Die für das Controlling wesentlichen Neuerungen, welche mit SAP S/4HANA mitkommen, sind vor allem die Zusammenführung von Finanzen (FI) und Controlling (CO) im neuen Universal Journal, das neue Sachkontenkonzept, die neue Margin Analysis (CO-PA) und die Möglichkeit, mit Predictive Accounting einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Der große Wurf: das Universal Journal
Die Daten der Finanzbuchhaltung und des Controllings waren im alten System wenig integriert und in SAP zwei voneinander getrennte Komponenten: Finanzen (FI) und Controlling (CO). Die verschiedenen Anforderungen des internen (CO) und externen (FI) Berichtswesens verlangten ebendiese Trennung und führten zum Monats- und Jahresabschluss zu unterschiedlichen Ergebnissen, die dann wiederum mühsam manuell abgestimmt werden mussten. Sich immer schneller verändernde Märkte und der Ergebnisdruck erfordern im Gegensatz dazu einen zunehmend schnelleren Periodenabschluss, eine Berichterstattung in Echtzeit und idealerweise auch eine systembasierte Vorausschau in die nahe Zukunft. Dies ist nicht möglich, wenn Controlling und Finanzbuchhaltung voneinander getrennt agieren. Der Trend, vom sogenannten Zweikreissystem in ein Einkreissystem zu wechseln, setzt sich aus diesem Grund immer weiter durch und dem hat auch SAP in S/4HANA Rechnung getragen. Die Komplexität wurde durch die Integration der beiden Bereiche deutlich reduziert und damit entfällt ein großer Teil des bisherigen Abstimmungsaufwands.
Abb. 2: Das Universal Journal bringt FI & CO zusammen
Dafür wurde der integrierte Buchhaltungsbeleg im neuen Universal Journal eingeführt. Dieser vereint die Informationen aus der Finanzbuchhaltung, den Nebenbüchern, dem Controlling und der Ergebnisrechnung, die in S/4HANA in einem Beleg verschmolzen und in einer Tabelle (ACDOCA) gespeichert werden, siehe Abb. 2.
Vereinheitlichung von Sachkonten und Kostenarten
Grundlage dieser Zusammenführung ist das neue Sachkostenkonzept, bei dem Sachkonten und Kostenarten miteinander verschmolzen werden. Zukünftig kann nur noch die Transaktion FS00 (Sachkonto anlegen) verwendet werden. Die Transaktionen zur Anlage, Änderung und zum Anzeigen von Kostenarten existieren in S/4HANA nicht mehr. Bilanz- und GuV Konto sowie primäre und sekundären Kostenarten werden im Sachkostenstammsatz miteinander verschmolzen und sind nur noch in der Transaktion FS00 zu pflegen.
Wenn Kosten im Unternehmen entstehen, werden diese auf der Seite der externen Buchhaltung auf entsprechenden Sachkonten verbucht. Für die interne Steuerung und Kostenkontrolle verbuchte man diese Kosten zusätzlich gemäß der Kostenart. Das neue Sachkontenkonzept unter S/4HANA sorgt dafür, dass jede Buchung einem Sachkonto zugeordnet werden kann und somit ist jede Kostenart im Kostenrechnungskreis auch ein Sachkonto im Kontenplan bzw. Buchungskreis. Diese Vereinheitlichung von Sachkonten und Kostenarten ist eine der größten Innovationen in S/4HANA und sorgt dafür, dass langwierige Abstimmungsrunden zwischen Controlling und Finanzbuchhaltung zukünftig entfallen können, siehe Abb. 3.
Abb. 3: Neue Sachkonten werden für Kostenrechnungszwecke genutzt
Die Weiterentwicklung von CO-PA
Das neue Sachkontenkonzept zieht sich auch konsequent in der Ergebnisrechnung durch und bildet für die Neuerungen in diesem Bereich die Grundlage. SAP unterscheidet sowohl in der alten ECC-Welt als auch in S/4HANA zwischen kalkulatorischer und buchhalterischer Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA). Die buchhalterische Ergebnisrechnung hat einen neuen Namen bekommen und heißt in S/4HANA jetzt Ergebnisrechnung im Universal Journal oder auch Margin Analysis. Sie wird von SAP als "Best Practice" empfohlen und obwohl die kalkulatorische Ergebnisrechnung weiterhin verfügbar ist, hat SAP die Weiterentwicklung eingestellt. SAP Kunden, die ihren Weg mit der kalkulatorischen Ergebnisrechnung fortsetzen, werden nicht von der Integration der Ergebnisrechnung in das Universal Journal profitieren können, wohl aber von der verbesserten Performance durch die neue HANA Datenbank. Die mühsame Abstimmung der Ergebnisrechnung und der Finanzbuchhaltung bleibt bestehen.
Ganz anders in der Margin Analysis. In dieser Form der Ergebnisrechnung, werden die Kosten und Erlöse auf Sachkonten anstatt auf Wertfeldern erfasst. Die Kosten- und Erlösarten, die im jeweiligen Konto hinterlegt sind, liefern einen Ergebnisbericht, der permanent mit der Finanzbuchhaltung abgestimmt ist. In die neue Margin Analysis wurden Funktionen der kalkulatorischen Ergebnisrechnung übernommen und funktionale Erweiterungen hinzugefügt. Dabei handelt es sich vor allem um:
- Abstimmbarkeit von Accounting & Controlling: durch die Zusammenführung von FI und CO in das Universal Journal und die Aufnahme der CO-PA Daten in die Tabelle ACDOCA, wird ein abgestimmtes Finanzergebnis sichergestellt.
- Bilanzpositionen: das Hinzufügen von Bilanzpositionen ist eine neue Funktion, welche zum Beispiel detailliertere Analysen und Aussagen über die Profitabilität eines Projektes möglich...