Prof. Dr. Peter Wollmert, Dr. Stefan Bischof
Tz. 125
Stand: EL 25 – ET: 01/2015
In der versicherungsmathematischen Praxis werden international unterschiedliche Wahrscheinlichkeitstafeln verwendet. In Deutschland werden idR die Richttafeln von Klaus Heubeck verwendet. Sie enthalten Sterbe-, Invalidisierungs- und Verheiratungswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Geburtsjahrgang. Seit dem Jahr 2005 sind die Richttafeln als Generationentafeln angelegt. Sie sehen für jeden Geburtsjahrgang separate Ausscheidewahrscheinlichkeiten vor, in denen erwartete Veränderungen für sämtliche künftige Zeitpunkte bis zum Endalter der Tafeln von 115 Jahren enthalten sind. Die in IAS 19.82 für Sterbetafeln geforderte Berücksichtigung von künftig erwarteten Sterblichkeitsverbesserungen wird dadurch erfüllt. Fluktuationswahrscheinlichkeiten sind in den Richttafeln von Klaus Heubeck seit dem Jahr 2010 enthalten. Diese sind abhängig vom Geschlecht, Alter und Dienstalter des Mitarbeiters. Die sich daraus ergebende durchschnittliche Fluktuation wird auf die vom Unternehmen für den Bestand von aktiven Mitarbeitern beobachtbare Fluktuationshöhe skaliert.
Tz. 126
Stand: EL 25 – ET: 01/2015
Alternativ zur Verwendung der Richttafeln von Klaus Heubeck ist auch die Ableitung einer speziell für den zu bewertenden Versorgungsbestand geltenden biometrischen Rechnungsgrundlage möglich. Hierfür ist jedoch ein in der Praxis regelmäßig nicht vorhandenes Datenmaterial notwendig, welches dann in einem sehr aufwendigen Verfahren in eine gewisse Standards einhaltende biometrische Rechnungsgrundlage umzusetzen wäre (für die Anerkennung modifizierter biometrischer Rechnungsgrundlagen in der Steuerbilanz vgl. BMF v. 09.12.2011, BStBl. I 2011, S. 1247 f.).
Sollten biometrische Wahrscheinlichkeiten an Bestände angepasst werden, wird dies idR ausgehend von den biometrischen Wahrscheinlichkeiten der Richttafeln von Klaus Heubeck vorgenommen. ZB ist eine Reduktion der Sterbewahrscheinlichkeiten unter Einhaltung der anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik möglich, um eine Verlängerung der Lebenserwartung der Mitarbeiter, die ggf. für eine Sensitivitätsanalyse entsprechend IAS 19.145(a) benötigt wird, zu erreichen. Entsprechend kann auch eine Reduktion von Invalidisierungswahrscheinlichkeiten abgebildet werden.