Hauptregisterkarten den Eintrag Entwicklertools und bestätigen mit OK.
- Aktivieren Sie im Menüband Steuerelemente die Symbolschaltfläche Einfügen und anschließend im Bereich Formularsteuerelemente die Auswahl Schaltfläche. Erstellen Sie drei gleich große Schaltflächen, denen Sie die entsprechende Beschriftung zuweisen (s. Abb. 7).
- Wählen Sie nun – ebenfalls aus dem Menüband Entwicklertools – den Befehl Makro aufzeichnen, und geben Sie einen Namen für das erste zu erstellende Makro an. Dieses soll der ersten Schaltfläche zugeordnet werden.
- Platzieren Sie den Cursor in die Zelle, in die das zukünftig angenommene Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit übertragen werden soll.
- Geben Sie ein Istzeichen (=) ein, wechseln Sie in die Registerkarte Unternehmensbewertung Vorjahre, markieren Sie den Wert für die Fünfjahresb...