Agilität ist für viele Mitarbeiter zunächst abstrakt. Damit die Mitarbeiter agile Prinzipien und Werte leichter und besser verstehen, empfiehlt sich eine spielerische Annäherung. Dazu gibt es eine enorme Bandbreite an agilen Tools aus dem Methodenbaukasten und Einsatzfeldern, für unterschiedliche Anlässe und Bedürfnisse. Viele davon sind älter als die Idee vom agilen Arbeiten; sie wurden neu entdeckt, neu interpretiert oder modifiziert. Das Kano-Modell zum Beispiel wurde 1978 in Tokio von Noriaki Kano entwickelt und beschäftigt sich mit Kundenwünschen bei der Entwicklung von Produkten (siehe B1). Die Ruck Zuck-Methode basiert auf einer täglichen US-TV-Gameshow, die von 1988 an im deutschen Privatfernsehen zu sehen war.
Tools können reine "Warm-Ups" sein, also Lockerungsübungen, um gut in ein Meeting starten zu können. Einige Tools können gruppendynamische Prozesse in Gang setzen und sind als einfache, niederschwellige Coaching-Lösung im Kollegenkreis gedacht. Andere sind in der Anforderung so komplex und im Ablauf so kompliziert, dass sie einen sehr erfahrenen Moderator brauchen, um Ablauf und Regeln einer Gruppe verständlich zu machen.
Tendenziöse Tools
Es gibt auch Tools, die tendenziös sind, weil sie zumeist durchschaubar plump versuchen eine Idee gegen eine andere auszuspielen. Das Führungsspiel zum Beispiel treibt das hierarchische Führungsmodell "Chef gibt Anweisungen, Angestellter führt aus" auf die Spitze, um es ad Absurdum zu führen.
Die Folge: Der Chef sieht in diesem Spiel ganz alt aus, weil in der Aufgabenstellung jeder einzelne in der Gruppe der Mitarbeiter gegenüber dem Vorgesetzten einen entscheidenden Vorteil, einen Vorsprung an Wissen hat. Selbstorganisierte Teams, so wird suggeriert, schlagen herkömmlich hierarchisch angeordnete Systeme. Aber auch das Führungsspiel hat einen blinden Fleck: Arbeitet der Chef mit seinen Leuten seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen und kennt sie alle beim Vornamen, funktioniert sein System mutmaßlich so gut wie das selbstorganisierte. Das klingt nicht fair. Aber, so könnte man argumentieren: Um starre Strukturen aufzubrechen, braucht es gelegentlich Tricks und den Wink mit dem Zaunpfahl, wie man früher, in der analogen Zeit, noch sagte.
Andere Tools sind vor allem für seine Erfinder interessant und einträglich, weil sie ein Geschäftsinteresse verfolgen: Um sie anzuwenden, braucht es Materialien, etwa ein Kartenspiel, das zuvor gekauft werden muss. Die Meinungen gehen auch hier auseinander: Die einen sagen: Netter Versuch, andere schwören drauf und sind ganz verrückt nach genau diesen Spielkarten.
Und dann gibt es schlicht banale bis einigermaßen ärgerliche Tools. Sie unterfordern alle Teilnehmer, die von einem beruflichen Treffen mit Kolleginnen und Kollegen etwas mehr erwarten als eine alberne Spiel-Adaption aus der Kindertagesstätte.
In unserer Übersicht stellen wir dennoch beispielhaft und gleich zu Beginn auch solch ein Tool vor, ohne damit eine Empfehlung auszusprechen. Wir raten auch nicht davon ab. Nicht nur Anforderungen und Bedürfnisse sind verschieden, auch Temperamente und Geschmäcker.
Ausprobieren!
Letzten Endes gibt es keine nur guten oder nur schlechten Tools, sondern für die jeweilige Anwendungssituation mehr oder weniger passende! Das Experimentieren mit den Tools, und die Entscheidung, welche für Ihren Zweck angemessen sind, können wir Ihnen leider nicht abnehmen, aber die Auswahl mit der nachfolgenden Übersicht erleichtern. Sie stellt eine kompakte Auswahl dar und dient als Orientierung für ein insgesamt so umfangreiches wie unübersichtliches Feld.