Thomas Harzheim, Patrick Thoma
Tz. 207
Stand: EL 48 – ET: 10/2022
Das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee hat sich in DRS 21.Anlage 2: Besonderheiten der Kapitalflussrechnung von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten bei der Darstellung der Mittelzuflüsse/-abflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit für die ausschließliche Anwendung der indirekten Methode ausgesprochen, obwohl IAS 7 der direkten Methode den Vorzug gibt. Eine Begründung hierfür findet sich in DRS 21.A2.2:
"Im Unterschied zu anderen Unternehmen fehlt bei Kreditinstituten die typische Wertschöpfungskette (Geld, Güter, Geld). Die zahlreichen liquiditätswirksamen Kreditein- und Auszahlungen werden nur als jährliche Bestandsveränderung in der Kapitalflussrechnung berücksichtigt. Außerdem werden Mittelbewegungen aus der Abwicklung des Kundenzahlungsverkehrs nicht liquiditätswirksam erfasst."
Die einschlägige Literatur folgt dieser Überlegung. Die (direkte) Bruttodarstellung aller Einzahlungen und Auszahlungen in der operativen Geschäftstätigkeit führe zu einer Aufblähung der Zahlungsströme in der operativen Geschäftstätigkeit. Ergänzend werden die folgenden Argumente für die Verwendung der indirekten Methode angeführt (Löw, 2005, S. 241):
„Die Wahl der indirekten Darstellungsmethode ist für eine Bank vorteilhaft, da
- empirische Untersuchungen zeigen, dass auch Finanzanalysten der indirekten Methode besonderen Informationswert beimessen,
- die Jahresabschlussadressaten die Rechnung nachvollziehen können,
- in der Praxis der Veröffentlichung internationaler Banken die indirekte Methode der Regelfall ist und damit eine bessere Vergleichbarkeit gegeben ist,
- bei Banken durch die Zahlungsverkehrsabwicklungsfunktion die direkte Methode einen verzerrten Einblick vermittelt,
- geringere Anforderungen an die Datenerfassung gestellt werden, ohne negative Einflüsse auf eine Fair Presentation auszulösen.”
Der Standard DRS 21.A2 sieht die nachfolgende Mindestgliederung für die nach der indirekten Methode aufgestellte Kapitalflussrechnung von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten vor. Ein entsprechendes Mindestgliederungsschema für eine nach der direkten Methode aufzustellende Kapitalflussrechnung fehlt in DRS 21.A2.
Tz. 208
Stand: EL 48 – ET: 10/2022
1. |
|
Periodenergebnis (Konzernjahresüberschuss/-fehlbetrag einschließlich Ergebnisanteile anderer Gesellschafter) |
2. |
+/– |
Abschreibungen, Wertberichtigungen/Zuschreibungen auf Forderungen und Gegenstände des Anlagevermögens |
3. |
+/– |
Zunahme/Abnahme der Rückstellungen |
4. |
+/– |
Andere zahlungsunwirksame Aufwendungen/Erträge |
5. |
–/+ |
Gewinn/Verlust aus der Veräußerung von Gegenständen des Anlagevermögens |
6. |
–/+ |
Sonstige Anpassungen (Saldo) |
7. |
–/+ |
Zunahme/Abnahme der Forderungen an Kreditinstitute |
8. |
–/+ |
Zunahme/Abnahme der Forderungen an Kunden |
9. |
–/+ |
Zunahme/Abnahme der Wertpapiere (soweit nicht Finanzanlagen) |
10. |
–/+ |
Zunahme/Abnahme anderer Aktiva aus laufender Geschäftstätigkeit |
11. |
+/– |
Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten |
12. |
+/– |
Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden |
13. |
+/– |
Zunahme/Abnahme verbriefter Verbindlichkeiten |
14. |
+/– |
Zunahme/Abnahme anderer Passiva aus laufender Geschäftstätigkeit |
15. |
+/– |
Zinsaufwendungen/Zinserträge |
16. |
+/– |
Aufwendungen/Erträge aus außerordentlichen Posten |
17. |
+/– |
Ertragsteueraufwand/-ertrag |
18. |
+ |
Erhaltene Zinszahlungen und Dividendenzahlungen |
19. |
– |
Gezahlte Zinsen |
20. |
+ |
Außerordentliche Einzahlungen |
21. |
– |
Außerordentliche Auszahlungen |
22. |
–/+ |
Ertragsteuerzahlungen |
23. |
= |
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit |
24. |
+ |
Einzahlungen aus Abgängen des Finanzanlagevermögens |
25. |
– |
Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen |
26. |
+ |
Einzahlungen aus Abgängen des Sachanlagevermögens |
27. |
– |
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen |
28. |
+ |
Einzahlungen aus Abgängen des immateriellen Anlagevermögens |
29. |
– |
Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen |
30. |
+ |
Einzahlungen aus Abgängen aus dem Konsolidierungskreis |
31. |
– |
Auszahlungen für Zugänge zum Konsolidierungskreis |
32. |
+/– |
Mittelveränderungen aus sonstiger Investitionstätigkeit (Saldo) |
33. |
+ |
Einzahlungen aus außerordentlichen Posten |
34. |
– |
Auszahlungen aus außerordentlichen Posten |
35. |
= |
Cashflow aus der Investitionstätigkeit |
36. |
+ |
Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von Gesellschaftern des Mutterunternehmens |
37. |
+ |
Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von anderen Gesellschaftern |
38. |
– |
Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an Gesellschafter des Mutterunternehmens |
39. |
– |
Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an andere Gesellschafter |
40. |
+ |
Einzahlungen aus außerordentlichen Posten |
41. |
– |
Auszahlungen aus außerordentlichen Posten |
42. |
– |
Gezahlte Dividenden an Gesellschafter des Mutterunternehmens |
43. |
– |
Gezahlte Dividenden an andere Gesellschafter |
44. |
+/– |
Mittelveränderungen aus sonstigem Kapital (Saldo) |
45. |
= |
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit |
46. |
|
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds |
47. |
+/– |
Wechselkurs- und bewertungsbedingte Änderungen des ... |