Clemens Jungsthöfel, Katharina Rohde
Tz. 222
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Mit dem revenue (vgl. Tz. 109–110) intentioniert der Standard zunächst einmal die Einführung einer Umsatzgröße, welche die der Periode zuordenbare Einnahmen des Versicherungsunternehmens widerspiegeln soll. Genauer ist der Revenue, im Gegensatz zur früheren Top-line Gross Written Premium, abgegrenzt auf den Anteil der in der Periode zu erbringenden Versicherungsleistung. Darüber hinaus sind etwaige mit dem Vertragspartner vereinbarte profit sharing features (sog. non-distinct investment components, NDIC) oder Kostenbeteiligungen zu verrechnen, die die nominal vereinbarte Prämie des Versicherungsunternehmen absehbar mindern werden (vgl. Tz. 109). Dem Adressaten der Finanzberichterstattung wird also ein unverstellter Blick auf die Einnahmen ermöglicht, systematisch bereinigt um Komponenten, die dem Unternehmen ultimativ nicht cash-wirksam zugehen werden. Diese grundsätzliche Schärfung des häufig auch als Wachstumsgröße herangezogenen Prämienbegriffs, ist in allen Bewertungsmodellen (somit auch im PAA) umzusetzen.
Tz. 223
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Darüber hinaus erfolgt im GMM und VFA noch eine Zerlegung des revenues in die erwarteten Erfolgskomponenten (vgl. Tz. 110), wobei etwaige Annahmen- änderungen seit der initialen Erfassung als Neugeschäft bereits reflektiert sind. Ausgewiesen werden ua. die geschätzte Schadenbelastung, die im Rahmen der Deckung in der Berichtsperiode geleistet werden muss, das zugehörige Risk Adjustment und die Margenerwartung, also die periodengerecht abgegrenzte Realisierung der CSM. Grundsätzlich folgt diese Darstellung dem Prämienäquivalenzprinzips des Pricings, nach dem eine auskömmliche Prämie eben jene Erfolgskomponenten bedienen muss. Dem Leser der Finanzberichterstattung wird also transparent, mit welchen Margen das Unternehmen für die aktuelle Periode geplant hatte. Im Zusammenspiel der service expenses wird die Nachhaltigkeit dieser Annahmen deutlich. Jegliche adverse Entwicklung auf den im Geschäftsjahr gedeckten Risiken – aber auch etwaige vorsichtige Reservierungsansätze – werden sichtbar.
Tz. 224
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Insgesamt etabliert der Standard somit auch im revenue eine intuitive Interpretation und verzahnt das Disclosure mit in der Versicherungswirtschaft bereits fest verankerten Konzepten aus dem Pricing. Dem Leser wird somit deutlich, welche Erfolgskomponenten das Unternehmen mit der vereinnahmten Prämie bedienen muss und ob die Modellierung eher aggressiv oder vorsichtig gewählt ist – und somit auch langfristig Volatilitäten in der Margenrealisierung wahrscheinlich sind oder weitestgehend ausgeschlossen werden können.