Tz. 128

Stand: EL 50 – ET: 06/2023

Im Gegensatz zu herkömmlichen Optionen, die von unternehmensfremden Dritten gehandelt werden, kommt es bei Optionsprogrammen, die vom Unternehmen selbst bedient werden, zu einem Verwässerungseffekt. Dieser wird im Rahmen einer bedingten Kapitalerhöhung durch die Ausgabe junger Aktien zu einem Bezugspreis unterhalb des Börsenkurses im Ausübungszeitpunkt hervorgerufen. (Die Ausgabe eigener Aktien, die im Rahmen des § 71 AktG zurückgekauft wurden, verursachen einen sog. indirekten Verwässerungseffekt.) Entsprechend seinem erworbenen Anteilsbesitz schmälert der Verwässerungseffekt auch den Ausübungsgewinn des Optionsberechtigten (IFRS 2.B39). Einflussfaktoren, die die Höhe des Verwässerungseffektes und damit den beizulegenden Zeitwert der Optionen beeinflussen, sind

  • das Bezugsverhältnis, dh. das Verhältnis von vorhandenen zu jungen Aktien oder
  • der Umstand, inwieweit bei der Preisfindung am Kapitalmarkt die potentielle Verwässerung bereits in den Aktienkurs eingepreist wurde.

Kommt es aufgrund des Verwässerungseffektes zu einer Minderung des Optionswertes, so sollten die verwendeten Optionspreismodelle diesem Effekt Rechnung tragen und entsprechend angepasst werden. Deshalb wird vorgeschlagen, den ermittelten Optionswert zB bei bedingten Kapitalerhöhungen um den Kapitalstruktureffekt zu korrigieren. Eine empirische Studie belegt, dass der erwartete Verwässerungseffekt in der Regel in späteren Phasen der Dauer des Optionsprogramms in den Börsenkurs eingepreist wird (vgl. Aboody, JoAE 1996). Einer anderen Auffassung folgend kann auch unterstellt werden, dass der Verwässerungseffekt vollständig im Begebungszeitpunkt vorweggenommen wird (vgl. Hull, 2022, S. 379). Kritisch dabei ist allerdings, dass die Anzahl der in der Zukunft tatsächlich ausgeübten Optionen zutreffend antizipiert werden muss.

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