Prof. Dr. rer. pol. Karsten Paetzmann, Sean Needham
Rz. 12
Die IFRS Foundation kündigte im März 2021 an, einen internationalen Standard zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auszuarbeiten. Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow im gleichen Jahr gab sie die Gründung des International Sustainability Standards Board (ISSB) bekannt, das den entsprechenden Standard ausarbeiten soll. Der neue Standard des ISSB soll einen globalen Mindeststandard darstellen, auf den sich nationale und regionale Standards beziehen können. Bereits bestehende internationale ESG-Standards sollen integriert werden.
Der Hauptfokus des ISSB liegt zunächst auf dem Thema Klima; die ersten beiden Standardprototypen widmen sich diesem Aspekt und allgemeinen Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Im Juni 2023 veröffentlichte das ISSB die Entwürfe der ersten beiden IFRS Sustainability Disclosure Standards IFRS S1 General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information und IFRS S2 Climate-related Disclosures.
Hervorzuheben ist der Entschluss des ISSB, dass in IFRS S1 auf die Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) verwiesen werden soll. Berichterstattende Ges. können daher auf die ESRS als Orientierungshilfe referenzieren, soweit es keinen spezifischen IFRS Sustainability Disclosure Standard gibt. Dieser Entschluss steht im Einklang mit dem Bestreben, dass die Europäische Kommission (einschl. EFRAG) und ISSB gemeinsam eine Interoperabilität ihrer Standards erreichen wollen. Überhaupt sollten die fast zeitgleich entwickelten Standards auf internationaler (ISSB) und europäischer (ESRS) Ebene aus mehreren Gründen verzahnt bzw. kompatibel gestaltet werden. Einheitliche Definition, Metriken und Strukturen sind insb. auch mit dem Ziel der Vergleichbarkeit und einer sinnvollen Begrenzung des Erstellungsaufwands zu wünschen. Im schlimmsten Fall sich widersprechende Standards führen zu erhöhtem Aufwand, etwa weil mehrere Rahmenwerke parallel genutzt werden müssen.