Es gibt nur eine allgemeine Vorstellung über Wissen
Wen auch immer man fragt, was er unter dem Begriff "Wissen" versteht, dessen Reaktion ist meistens Überraschung ob der scheinbaren Banalität der Frage, kurzes Einhalten und Reflexion und dann das Bekenntnis, dass man das so einfach nicht sagen könne. Und dann kommt dennoch ein Versuch zur Erklärung:
- Wissen ist das Ergebnis von Lernen.
- Wissen ist ein Konglomerat aus Erfahrungen, Beobachtungen und Fakten, diversen Zusammenhängen.
- Wissen ist oder ist nicht gleich Information.
1.1 Definitionsversuche für Wissen
Auf der Suche nach einer "legitimierten Definition" finden sich im gemeinsamen Glossar der Gesellschaft für Wissensmanagement (DE), des Swiss Knowledge Management Forums (CH) und des Forums Wissensmanagement (AT) folgende Vorschläge und Verweise auf Quellen, wobei sich die Akteure offenbar nicht auf eine gemeinsame Definition einigen konnten.
Verschiedene Definitionen von Wissen:
- Wissen entsteht durch einen individuellen Prozess der Veränderung kognitiver Strukturen und ermöglicht Handlungen. Wissen im engeren Sinn ist immer an Personen gebunden.
- Wissen ist die Befähigung zum effektiven Handeln. ("Knowledge is the capability for effective action.")
- Wissen ist immer an den Menschen gebunden: Wissen bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Es wird von Individuen konstruiert und repräsentiert deren Erwartungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.
Wissensgesellschaft
Die Definitionen sind also nicht klar, auch wenn es eine Tendenz dahingehend gibt, dass Wissen einerseits an Menschen gebunden ist und andererseits Handeln ermöglicht. Allgemein herrscht Konsens darüber, dass wir uns in der Wissensgesellschaft befinden. Die moderne Wissensgesellschaft unterscheidet sich aus einem ganz fundamentalen Grund von allen Phasen der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung vorher, weil diese von Knappheit geprägt waren, während Wissen grundsätzlich teilbar und damit eben nicht knapp (und daher "teuer") ist.
1.2 Eigenschaften von Wissen
Wissen ist teilbar und unterscheidet sich damit radikal von materiellen Ressourcen
Wissen ist im Gegensatz zu Gold, Öl, Geld oder fruchtbarem Ackerland nicht knapp. Es ist grundsätzlich nicht beschränkt und grundsätzlich unbegrenzt teilbar, auch wenn der Prozess "Wissen teilen" häufig genug aufwendig wird. Wissen ist transferierbar, der Wissende kann es mit Dritten teilen, ohne dass er selbst schlechter gestellt wäre.
Das ist der zentrale Unterschied zu Geld oder Rohstoffen, die entweder von einem oder vom anderen oder von beiden zu unterschiedlichen Teilen, aber niemals mehrfach besessen werden können. Für alle Güter, die "knapp" sind, bilden sich über Märkte mehr oder weniger effiziente Preise heraus, die damit eine Wertbeimessung anzeigen. Für Güter, die aufgrund der Teilbarkeit eben nicht knapp sind, sind die Bewertung und Preisfindung nicht ganz so einfach.
Wissen als Ressource ist für Controller noch relativ unfassbar
Wenn aber "Wissen" teilbar und nicht knapp ist und keinen eindeutigen Preis hat, warum wird es dann nicht "freigiebig geteilt" oder "im Überfluss" in Wertschöpfungsprozesse und Produkte eingebracht? Hier zeigt sich schon ein Teil der Problematik, die noch nicht ganz gelöst ist. Besonders die Frage nach dem "Wert von Wissen" ist sehr interessant für Controller, die den Einsatz in betrieblichen Wertschöpfungsprozessen optimieren wollen. Die Strömungen, die sich aus der betriebswirtschaftlichen Theorieentwicklung mit diesen Fragen befassen, sind unter dem Begriff "resource-based view of the firm" inzwischen gut verankert.
Eine andere Eigenschaft von Wissen können wir anhand der Begriffe "explizit" und "implizit" erklären. Manche Erkenntnisse oder Regeln (gesetzliche und funktionale), wie z. B. die des Rechnungswesens, sind explizit formuliert, können in vielfältiger Weise weitergegeben werden und dienen als Grundlage für standardisiertes Arbeiten. Andere Konzepte bleiben implizit – weil sie schlecht formuliert sind oder weil sie absichtlich vage gehalten werden.
1.3 Wissen im Wertschöpfungsprozess
In den letzten Dekaden führte nicht zuletzt der Einfluss von Controllern zu radikalen Veränderungen im Verständnis und Wirken von betriebswirtschaftlichen Geschäftsprozessen. Der Ressourceneinsatz wurde optimiert, technische Prozesse bis an die physikalischen Grenzen herangeführt (etwa Fertigungsgenauigkeiten bei Computerchips im Bereich von wenigen Atomschichten) und die Produktivität von Mitarbeitern enorm verbessert.
Wertschöpfungsprozesse ändern sich
Durch zunehmende...