Controlling umfasst nicht nur den operativen, kurzfristigen Bereich mit einem Zeithorizont von etwa einem bis zwei Jahre, sondern auch den strategischen Bereich, der einen Zeitraum von rund drei bis fünf Jahren. Anders als beim operativen Controlling geht es beim strategischen Controlling weniger um die Planung mit konkreten Zahlen. Vielmehr soll besondere Stärken und Schwächen eines Unternehmens aufgedeckt, kritische Erfolgsfaktoren herausgearbeitet, mögliche neue Geschäftsfelder oder Dienstleistungen identifiziert und langfristige Ziele und Ausrichtungen formuliert werden. Auch hier kann für einen kleinen Betrieb auf einfache Lösungen zurückgegriffen werden.
6.1 Wo wollen Sie mit Ihrem LBB in drei bis fünf Jahren stehen?
Das ist die erste mehreren zentralen Fragen, die Sie im Rahmen Ihrer strategischen Planung beantworten müssen. Darüber hinaus müssen Sie sich klar werden, welche Produkte für welche Kunden Sie dann anbieten möchten. Bleiben Sie beim aktuellen Angebot? Wollen Sie Ihre Dienstleistungen (im Rahmen der erlaubten Tätigkeiten) ausweiten und Ihren Mandanten z. B. betriebswirtschaftliche Leistungen, etwa Planung, Organisation, Beratung.
Ausgangspunkt bestehendes Angebot
Auch wenn Sie es natürlich wissen bzw. im Kopf haben: Beschreiben Sie kurz in schriftlicher Form, welche Leistungen Sie derzeit anbieten, etwa das Buchen laufender Geschäftsfälle und laufende Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Halten Sie ggf. auch Unterpunkte fest, mit denen Sie das eigentliche Leistungsangebot detaillierter beschreiben. Bei den Lohnabrechnungen, z. B. Erstellen von laufenden Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Erstellen von Lohnsteuer-Anmeldungen, Erstellung von Überweisungsträgern, Meldung zur Sozialversicherung usw. Falls Sie besonderes Serviceleistungen (Alleinstellungsmerkmale) für Ihre Kunden erbringen, z. B. Belege holen und bringen oder Urlaubsvertretungen, sollten Sie auch diese kurz in schriftlicher Form festhalten.
Auf einer schriftlichen Darstellung des Leistungsangebots bestehen Banken immer und ggf. auch Kunden und andere Geschäftspartner, die wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben und wie verlässlich der (potenzielle) Partner künftig voraussichtlich sein wird.
Grundsatzentscheidung treffen: Angebot bestehen lassen oder erweitern
Sehen Sie sich jetzt Ihr aktuelles Leistungsangebot an: Sind Sie damit zufrieden bzw. sind Ihre Kunden mit dem zufrieden, was Sie anbieten und leisten? Können bzw. wollen Sie Ihr Portfolio ausbauen? In welche Richtung? Möchten Sie Ihr Angebot im Kern lieber beibehalten? Oder wollen Sie Ergänzungen vornehmen? Welche konkreten Angebote wollen Sie für Ihre Kunden neu entwickeln? Fragen Kunden dieses Angebot voraussichtlich auch nach? Kommen als Abnehmer nur Ihre Bestandskunden in Betracht? Oder müssen Sie mehr neue Kunden akquirieren? Haben Sie ausreichende Ressourcen (Personal, Räume, IT)?
Zielsetzung überarbeiten
Wenn Sie eine Ausweitung planen, formulieren Sie wenn möglich schon jetzt ein konkretes Ziel, und führen Sie zumindest an, welche neuen Aufgabenschwerpunkte Sie bis wann anbieten möchten.
Beispiel einer Zielformulierung
"Ausweitung meines aktuellen Leistungsspektrums auf Controlling und betriebswirtschaftliche Beratung bis 2025. Die neuen Angebote umfassen neben laufenden Buchungen sowie Lohn- und Gehaltsbuchungen Controlling, Finanzierung, Gründungsberatung und Coaching."
Aber auch wenn Sie sich für die Beibehaltung Ihres Angebots entscheiden, sollten Sie im nächsten Schritt analysieren, wie es um das Leistungsvermögen Ihrer Person und das Ihres LBB steht (Stärken und Schwächen) und welche externen Veränderungen sich auf Ihren Betrieb in welcher Form auswirken können (Chancen und Risiken).
6.2 Stärken und Schwächen beschreiben und bewerten
Welche Chancen haben Sie überhaupt, Ihre langfristigen Ziele zu erreichen? Diese Frage können Sie nur beantworten, wenn Sie sich auf der einen Seite mit der Beschreibung und Analyse der Stärken und Schwächen Ihres LBB bzw. Ihrer Person befassen. Die Auswahl der folgenden Fragen (vgl. Tab. 1) soll Ihnen zeigen, mit welchen Themen Sie sich u. a. befassen können. Überlegen Sie unbedingt, ob bzw. welche weiteren Punkte Sie in Ihrem konkreten Fall beachten müssen. Um zu einer Bewertung zu gelangen, können Sie sich bei den einzelnen Fragen Noten geben. Orientieren Sie sich dabei am Schulnotensystem; eine 1 steht für (aus Ihrer Sicht) sehr gute, eine 6 für ungenügende bzw. nicht vorhandene Leistungen oder Qualifikationen. Noten von 3 und besser deuten dabei auf mehr oder weniger ausgeprägte Stärken hin. Noten von 4 und schlechter auf entsprechende Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten.
Frage |
Bewertung/Note |
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6 |
Wie bewerten Sie Ihr derzeitiges Fachwissen, um die aktuellen Aufgaben erledigen zu können? |
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Bilden Sie sich regelmäßig fort, um Ihr Fachwissen aktuell zu halten bzw. zu verbessern? |
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Wird Ihr aktuelles Leistungsangebot etwa gleichmäßig abgerufen oder gibt es stärkere/schwächere Bereiche (Hinweis: stärkere Schwankungen oder rückläufige Nachfrage kann ein Hinweis auf nicht mehr zeitgemäßes Portfolio sein, tendenziell als kritisc... |