Dr. Hendrik Vater, Elena Bail
Primäres Ziel des Working Capital Managements ist die Reduzierung des im Unternehmen gebundenen Umlaufvermögens und die daraus resultierende Freisetzung von Liquidität bzw. Erhöhung des Cashflows. Gleichzeitig sind dabei die Einsparung von Kapitalkosten und die Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität von Bedeutung.
Die finanziellen Wirkungen erfolgreichen Working Capital Managements erstrecken sich damit auf 2 unterschiedlichen Ebenen, nämlich:
- Liquidität und
- Profitabilität.
Einmaleffekte und dauerhafte Wirkung unterscheiden
Für beide Ebenen können direkte und indirekte Verbesserungen unterschieden werden, die im Folgenden noch weiter ausgeführt werden. Grundsätzlich ist bei der Verringerung des Working Capital zwischen Einmaleffekten und dauerhaften Effekten zu unterscheiden. Die Freisetzung von Liquidität ist prinzipiell ein Einmaleffekt in der Periode, in der das Working Capital reduziert wird. Parallel dazu erhöht dieses reduzierte Working Capital aber auch in den Folgeperioden die Profitabilität und verbessert langfristig die Kapitalstruktur.
Wechsel- und Nebenwirkungen beachten
Nur wenige Maßnahmen zur Liquiditätsfreisetzung wirken sich dabei isoliert auf die Liquidität oder Profitabilität aus, häufig besteht auch ein umgekehrter Einfluss. Zudem ziehen viele Maßnahmen zur Optimierung einer Working Capital-Komponente Nebenwirkungen auf andere Working Capital-Komponenten nach sich.
In der Unternehmenspraxis ist ein Verständnis dieser Interdependenzen wesentlich. Denn nur wer die Wirkungen und Nebenwirkungen einzelner Maßnahmen kennt, kann erfolgreich optimieren!
Die Liquiditätsfreisetzung führt nicht nur zu einem niedrigeren externen Finanzierungsbedarf, sondern über die Stärkung der Cash-Generierung direkt zu einer Verbesserung des Zinsergebnisses. Der reduzierte Finanzierungsbedarf führt zudem zu einer Verbesserung des unternehmensspezifischen Ratings und damit zu besseren Finanzierungskonditionen und indirekt wiederum zur Verbesserung des Zinsergebnisses. Darüber hinaus kann die zusätzlich im Unternehmen befindliche Liquidität zur Finanzierung weiteren unternehmensinternen Wachstums oder alternativ für Dividendenzahlungen an die Anteilseigner genutzt werden.
Auch "non capital carrying costs" werden reduziert
Auch wenn der Hauptfokus des Working Capital Managements auf der Liquiditätsfreisetzung liegt, kann zudem über die Optimierung der Effizienz der betroffenen Prozessschritte ein wesentlicher (direkter) Beitrag zur Verbesserung der Profitabilität geleistet werden. Darüber hinaus führt erfolgreiches Working Capital Management zu einer (indirekten) Verbesserung der sog. "non capital carrying costs". So zieht eine Reduktion der Vorräte bspw. geringere Lager-, Transport- und Versicherungskosten nach sich. Eine Optimierung des Forderungsmanagements kann Mahn- und Beitreibungskosten wesentlich senken.
Abb. 7: Wirkungen des Working Capital Managements
Mit Forderungen und Beständen sinken die Risiken
Des Weiteren leistet Working Capital Management auch einen bedeutenden Beitrag zum Risikomanagement. Preis-, Nachfrage- oder Wechselkursänderungen können einen wesentlichen Einfluss auf die Werthaltigkeit von Vorräten und Forderungen haben; eine erfolgreiche Steuerung kann daher Abschreibungsrisiken wesentlich begrenzen. Nichtautorisierte Abweichungen von den mit Lieferanten vertraglich vereinbarten Zahlungszielen können Reputationsschäden und somit zukünftig ungünstigere Konditionen nach sich ziehen, welche durch funktionierende Prozesse vermieden werden.