Dipl.-Oec. Klaus Wendlandt
Tz. 102
Stand: EL 49 – ET: 02/2023
Sachverhalt:
Unternehmen C, ein börsennotierter Automobilzulieferer, hat Vorräte bis einschließlich 20X8 nach dem FIFO-Verfahren bewertet. In 20X9 stellt es im Zuge der Einführung eines neuen ERP-Systems seine Vorratsbewertung auf die Durchschnittsmethode um. Das Management begründet diese Änderung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethode damit, dass die Vorratsbewertung nach der Durchschnittsmethode in der Industriebranche üblich ist und dass dadurch die Vergleichbarkeit der Abschlüsse von Unternehmen C mit den Abschlüssen der Konkurrenz erhöht wird. Unternehmen C wendet das Gesamtkostenverfahren an und ist in zwei Segmenten (A und B) tätig. Minderheitenanteile sowie Effekte aus Währungsumrechnung sind nicht gegeben.
20X9 betrugen bei Anwendung der Durchschnittsmethode die Umsatzerlöse 260.000 GE, die Umsatzkosten 215.000 GE und der Ertragsteueraufwand 13.500 GE. Außer der Verbuchung des Periodenergebnisses sind in 20X9 keine weiteren, das Eigenkapital tangierende Transaktionen und Geschäftsvorfälle gegeben.
20X8 betrugen die Umsatzerlöse 183.750 GE, die Umsatzkosten (unter Anwendung des FIFO-Verfahrens) 133.750 GE, der Ertragsteueraufwand 15.000 GE. Es wird aus Vereinfachungsgründen unterstellt, dass keine weiteren Aufwendungen und Erträge in 20X8 anfielen. Der Periodengewinn betrug 35.000 GE. Der Steuersatz beträgt 30 %. Das gezeichnete Kapital beträgt seit 20X6 unverändert 7.500 GE und ist in 7.500 Stammaktien mit einem Nennwert von jeweils 1 GE aufgeteilt. Die Gewinnrücklagen betrugen zum 1.1.20X8 50.000. Da in 20X8 außer der Verbuchung des Periodenergebnisses keine weiteren, das Eigenkapital tangierende Transaktionen und Geschäftsvorfälle gegeben waren, betrugen die Gewinnrücklagen zum 31.12.20X8 85.000 GE. Es gab in 20X8 außer dem gezeichneten Kapital und den Gewinnrücklagen keine weiteren Eigenkapitalpositionen. Die passiven latenten Steuern betrugen zum 31.12.20X8 1.400 GE und zum 31.12.20X7 1.300 GE.
Die Segmentberichterstattung für 20X8 weist ua. folgende Beträge aus:
(in GE) |
31.12.20X8 |
Segmentergebnis Segment A |
20.750 |
Segmentergebnis Segment B |
31.150 |
Konsolidierung Segmentergebnis |
– 1.900 |
Segmentvermögen Segment A |
243.420 |
Segmentvermögen Segment B |
211.930 |
Konsolidierung Segmentvermögen |
–23.310 |
Für die Vorräte wurde aufgrund der Umstellung folgender Anpassungsbedarf ermittelt:
Bilanzposition Vorräte (in GE) |
FIFO |
Durchschnittsmethode |
Differenz |
1.1.20X8 |
17.000 |
19.000 |
2.000 |
31.12.20X8 |
25.500 |
30.600 |
5.100 |
31.12.20X9 |
20.000 |
23.000 |
3.000 |
Die Änderung wirkt sich auf die erfassten Ergebnisse wie folgt aus:
Auswirkung auf das Ergebnis (in GE) |
Vor Steuern |
Ertragsteueraufwand |
Nach Steuern |
1.1.20X8 |
+ 2.000 |
+ 600 |
+ 1.400 |
31.12.20X8 |
+ 3.100 |
+ 930 |
+ 2.170 |
= kumuliert |
+ 5.100 |
+ 1.530 |
+ 3.570 |
31.12.20X9 |
– 2.100 |
– 630 |
– 1.470 |
= kumuliert |
3.000 |
+ 900 |
+ 2.100 |
Darstellung des Sachverhalts im Abschluss 20X9
Die GuV 20X9 kann wie folgt dargestellt werden (auf die gesonderte Darstellung einer Gesamtergebnisrechnung an dieser Stelle wird verzichtet):
(in GE) |
20X9 |
20X8* |
Umsatzerlöse |
260.000 |
183.750 |
Umsatzkosten |
215.000 |
130.650 |
Ergebnis vor Ertragsteuern |
45.000 |
53.100 |
Ertragsteuern |
13.500 |
15.930 |
Periodengewinn |
31.500 |
37.170 |
Ergebnis je Aktie |
4,20 |
4,96 |
* angepasst, vgl. hierzu Note 1
Die Bilanz 20X6 kann wie folgt dargestellt werden:
(in GE) |
20X9 |
31.12.20X8 |
01.01.20X8 |
Aktiva |
|
|
|
… |
|
|
|
Vorräte |
23.000 |
30.600* |
19.000* |
… |
|
|
|
Passiva |
|
|
|
Gewinnrücklagen |
120.070 |
88.570* |
51.400* |
… |
|
|
|
Passive Latente Steuern |
3.300 |
2.930* |
1.900* |
Die Eigenkapitalveränderungsrechnung kann wie folgt dargestellt werden:
(in GE) |
Gezeichnetes Kapital |
Gewinnrücklagen |
Gesamtsumme Eigenkapital |
Bestand zum 31.12.20X7 |
7.500 |
50.000 |
57.500 |
Auswirkung der retrospektiven Änderung von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden |
– |
1.400* |
1.400* |
Geänderter Bestand zum 31.12.20X7 |
7.500 |
51.400 |
58.900 |
Geändertes Periodenergebnis 20X8 |
– |
37.170* |
37.170* |
Geänderter Bestand zum 31.12.20X8 |
7.500 |
88.570 |
96.070 |
Periodenergebnis 20X9 |
– |
31.500 |
31.500 |
Bestand 31.12.20X9 |
7.500 |
120.070 |
127.570 |
* angepasst, vgl. hierzu Note 1
In den Notes kann die retrospektive Änderung wie folgt dargestellt werden:
Note 1 Änderungen von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
Die Gesellschaft hat in 20X9 die Bewertung der Vorräte vom FIFO-Verfahren auf die Durchschnittsmethode umgestellt, da diese die in der Branche übliche Vorgehensweise bei der Vorratsbewertung darstellt und die Vergleichbarkeit von Abschlüssen der Gesellschaft mit Abschlüssen der Konkurrenz erhöht. Die Änderung der Bewertungsmethode wurde retrospektiv vorgenommen, dh. die Vergleichsbeträge sind so angepasst worden, als ob schon in 20X8 und Vorperioden die Durchschnittsmethode angewendet worden wäre. Es ergab sich gegenüber dem Abschluss 20X8 und der Eröffnungsbilanz folgender Anpassungsbedarf (die Veränderung des Eigenkapitals ist direkt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung ersichtlich):
(a) GuV, Gesamtergebnisrechung und Ergebnis je Aktie
(in GE) |
Abschluss 20X8 |
Anpassung |
20X8 angepasst |
Umsat... |