Zusammenfassung
Wettbewerb, neue Technologien und vielfältiger werdende Kundenwünsche führen zu sinkenden Preisen und kürzeren Produkt-Lebenszyklen. Die Produktkosten müssen in immer kürzeren Zeiträumen verdient werden. Die zunehmende Variantenvielfalt bewirkt zudem, dass Degressionseffekte bei den Stückkosten nur noch bedingt wirken. Die Differenzierung vom Wettbewerb erfolgt immer öfter über laufende Innovationen und Serviceorientierung.
Um diese Aufgaben meistern zu können, ist ein Funktionen übergreifender Ansatz notwendig, der eine umfassende betriebswirtschaftliche Unterstützung benötigt. Markt-, Kunden-, Entwicklungs-, Planungs- und Kalkulationsanforderungen müssen frühzeitig zusammengeführt werden. Es genügt z.B. nicht mehr, Produktkosten und Gewinnzuschlag erst kurz vor der Markteinführung zu berechnen. Immer öfter lässt sich ein so kalkulierter Preis nicht mehr am Markt durchsetzen.
Es muss gefragt werden, welchen Preis ein Kunde für ein Produkt zu zahlen bereit ist, welchen Gewinn das Unternehmen erzielen möchte und welche Kosten dann maximal entstehen dürfen. Klassische Kostenrechnungs- und Kalkulationsmethoden sind dazu eher ungeeignet. Das Zielkostenmanagement ist ein Werkzeug, das helfen kann, diese Aufgaben zu lösen.
Dieser Aufsatz zeigt nach einer allgemeinen Einführung anhand eines Praxisbeispiels, wie der Kostenrechner mit Hilfe des Zielkostenmanagements sehr früh, während der Planungs- bzw. Entwicklungsphase, allen Beteiligten wertvolle Unterstützung leisten kann, um den späteren Produkterfolg sicherzustellen. Im Vordergrund steht dabei die Suche nach pragmatischen Lösungsansätzen.
1 Hintergründe, Ziele und Einsatzmöglichkeiten des Zielkostenmanagements
Lebenszyklen sinken
Seit Jahren steigt, vor allem verursacht durch die allgemeine technische Entwicklung, die Innovationsgeschwindigkeit und die Zahl der neu an den Markt kommenden Produkte, sodass sich die Lebenszyklen verkürzen und die Produktkosten in noch kürzeren Zeiträumen erwirtschaftet werden müssen. Um in diesem schwierigen Umfeld überleben zu können, werden in den Unternehmen Funktionen übergreifende Ansätze sowie eine frühzeitige und kompetente betriebswirtschaftliche Unterstützung benötigt.
Was darf ein Produkt kosten?
Eine Lösungsalternative kann die Anwendung des Zielkostenmanagements (ZKM) darstellen. Das Konzept des ZKM oder des Target Costing wurde in den siebziger Jahren von Toyota entwickelt. Bis heute wurde es permanent verfeinert und erweitert und ist nun ein vor allem in größeren Betrieben anerkanntes und verbreitetes Controlling-Instrument. Anders als traditionelle Kostenrechnungssysteme geht sie von der Frage aus, was ein Produkt kosten darf, und nicht, was dieses am Ende kosten wird. Im Kern steht die Frage, was der Markt, also der Kunde, für ein fertiges Produkt zu zahlen bereit ist (vgl. 2.1. Ausgangspunkt Markt- und Kundensicht). Um dieses Ziel zu erreichen, muss das ZKM sehr früh in den Produktplanungs- und -entwicklungsprozess integriert werden, u.a. um Absatzmengen und Preise bestimmen sowie wichtige Kostenblöcke positiv beeinflussen zu können (s. Abb. 1).
Mit dem Einsatz des Zielkostenmanagements werden folgende wesentliche Ziele verfolgt:
- Strikte Ausrichtung des gesamten Betriebes am Markt und an Kundenwünschen
- Frühzeitiger Einsatz des Kostenmanagements, möglichst schon in der Phase der Produktplanung und -entwicklung
- Markt- und wettbewerbsorientierte strategische Gestaltung der Produktkosten
- Begleitung des Produkts während seines gesamten geplanten Lebenszyklus
- Ständige, durch die Marktentwicklung getriebene Überprüfung der Kostenziele
- Übernahme eines langfristigen Cost-Forechecking und einer Frühwarn- und Frühinformationsfunktion
- Gewinnsicherung durch die systematische Kostenbegrenzung und frühzeitige Absatz- und Umsatzplanung
- Offenlegung und Aufzeigen des internen Verbesserungs- und Veränderungsbedarfs durch laufende Gegenüberstellung der Marktanforderungen mit der internen (Kosten)Situation
Abb. 1: Schematische Gegenüberstellung von konventioneller Kalkulation und Zielkostenmanagement
Herstellkosten frühzeitig beeinflussen
Eingesetzt wurde das ZKM zunächst in der montageorientierten Industrie, etwa im Automobilbau oder bei Elektroherstellern. In der jüngeren Vergangenheit wird sie immer häufiger auch in Dienstleistungsunternehmen und in der Softwareentwicklung angewandt. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Phase der Produktplanung und -entwicklung, da hier u.a. bereits bis zu 80 % der späteren Herstell- und Betriebskosten eines Produkts festgelegt werden (vgl. 2.2 Wesentliche Kostendeterminanten ...). Natürlich ist das ZKM auch geeignet, die Kostenstrukturen bereits vorhandener Produkte zu optimieren und die Planung des Produktionsprozesses zu verbessern.
Zusammenfassend sind in den Abb. 1 und 2 die grundsätzlichen Vorgehensweisen beim konventionellen Kostenrechnungsansatz und dem der ZKM festgehalten.
Abb. 2: Übersicht über den grundsätzlichen Ablauf des Zielkostenmanagements
2 Voraussetzungen und grundsätzliche Funktionsweise
Interdisziplinäres Projektteam
Das Zielkostenmanagement kann seinen optimalen Nutzen für das Unternehmen nur dann entfalten, wenn meh...