Dr. Christian Briem, Martin Esch
Der effektbasierte Forecast wird in die Planungslösung integriert
Advanced-Analytics-Lösungen optimieren in der Versicherungsbranche gängige Steuerungsinstrumente (bspw. Forecast) und ermöglichen dadurch eine höhere Treffergenauigkeit der Planwerterreichung. Das in der Praxis hierbei gängigste Instrument ist der effektbasierte Forecast, der maßnahmengestützt beeinflussbare Effekte nivelliert. Die Festlegung der Forecast-Inhalte erfolgt auf Basis der Steuerungs- und Effizienzanforderungen. Demnach fokussiert ein guter Forecast auf die wesentlichen Steuerungsgrößen und nimmt Abstand von Buchhaltungsgrößen. Um den Prozess des Forecasts möglichst effizient zu gestalten, werden monatliche Prognosen über eine automatische, systemunterstützte Hochrechnung abgebildet. Mithilfe der flexibel durchführbaren Hochrechnung (Ad-hoc) kann unterjährig konstant überwacht werden, ob die Planerreichung realisiert wird. Andernfalls können im Hinblick auf den Forecast frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um einer Planabweichung entgegenzusteuern.
Die definierten Maßnahmen werden in einem Maßnahmenkatalog gesammelt und nachgehalten. Externe Einflüsse werden dank kommentierter Effekte transparent und der Steuerungsprozess wird aufgrund der automatisierten Bereitstellung von Vorschlagswerten effizient.
Flexibilisierung des Kostenbudgets führt zu effizienteren Geschäftsprozessen
Die Etablierung einer Centersteuerung reduziert im Versicherungsumfeld die Anzahl der Organisationseinheiten, die durch ein starres Budget gesteuert werden. Die Flexibilisierung der Budgets durch die Neuausrichtung der Planungs- und Steuerungsprozesse und eine flankierende Anpassung der Anreizsysteme (Ergebnis- und Service-Level-Ziele) ermöglicht eine höhere Reaktionsfähigkeit und -geschwindigkeit bei auftretenden Änderungen im Geschäftsverlauf und den resultierenden Geschäftsmengenabweichungen. Sowohl auf abgerufene Mehr- als auch auf Mindermengen kann ein Centerleiter nur sinnvoll reagieren, wenn das Budget flexibilisiert wird. Neugeschäft oder höhere Service Level werden nicht durch ein fixes Budget beschränkt, sondern können unter Bedingung der Erreichung der Ergebnisziele umfänglich gewährt werden. Cost Center werden hingegen weiterhin nach einem fixen Budget gesteuert. Dieses richtet sich nach dem Ausmaß der übernommenen hoheitlichen Aufgaben. Trotzdem besteht auch bei Cost Centern die Möglichkeit von Effizienzsteigerungen im Zeitablauf, die bspw. über interne Vergleiche, Effizienzzielvorgaben und KVP erreicht werden. Ein weiterer Nachteil starrer Budgets ist der fehlende Anreiz, Kosten bei Unterbeschäftigung einzusparen. Da ein nicht ausgeschöpftes Budget im Folgejahr verringert zu werden droht, erhalten Führungskräfte den Anreiz, teils unnötige Ausgaben zu tätigen. Durch die Erweiterung der Steuerung auf Mengen- und Preisabweichungen kann der Einsatz des Kapitals ergebnisorientierter eingesetzt und unnötige Ausgaben beseitigt werden (s. Abb. 10). Natürlich sind einer kurzfristigen Flexibilisierung arbeitsrechtliche Grenzen gesetzt, aber mittel- und langfristig sind darüber deutliche Effizienzen erzielbar.
Abb. 10: Variable Kostenbudgets reduzieren den Verlust bei Mindergeschäft und steigern den Gewinn bei Mehrgeschäft