Clemens Jungsthöfel, Katharina Rohde
Tz. 218
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Der Standard erlaubt zwar eine kondensierte Sicht auf die GuV sowie die Bilanz (vgl. Tz. 106–112), formuliert aber sehr umfangreiche und granulare Anforderungen an Anhangangaben (vgl. Tz. 113–132). Diese sind grundsätzlich in allen Bewertungsmodellen bereitzustellen, wobei im PAA naturgemäß alle Informationen hinsichtlich LRC-Positionen und ihrer Veränderung stark aggregiert und somit vereinfacht dargelegt werden. Grundsätzlich sind alle Angaben getrennt nach aufgenommenem und in Retrozession gegebenem Geschäft sowie nach wesentlichen Geschäftssegmenten zu präsentieren. Die wesentlichen Anhangangaben umfassen (vgl. Tz. 113–132):
1) |
Erstbewertung des Neugeschäftes (*); |
2) |
Zerlegung des revenues nach Erfolgskomponenten (*); |
3) |
Veränderungsanalyse der versicherungstechnischen Rückstellungen getrennt nach Building Blocks; |
4) |
Veränderungsanalyse der versicherungstechnischen Rückstellungen getrennt nach LIC, LRC excl. LC und LC; |
5) |
Projektion der erwarteten erfolgswirksamen Realisierung der CSM (*); |
6) |
Abwicklungsdreiecke (für die Schadenversicherung); |
7) |
Konfidenzniveau des Risk Adjustments. |
Die mit (*) versehenen Angaben entfallen im PAA (vgl. Tz. 85).
Diese Disclosures geben einen detaillierten Einblick in die Geschäftsentwicklung und zukünftige Ertragspotenziale des Versicherungsunternehmens. Durch ihre auch im Detail bereits ausspezifizierte Struktur wird dem externen Leser eine standardisierte Analytik zur Nachhaltigkeit der Annahmen, Reservepolitik, Neugeschäfts- und Wachstumsvermögen, verlustbringenden Sparten und ökonomischen Einflüssen an die Hand gegeben. Oft rücken frühere non-GAAP-Angaben in den Hintergrund, da sie schlicht nicht mehr benötigt und/oder durch eine auditierte und konsistent zur übrigen IFRS-Berichterstattung ermittelte Größe ersetzt werden kann.
Tz. 219
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Der immense Sprung an Transparenz leistet zwar naturgemäß einerseits einen signifikanten Beitrag zur Attraktivität der Versicherungswirtschaft, ist aber andererseits eine erhebliche Herausforderung. Das Verständnis für die jeweils wirkenden Mechanismen und die Interpretation der sich ergebenden Kennzahlen erfordert umfangreiche Kenntnisse der Feinheiten des Standards sowie seiner Wirkung auf die unterschiedlichen Geschäftsfelder. Es bleibt also Spezialisten vorbehalten, die grundsätzlich gebotene Tiefe der Anhangangaben zu interpretieren und zielgerichtet nutzen zu können. Viele Marktteilnehmer reichern ihre Veröffentlichungen mit kondensierten und somit intuitiveren Extrakten an. Oftmals werden dabei segmentspezifische Aggregationen etwa der oben aufgeführten Veränderungsanalysen erzeugt, anhand derer die aktuellen Profittreiber erläutert werden können. Schon diese verkürzten Varianten bieten einen erheblichen Mehrwert und unterstützen langfristig die Intention des Standards, die Attraktivität der Versicherungswirtschaft für Investoren zu schärfen.