Jochen Kröber, Christian Jonas
Die Working Capital Performance und deren fortlaufende Messung ist ein wesentliches Instrument, um
- ein Benchmarking innerhalb einer Peer Group durchzuführen und Indikationen zu Handlungsbedarfen aufzuzeigen sowie
- das WCM in der Organisation zu verankern und fortlaufend zu optimieren.
Das Performance Reporting sollte vor allem eine Überleitung von Top-Finanzkennzahlen auf die Unternehmensbereiche zulassen, also auch nach Divisionen, Landesgesellschaften etc. aufgetrennt sein. Neben der grundsätzlichen Reporting-Funktion lassen sich auch Treiberbäume ableiten, die Abhängigkeiten und Zusammenhänge sehr gut verbildlichen und sich als Kommunikationsinstrument eignen. Grundsätzlich bestimmt der durchdachte Aufbau des Performance Managements häufig den Erfolg in der Umsetzung.
3.1 Kennzahlen und Treiberbäume
Anhand von Kennzahlen- und Treiberbäumen können der Gesamtzusammenhang und die Wirkungen einer Optimierung des Working Capital gut dargestellt werden. Bspw. eignet sich eine Darstellung nach Return on Capital Employed (ROCE). Dabei ist ROCE eine Top-Level Kennzahl zur Gesamtliquidität eines Unternehmens und gibt das Unternehmensergebnis als EBIT im Verhältnis zum eingesetzten Kapitel an (s. Abb. 1). Hier ist das Working Capital neben dem sonstigen Umlaufvermögen und dem Anlagevermögen einer der wesentlichen Treiber für das gesamthaft eingesetzte Kapital und hat damit starken Einfluss auf die Kennzahl. Bspw. sorgt eine Reduzierung der Bestände oder eine Ausdehnung des Zahlungsziels gegenüber den Lieferanten bei sonst gleichbleibendem EBIT zu einer Erhöhung der ROCE-Kennzahl. Das Working Capital ist daher ein wichtiger Treiber für die finanzielle Performance und eine zentrale Steuerungsgröße für das Topmanagement.
3.2 Working Capital Kennzahlen
Um die Performance des Working Capital Managements bewerten zu können, lassen sich verschiedene Kennzahlen heranziehen. Zum einen liefert das bestehende Reporting auf direktem Weg Kennzahlen aus der Bilanz, z. B. die Höhe des Umlaufvermögens, den Wert der Bestände sowie Forderungen und Verbindlichkeiten LuL.
3.2.1 Übergreifende Kennzahl Days of Working Capital
Auf Basis dieser Werte kann die Kennzahl "Days of Working Capital" (DWC) berechnet werden. Im Vergleich zu den rein monetären Größen der Bilanz stellt DWC eine standardisierte Kennzahl dar, die auch über Branchen und Regionen hinweg als Referenz genutzt wird. Die Kennzahl DWC ergibt sich aus der Höhe des Working Capital in Relation zum Umsatz multipliziert mit der Dauer der Betrachtungsperiode. Durch die relative Betrachtung lassen sich also auch unterschiedliche Unternehmen grundsätzlich gegenüberstellen. Die Kennzahl DWC lässt sich in weitere Einzelbestandteile herunterbrechen.
- Dazu gehört eine Kennzahl zur Forderungslaufzeit: Days Sales Outstanding (DSO), welche die Höhe der Forderungen in Relation zum Umsatz aufzeigt.
- Die Kennzahl Days Inventory on Hand (DIoH) beschreibt, für wie viele Tage der Lagerbestand auf Basis eines durchschnittlichen Umsatzes ausreichen würde, also konkret welche Lagerreichweite besteht.
- Die Kennzahl Days Payables Outstanding (DPO) stellt wiederum die Höhe der Forderungen in Relation zum Umsatz multipliziert mit der Dauer der Betrachtungsperiode dar.
Alle Kennzahlen beziehen sich auf einen durchschnittlichen Umsatz, sodass sie sich ergänzen und damit gesamthaft oder als Einzelwert betrachtet werden können. Die Kennzahl DWC ergibt sich aus der Addition von DIOH und DSO abzüglich DPO (s. Abb. 2).
Abb. 2: Übergreifenden Kennzahlen im Working Capital Management
3.2.2 Detailkennzahlen
Weitere Kennzahlen ermöglichen genauere Erkenntnisse zum Working Capital in der Tiefe. Die Kennzahl Best Possible Days Sales Outstanding (BPDSO) ergibt einen optimalen DSO-Wert unter der Voraussetzung, dass alle Zahlungsbedingungen exakt eingehalten werden. Durch einen Vergleich von BPDSO und DSO lassen sich Aussagen über die Qualität des Forderungsmanagements und Mahnwesens gewinnen. Dieselbe Kennzahl kann neben Forderungen in einer umgekehrten Betrachtung auch die Verbindlichkeiten umfassen, also Best Possible Days Payables Outstanding (BPDPO). Die Kennzahl Average Days Delinquent (ADD) beschreibt die Dauer der Zeitspanne von der Fälligkeit der Forderungen bis zu deren Bezahlung, d. h. die Kennzahl gibt ein exaktes Bild über verspätete Zahlungen ab und kann auch für Forderungen und Verbindlichkeiten herangezogen werden.
Weiterhin kann als Analyse des Forderungsmanagements auch eine Aufstellung der Forderungen nach Alter (z. B. nach Tagen) sehr sinnvoll sein, um zu erkennen, ob es ein grundsätzliches Problem mit Fälligkeiten und Überfälligkeiten gibt oder ob es eher um einzelne Regionen oder Kunden geht, die aus dem Rahmen fallen.
Beim Aufbau einer Kennzahlenpyramide (s. Abb. 3) lassen sich die Kennzahlen über die verschiedenen Unternehmensebenen, von Unternehmensleitung über Divisionen bis zur Fachbereichsebene darstellen. Auf dieser Basis sollte Transparenz geschaffen werden, damit eine durchgängige Steuerung des Working Capital erreicht werden kann. Dadurch ist sichergestellt, dass die Bemühungen zur Verbesserung auch über Ziele in der Organisation ve...