Prof. Dr. Andreas Seufert, Dr. Jörg Engelbergs
Die in diesem Beitrag geschilderten Herausforderungen der Unternehmen bieten für das Controlling eine hervorragende Ausgangsbasis, um das eigene Verständnis und Rollenbild an die Anforderungen der digitalen Transformation anzupassen und für die eigene Positionierung im Unternehmen zu nutzen.
Obwohl der Umgang mit Informationen traditionell als Schwerpunkt des Controllings gesehen wird, stellen sich vor dem Hintergrund der digitalen Transformation von Unternehmen völlig neue Herausforderungen an die Methodenkompetenz. Eine grundlegende Voraussetzung für die Nutzung der neuen Möglichkeiten liegt in der Möglichkeit, neue Informationsquellen zu erschließen, die gewonnenen Daten zu vernetzen und diese für Verbesserung der Unternehmensleistung nutzbar zu machen.
Selbst wenn es in Zukunft wahrscheinlich nicht originäre Aufgabe des Controllings sein wird, derartige Datenquellen technisch zugänglich zu machen, sollten die betriebswirtschaftlichen Potenziale der jeweiligen Datenquellen erkannt und erschlossen werden können. Erforderlich erscheint insbesondere die Fähigkeit, den betriebswirtschaftlichen Nutzen neuer Informationsquellen beurteilen zu können. Hinzu kommt das Verständnis dafür, wie diese sinnvoll mit anderen Informationen vernetzt werden können, um Mehrwerte für die Unternehmen zu schaffen. Hierfür sind zum einen ein umfassendes Verständnis des jeweiligen betriebswirtschaftlichen Anwendungsbereichs/Geschäftsfelds notwendig, zum anderen sind vertiefte Kenntnisse über den Umgang und die Vernetzungsmöglichkeiten von Daten erforderlich.
Dieses Vorwissen dient als Voraussetzung für den Aufbau und die Evaluation entsprechender Daten- und Analysemodelle. Ziel ist es, auf Basis der neuen Informationsquellen, neues Wissen für die Umsetzung betriebswirtschaftlicher Potenziale generieren zu können. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch einerseits ein tiefes Verständnis des jeweiligen Business Bereiches (für die Konzeption von Entscheidungsmodellen und die dafür erforderlichen Datengrundlagen), sowie andererseits ein grundlegendes Verständnis über die Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten fortschrittlicher Analyse/KI Verfahren. An dieser Schnittstelle bieten sich hervorragende Möglichkeiten für eine Positionierung des Controllings.
Um dies leisten zu können, sind neben Wissen über Analyseziele und -kategorien insbesondere auch Kenntnisse (z. B. Wirkungsweise, Vor-/Nachteile, Einsatzvoraussetzungen, Gütekriterien) über entsprechende Verfahren erforderlich. Hinzu kommt das bereits skizzierte Verständnis von Daten und Informationen, da sie als Variablen für die Analytik dienen und Veränderungen der Daten einen erheblichen Einfluss auf die Analyse haben. Auf diese Weise lassen sich u. a. neue Wirkungszusammenhänge aufzeigen. Bspw. ließe sich so eine Veränderung der Ursachen für Kaufentscheidungen bei bestimmten Kundenschichten im Zeitablauf identifizieren.
Mit Blick auf die Potenziale digitaler Informationen müssen aber auch das bisherige Verständnis und der eher traditionelle Umgang mit Informationen allerdings erheblich weiterentwickelt werden. Dies umfasst u. a. auch organisatorische Veränderungen.
Die Erschließung und Nutzung von Informationen ist zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor geworden. Ziel ist es, nicht mehr nur Informationen als Grundlage für aktuelle Entscheidungen im angestammten Geschäftsumfeld zu nutzen. Informationen sind vielmehr selbst Bestandteil von Innovationen, welche Geschäftsmodelle grundlegend verändern können. Der richtige Umgang und Einsatz dieser Ressource entscheidet daher immer mehr darüber, ob es gelingt, sich im Wettbewerb zu behaupten.