Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Dr. Matthias Michael Nelde
Zusammenfassung
Als Venture Capital wird Wagnis- bzw. Risikokapital bezeichnet, das in erster Linie jungen, innovativen Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Venture-Capital-Finanzierungen stellen somit eine Form der Beteiligungsfinanzierung dar, bei der einem Unternehmen i. d. R. über eine Minderheitsbeteiligung Eigenkapital zugeführt wird.
1 Einführung
Junge Unternehmen haben häufig das Problem, dass Fremdkapitalgeber auf Grund der kurzen Unternehmenshistorie, der geringen Bonität und dem damit verbundenen hohen Ausfallrisiko sowie dem Mangel an beleihbaren Sicherheiten nicht zu einer Vergabe von Krediten bereit sind. Ebenso steht die Börse nur emissionsfähigen Unternehmen und dabei insbesondere Aktiengesellschaften zur Verfügung. Die Umwandlung in eine AG sowie die Platzierung von Aktien auf dem Kapitalmarkt kommt für viele Unternehmen jedoch erst in einer späteren Unternehmensphase in Betracht.
Zur Überbrückung dieser Finanzierungslücke beteiligen sich seit den 1970er Jahren vermehrt Wagniskapitalgeber an jungen Unternehmen, die ein hohes Innovations- und Wachstumspotenzial aufweisen. Typische Venture-Capital-Nehmer sind insbesondere junge, innovative, nicht emissionsfähige Unternehmen. Die meist kleinen oder mittleren Unternehmen arbeiten häufig auf dem Gebiet der Spitzentechnologie und besitzen auf der einen Seite sehr große Wachstumschancen. Auf der anderen Seite besteht für den Kapitalgeber ein erhebliches Ausfallrisiko. Als Oberkategorie wird für diese Finanzierung der Begriff Venture Capital verwendet, der auch häufig mit Risiko- oder Wagniskapitalfinanzierung übersetzt wird. Das Venture Capital umfasst dabei alle Formen der Private-Equity-Finanzierung für Gründungsunternehmen. Durch die (Mit-)Finanzierung eines Start-ups eröffnen sich die Venture-Capital-Investoren die Chance, an den Erfolgspotenzialen des Gründungsunternehmens zu partizipieren, was zu einem hohen Wertzuwachs der Beteiligung führen soll.
2 Merkmale der Venture-Capital-Finanzierung
Zentrales Merkmal einer Venture-Capital-Finanzierung ist die bereits zu Beginn des Investments vereinbarte intensive Beziehung zwischen Investor und Gründer. Der Investor behält sich das Recht vor, direkt auf die strategischen und operativen Entscheidungen der Geschäftsführung des Unternehmens Einfluss nehmen zu können. Das bereitgestellte Eigenkapital wird deshalb auch aktives Eigenkapital genannt.
Weiterhin charakteristisch für eine Venture-Capital-Finanzierung ist der hohe Risikogehalt der Beteiligung, da in einem frühen Unternehmensstadium die Erfolgsaussichten der Geschäftsidee nur schwer prognostizierbar sind. Gleichzeitig kann der Investor durch seine Einflussmöglichkeit das Risiko des finanziellen Misserfolgs begrenzen, wenn davon ausgegangen wird, dass der Wagniskapitalgeber Vorerfahrungen mit ähnlichen Investitionen besitzt. Ebenso wird mit dem Gründer bereits zu Beginn der Investition ein mögliches Ausstiegsszenario vereinbart.
Die Vorteilhaftigkeit des Investments bemisst sich für den Private Equity Investor nach der realisierten Wertsteigerung der Unternehmensanteile während des Investitionszeitraums. Um das Risiko-/Ertragsprofil zu verbessern, wird Venture Capital für Gründungsunternehmen mit hohem Wachstumspotenzial eingesetzt.
3 Formen der Venture-Capital-Finanzierung
Nach der Eigentümerstruktur kann zwischen formellen und informellen Venture-Capital-Transaktionen differenziert werden. Bei einer formellen Venture-Capital-Finanzierung investiert der Kapitalgeber nicht direkt in das Unternehmen, vielmehr tritt eine spezialisierte Beteiligungsgesellschaft als Intermediär zwischen Kapitalgeber und -nehmer auf. Das Kapital wird bei einer solchen Transaktion häufig durch institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen bereitgestellt. Zunächst sammelt der Beteiligungsfonds die Finanzmittel einer großen Zahl von institutionellen Investoren ein, anschließend bündelt er diese Beiträge in einer Fonds-Struktur. Häufig werden dabei in einem Beteiligungsfonds zwischen 10 und 20 Einzelinvestitionen zusammengefasst. Um die Streuung noch weiter zu vergrößern, entscheiden sich die meisten Investoren gegenüber einer einzelnen Fondsselektion eher für eine Kapitalanlage in einen Venture-Capital-Dachfonds, der häufig ein Portfolio aus 20 oder mehr Einzelfonds umfasst.
Ausgehend vom Anlageziel können bei der formellen Venture-Capital-Finanzierung verschiedene Unterformen unterschieden werden. Im Rahmen eines rein renditeorientierten Beteiligungsfonds besteht die Aufgabe des Fonds-Managements im Verwalten der Finanzmittel, in der Sichtung renditeträchtiger Investments, in der Durchführung der eigentlichen Kapitalbeteiligungen sowie im ständigen Monitoring des Beteiligungsportfolios.
Bei der Beteiligungsfinanzierung durch einen Corporate-Venture-Capital-Geber steht nicht der finanzielle Erfolg, sondern der potentielle Know-how-Transfer im Fokus. Gerade in forschungsintensiven Branchen ermöglicht die Beteiligung eines etablierten Unternehmens an einem aufstrebenden Start-up den Zugang zu einer erfolgsversprechenden Technologie oder Dienstleistung. Der Kapitalg...