Rosemarie Pichler, Stefan Gerdes
S/4HANA als Enabler einer buchhalterischen Ergebnisrechnung
Unter S/4HANA ist die buchhalterische Ergebnisrechnung nun auch für die interne Steuerung geeignet. Die Verwendung der buchhalterischen Ergebnisrechnung führt zu zwei wesentlichen Vorteilen:
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Eine Quelle der Datenwahrheit: Finanzen und Controlling beziehen sich auf dieselbe Datenbasis. Eine Überleitung ist daher per Definition nicht mehr notwendig. |
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Echtzeit Reporting: Die Daten der Ergebnisrechnung stehen zum Zeitpunkt der Buchung zur Verfügung. |
Um diese beiden Vorteile zu erreichen, müssen jedoch Regeln in der Konzeption der Ergebnisrechnung beachtet werden. Nicht alles, was in der kalkulatorischen Ergebnisrechnung als richtig erachtet wurde, gilt auch für die buchhalterische.
In diesem Kapitel werden wir auf die Änderungen in der buchhalterischen Ergebnisrechnung unter S/4HANA eingehen. Die besprochenen Funktionen stehen größtenteils bereits heute zur Verfügung, andere werden für die neuen Releases erwartet (z. B. parallele Bewertung der Herstellkosten für Legal, Konzern und Profit Center). Ergänzend zu den Änderungen geben wir Empfehlungen zum Best-Practice Aufbau einer buchhalterischen Ergebnisrechnung. Abb. 4 fasst die im Weiteren besprochenen Empfehlungen zusammen.
Abb. 4: Empfehlungen für eine integrierte Ergebnisrechnung mit S/4HANA
Punkt 1: Keine kalkulatorischen Ansätze
Verzicht auf kalkulatorische Kosten wird empfohlen
Leitgedanke zum Aufbau der integrierten Vertriebsergebnisrechnung mit S/4HANA muss die Identität zwischen Finanzen und Controlling sein. Für die gesamte Struktur der Ergebnisrechnung bedeutet dies den Verzicht auf kalkulatorische Kosten, die nur im Controlling angesetzt werden (Anderskosten). Zwar ist die Buchung kalkulatorischer Kosten auch unter S/4HANA möglich, jedoch kann hier einer der Hauptvorteile – die Identität zwischen Finanzen und Controlling – nicht erreicht werden.
Als kalkulatorische Kosten werden häufig kalkulatorische Zinsen und kalkulatorische Abschreibungen eingesetzt. Kalkulatorische Abschreibungen sind nicht notwendig, wenn die Abschreibungsdauer der betriebswirtschaftlich sinnvollen/üblichen Nutzungsdauer entspricht. Wird nach IFRS berichtet, ist dieser Grundsatz gegeben. Der Einsatz kalkulatorischer Zinsen kann auch in R/3 nicht empfohlen werden. Die Berücksichtigung der Kapitalseite sollte vielmehr über Kennzahlen des Kapitaleinsatzes (Anlagen, Bestand, Forderungen, Verbindlichkeiten) erfolgen. Diese stellen eine wesentlich bessere Beachtung der Kapitalseite dar und vermeiden ungleiche Kosten in Finanzen und Controlling.
Punkt 2: Umsatz, Umsatzschmälerungen und Sondereinzelkosten des Vertriebs:
Echte SD-Konditionen für umsatzproportionale Kosten
Auch hier gilt der Leitgedanke der Identität zwischen Finanzen und Controlling. Angewandt auf diesen Abschnitt der Ergebnisrechnung bedingt dies die Verwendung echter SD-Konditionen (SD: Sales and Distribution). Diese unterstützen die genannten Vorteile der neuen buchhalterischen Ergebnisrechnung:
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Durch die Verwendung echter SD-Konditionen wird eine Buchung auf Sachkonten ausgelöst (z. B. Aufwand aus Rückstellungen für Frachtkosten an Rückstellungen für Frachtkosten). Damit ist die Identität zwischen Finanzen und Controlling sichergestellt. |
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Die Verwendung von echten SD-Konditionen führt auch dazu, dass die Werte im Universal Journal zum Zeitpunkt der Faktura zur Verfügung stehen und nicht erst mit dem Eingang der Rechnung (z. B. für Frachtkosten: Diese Rechnung ist dann aufwandsneutral und läuft gegen das Rückstellungskonto) oder mit der Abrechnung von Istkosten auf die Merkmale der Ergebnisrechnung am Monatsende. |
Punkt 3: Herstellkosten:
Herstellkosten auf Kontenebene verfügbar
In R/3 werden die Herstellkosten in der buchhalterischen Ergebnisrechnung über das Warenausgangskonto abgebildet. Ein Aufriss analog dem Kostenelementeschema ist in R/3 nur in der kalkulatorischen Ergebnisrechnung möglich. In S/4HANA ist dieser Aufriss nun auch in der buchhalterischen Ergebnisrechnung verfügbar. Dazu wird die Warenausgangsbuchung in einem zweiten Schritt auf die Kostenelemente gesplittet. Dies geschieht anhand von zusätzlich zu definierenden Konten.
Abb. 5: Splitt Standardherstellkosten auf Konten
Abb. 5 zeigt den Splitt der Standardherstellkosten auf Sachkonten. Die originäre Buchung ist der Warenausgang auf dem Konto "Kosten des Umsatzes (COGS)". Mit S/4HANA werden zusätzliche Informationen mitgebucht: Unter Punkt 2 werden bereits beim Warenausgang zusätzliche Merkmale im Buchungsbeleg der Tabelle ACDOCA (ACounting DOcument Actual) eingestellt (wie Material, Kunden, Produktgruppe). Damit kann auch ein Reporting nach dem Gesamtkostenverfahren mit diesen Merkmalen aufgerissen werden. Unter Punkt 3 wird der Splitt unter Berücksichtigung der Standardherstellkosten vorgenommen: Über ein Verrechnungskonto wird das Konto "Kosten des Umsatzes" ausgebucht und dann gesplittet nach dem Kostenelementeschema wieder auf zusätzlichen Konten eingebucht. Dazu werden im Buchungsbeleg de...