Dr. Matthias Michael Nelde, Prof. Dr. Reinhold Hölscher
3.1 Spekulation
Der Wert von Zinsfutures verändert sich ständig mit der Kursentwicklung am Kassamarkt. Genauso wie bei Rentenpapieren am Kassamarkt fällt der Preis eines Zinsfutures, sobald das allgemeine Renditeniveau am Kassamarkt steigt. Umgekehrt steigt der Preis der Zinsfutures, sobald die Marktrendite am Kassamarkt sinkt. Der beschriebene Zusammenhang ermöglicht es einem spekulativen Investor, durch den Einsatz von Zinsfutures bestimmte Zins- und Kurserwartungen profitabel auszunutzen, ohne das zugrunde liegende Wertpapier tatsächlich kaufen bzw. verkaufen zu müssen.
Beispielsweise werden in Erwartung steigender Zinsen — eine Entwicklung, die nach dem erläuterten Zusammenhang fallende Kurse nach sich zieht — Zinsfutures zum gegenwärtigen Future-Preis verkauft. Die Glattstellung dieser Position, d. h. der Kauf derselben Anzahl des entsprechenden Kontrakts, erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Wenn sich die Erwartungen des Investors bestätigen und die Marktrendite steigt, wird der Preis des Futures zu dem späteren Zeitpunkt niedriger sein als zum Zeitpunkt des Kaufs, sodass durch die Glattstellung ein Gewinn entsteht. Im umgekehrten Fall der Erwartung einer fallenden Marktrendite und damit steigender Kurse wird der Investor einen Zinsfuture kaufen. Sofern die Zinsen tatsächlich fallen, kann die Position durch den Verkauf der Zinsfutures zu einem höheren Preis mit Gewinn glattgestellt werden, andernfalls entsteht natürlich ein Verlust.
Spekulation mit Zinsfutures
Am 20.8.01 erwartet ein Investor, dass die Marktzinsen in den kommenden Tagen über alle Laufzeiten ansteigen werden. Auf Basis dieser Zinserwartung geht er von sinkenden Kursen von Bundesanleihen aus. Da ein Leerverkauf von Bundesanleihen für ihn nicht ohne Weiteres möglich ist, beschließt er stattdessen eine Short-Position in Bund-Futures mit der Fälligkeit 10.9.01 einzugehen. Der Bund-Future wird am 20.8.01 zu seinem fairen Kurs von 124,77 % gehandelt, zu diesem Kurs wird er durch den Investor verkauft. Die erwartete Zinssteigerung tritt ein und der Kurs des Futures geht zurück. Am 7.9.01 beträgt der entsprechende Bund-Future-Kurs 118,31 %, der Investor beschließt den Gewinn zu realisieren und die Position durch den Kauf eines gegenläufigen Bund-Futures zu schließen.
Am Fälligkeitstag des Futures heben sich die Verpflichtungen aus der Long- und Short-Position auf. Während der Investor aus dem ursprünglichen Future zur Lieferung einer Anleihe verpflichtet ist, muss er gleichzeitig durch den Kauf des Futures am Vortag eine Anleihe abnehmen. Der Gewinn des Investors durch die vorteilhafte Entwicklung des Future-Kurses wurde bereits über die Marginzahlungen realisiert. Insgesamt erzielt der Investor einen Gewinn in Höhe von 6.460 EUR. Der Gewinn der Short Position berechnet sich wie folgt:
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mit: |
Ft |
= |
Future-Kurs zum Zeitpunkt der Positionseröffnung |
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Ft-1 |
= |
Future-Kurs zum Zeitpunkt der Positionsschließung |
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V |
= |
Kontraktvolumen |
Übersteigt hingegen der Future-Kurs zum Zeitpunkt der Positionsschließung den zu Beginn vorliegenden Kurs, resultiert für den Investor ein Verlust.
Eine Spekulation mit Futures birgt also auch Risiken. Tritt die Erwartung des Investors hinsichtlich der Entwicklung der Marktrendite nicht ein bzw. kommt es sogar zu einer entgegengesetzten Entwicklung, so ist eine Glattstellung der Position nur unter Hinnahme eines entsprechenden Verlustes möglich. Da der Kapitaleinsatz bei Termingeschäften über die Margin-Zahlungen dargestellt wird und bis zur Fälligkeit bzw. Glattstellung des Kontrakts eine Nachschusspflicht besteht, kann es zu einer nicht unerheblichen Liquiditätsbelastung kommen.
3.2 Arbitrage
Ein weiteres Motiv für den Abschluss von Financial Futures besteht in der Realisierung von Arbitragegewinnen, die sich
- aus Preisunterschieden zwischen gleichartigen Future-Kontrakten an verschiedenen Handelsplätzen oder
- aus Wertunterschieden von vergleichbaren Positionen zwischen dem Kassa- und dem Terminmarkt ergeben können.
Der erstgenannte Ansatz zielt darauf ab, Preisunterschiede zwischen gleichartigen Futures, die an verschiedenen Börsen gehandelt werden, auszunutzen. Mithilfe interlokaler, aber zeitgleicher Transaktionen sollen risikolose Gewinne erzielt werden, indem der Future am Handelsplatz des niedrigeren Preises gekauft und an der Börse des höheren Preises sofort wieder verkauft wird.
Der zweitgenannte Ansatz basiert auf der Absicht, Gewinne aus Abweichungen zwischen dem tatsächlichen und dem fairen Marktpreis eines Futures zu erzielen. Je nachdem, ob der Future am Markt gegenüber seinem fairen Marktpreis über- oder unterbewertet ist, kommen hierbei die 2 Strategien in Betracht. Bei der Cash-and-Carry-Arbitrage nutzt ein Marktteilnehmer die Überbewertung eines Terminkontrakts aus, indem er den Future verkauft und das Kassainstrument erwirbt. Bei einer Unterbewertung des Futures kommt es zu einer Umkehrung der beschriebenen Geschäfte. Es wird folglich der Future gekauft und das zugehörige Kassainstrument verkauft. Diese Strategie wird Reversed-Cash...