Clemens Jungsthöfel, Katharina Rohde
Tz. 225
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Die Veränderungsanalyse nach Building Blocks ist eine der komplexesten Anforderungen, die im Standard verankert wurde (vgl. Tz. 116). Dabei werden systematisch und jeweils für die PVCF, Risk Adjustment (RA) und CSM getrennt der Bilanzstand zu Beginn bis zum Ende der Berichtsperiode aufgeschlüsselt. Die Systematik der Veränderungsgründe unterscheidet dabei nach Entwicklungen auf dem past, current und future service. Ferner sind Aufzinsungseffekte sowie Veränderung aus Währungskursen sowie Diskontraten auszuweisen. Da unter IFRS 17 auch die Abrechnungsforderungen und -verbindlichkeiten Teil der versicherungstechnischen Rückstellungen sind, komplettieren schließlich die tatsächlichen Cash flows die Überleitungsrechnung.
Tabellarisch ergibt sich somit die folgende (vereinfachte) Darstellung:
Line item |
PVCF |
RA |
CSM |
Begin of period |
|
|
|
Changes through P&L: Service Result |
|
|
|
Future service |
|
|
|
- Initial recognition of new business
- Changes adjusting the CSM
- Changes adjusting the LC
|
|
|
|
Current service |
|
|
|
- CSM-Release
- Change and release of Risk Adjustment
- Experience variances and changes in estimates in PVCF
|
|
|
|
Past service |
|
|
|
- Change and release of Risk Adjustment
- Experience variances and changes in estimates in PVCF
|
|
|
|
Changes through P&L: Finance Result and Other |
|
|
|
- Interest accretion
- Changes in interest rates (if applicable) *
- Changes in the fair value of underlying items (if applicable)
- Changes in foreign exchange rates
|
|
|
|
Changes through OCI |
|
|
|
- Interest accretion (if applicable) *
- Changes in market variables, incl. interest rates (if applicable)
|
|
|
|
Cash flows |
|
|
|
- Premiums
- Acquisition costs
- Claims and other
|
|
|
|
End of period |
|
|
|
* Wird (im GMM/PAA) die OCI-Option nicht ausgeübt, werden sowohl Interest accretion als auch Changes in interest rates im Finance Result erfasst. Unter der OCI-Option beschränkt sich die erfolgswirksame Erfassung der Interest Accretion auf den locked-in-Anteil, die verbleibende Interest Accretion sowie die Changes in interest rates werden im OCI erfasst (vgl. Tz. 215–216).
Tab. 8: Veränderungsanalyse nach Building Blocks
Tz. 226
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Es ergeben sich eine Reihe von logischen Konsistenzen, die sowohl innerhalb obiger Darstellung, aber auch im Zusammenhang mit anderen Disclosures erfüllt sein müssen. Die naheliegendste betrifft die Veränderungsanalyse der CSM, die bezüglich etwaiger Annahmenänderungen und der Neugeschäftsaufnahme vollständig in Effekten anderer Bilanzpositionen gespiegelt sein muss.
Tz. 227
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Für den externen Leser ergibt sich eine Zerlegung des service results in unterliegende Profittreiber. Es wird klar ersichtlich, ob etwa das Ergebnis eher durch die im Idealfall stabile und vorhersagbare Abwicklung der CSM getrieben wird oder ob unerwartete Volatilität in den unterliegenden Risiken zu beobachten ist. In Bezug auf die CSM wird transparent, ob das Unternehmen in der Lage ist, den durch die GuV realisierten Anteil durch hinreichend Neugeschäft zu kompensieren und somit auch zukünftig eine vergleichbare Ertragskraft zu erwarten ist. Umgekehrt ist natürlich auch eine etwaige intentionierte Exposure-Reduktion in ausgewählten Sparten klar einsichtig. Es ergeben sich eine Vielzahl von weiteren Analysemöglichkeiten, zB:
- Nachhaltigkeit initialer Annahmensetzung auf dem Neugeschäft;
- Umfang des materialisierten (Droh)Verlustes auf Geschäft, dessen Risikoperiode noch in der Zukunft liegt;
- Abwicklungsergebnis;
- Auskömmlichkeit des Risk Adjustments;
- locked-in-Diskontraten, die in den versicherungstechnischen Rückstellungen "gespeichert" sind und somit in der Zukunft durch hinreichendes ALM erwirtschaftet werden müssen;
- Cash flow-Generierung in der laufenden Periode;
- Resilienz des Unternehmens gegen adverse Entwicklungen.
Tz. 228
Stand: EL 54– ET: 10/2024
Der IFRS 17 eröffnet hier also Einblicke in die Rückstellungs-Positionen des Unternehmens und erlaubt eine fundierte Einschätzung zur Stabilität aktueller und zukünftiger Ergebnistreiber. Diese Transparenz ist ein Beitrag zur Erhöhung der Attraktivität der Versicherungsunternehmen für Investoren. Es verbleibt die Herausforderung, die obigen komplexen Zusammenhänge sinnvoll zu nutzen. Je klarer und in sich geschlossener ein Versicherungsunternehmen die unterliegende Datenlandschaft aufbereiten und mit der aktuellen Geschäftsentwicklung verknüpfen kann, desto mehr kann es selbst zu seiner eigenen Attraktivität beitragen. Der IFRS 17 ist im besten Fall somit ein "Sprungbrett" für eine intuitive und verlässliche Kapitalmarktkommunikation, die – bei aller initialen Komplexität – deutliche Chancen bietet, über die rein bilanzielle Anforderung einer Finanzberichterstattung hinaus einen Beitrag zum Unternehmenswert zu leisten.