Fehler im Zusammenhang mit der Abschreibung von Gebäuden bzw. sonstigen Wirtschaftsgütern können vielfältige Ursachen haben. So kommen z. B. in Betracht:

  • Die Anschaffungs- oder Herstellungskosten (oder Teile davon) wurden als sofort abzugsfähige Werbungskosten behandelt.
  • Obwohl eine zutreffende Nutzungsdauer zugrunde gelegt wurde, ist eine zu hohe bzw. zu niedrige AfA abgesetzt worden.
  • Es wurde eine unzutreffende Nutzungsdauer bzw. ein unrichtiger AfA-Satz für das Gebäude bzw. für das sonstige Wirtschaftsgut angewendet.

9.1 Fehlerberichtigung bis ins Fehlerjahr möglich

Soweit die Änderung der Steuerbescheide des Fehlerjahres nach den Bestimmungen der AO, z. B. § 173 AO, möglich ist, wird die fehlerhafte Abschreibung im betreffenden (Fehler-)Jahr korrigiert.

9.2 Fehlerberichtigung bis ins Fehlerjahr nicht möglich

Ist eine Änderung der Steuerbescheide unter Beachtung der AO-rechtlichen Bestimmungen nicht möglich, ist wie folgt vorzugehen[1]:

 
  Art des Fehlers
AfA-Methode Über­höh­te AfA Zu geringe AfA Unterlassene AfA[2]
§ 7 Abs. 4 Satz 1 EStG (= lineare AfA) Zukünftige AfA: Der gesetzlich zutreffende AfA-Satz ist bis zur vollständigen Absetzung auf die richtige Bemessungsgrundlage anzuwenden.
Auswirkung des Fehlers: Die Inanspruchnahme einer überhöhten AfA bewirkt, dass das AfA-Volumen schneller verbraucht ist, sodass es im Ergebnis zu einer Verkürzung der AfA-Dauer kommt.[3] Eine zu geringe AfA bzw. unterlassene AfA führt zu einem verlängerten Abschreibungszeitraum. Der Fehler gleicht sich am Ende des verlängerten AfA-Zeitraums aus.[4]
§ 7 Abs. 4 Satz 2 EStG (= lineare AfA) Zukünftige AfA: Der (unrichtige) Restwert ist gleichmäßig auf die ­verbleibende Restnutzungsdauer zu verteilen. Die Restnutzungsdauer ist neu zu schätzen.
Auswirkung des Fehlers: Der Fehler wird durch Neuberechnung der AfA-Beträge während der Restnutzungsdauer ausgeglichen.[5]
 
Praxis-Beispiel

Beispiel 1:
Korrektur fehlerhafter AfA nach § 7 Abs. 4 Satz 1

A erwirbt im Januar 2021 ein Gebäude (Gebäudeanteil 600.000 EUR). In 2021 und 2022 wird die AfA in zutreffender Weise, linear 2 %, in 2023 in unzutreffender Höhe vorgenommen. Der Steuerbescheid für 2023 ist bestandskräftig geworden und nicht mehr änderbar.

a) Überhöhte AfA:

A hat in 2023 eine um 5.000 EUR überhöhte AfA in Anspruch genommen.

b) Zu geringe AfA:

A hat in 2023 eine um 5.000 EUR zu geringe AfA in Anspruch genommen.

c) Unterlassene AfA:

A hat in 2023 keine AfA in Anspruch genommen.

Lösung 1a):

 
  Lineare AfA

Anschaffungskosten

– zutreffende AfA 2021

600.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2021

– zutreffende AfA 2022

= 588.000 EUR

– 12.000 EUR

= 31.12.2022

– unrichtige AfA 2023

= 576.000 EUR

– 17.000 EUR

= 31.12.2023

– AfA 2024

= 559.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2024

– AfA ...

= 547.000 EUR

usw. bis zur Vollabschreibung
... 0 EUR

Lösung 1b):

 
  Lineare AfA

Anschaffungskosten

– zutreffende AfA 2021

600.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2021

– zutreffende AfA 2022

= 588.000 EUR

– 12.000 EUR

= 31.12.2022

– unrichtige AfA 2023

= 576.000 EUR

– 7.000 EUR

= 31.12.2023

– AfA 2024

= 569.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2024

– AfA ...

= 557.000 EUR

usw. bis zur Vollab­schreibung
... 0 EUR

Lösung 1c):

 
  Lineare AfA

Anschaffungskosten

– zutreffende AfA 2021

600.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2021

– zutreffende AfA 2022

= 588.000 EUR

– 12.000 EUR

= 31.12.2022

– unrichtige AfA 2023

= 576.000 EUR

– 0 EUR

= 31.12.2023

– AfA 2024

= 576.000 EUR

– 12.000 EUR

(2 % von 600.000 EUR)

= 31.12.2024

– AfA ...

= 564.000 EUR

usw. bis zur Vollab­schreibung
... 0 EUR
 
Praxis-Beispiel

Beispiel 2:
Korrektur fehlerhafter AfA nach § 7 Abs. 4 Satz 2 EStG

A schreibt die Anschaffungskosten (600.000 EUR) des im Januar 2021 erworbenen Gebäudes nach § 7 Abs. 4 Satz 2 EStG mit 5 % auf 20 Jahre ab. In 2023 hat er

  • eine um 5.000 EUR zu hohe AfA bzw.
  • eine um 5.000 EUR zu geringe AfA bzw.
  • 0 EUR AfA abgesetzt.

Lösung 2:

 
  Überhöhte AfA EUR Zu geringe AfA EUR Unterlassene AfA[6] EUR

Anschaffungskosten

– zutreffende AfA 2021

600.000

– 30.000

600.000

– 30.000

600.000

– 30.000

= 31.12.2021

– zutreffende AfA 2022

= 570.000

– 30.000

= 570.000

– 30.000

= 570.000

– 30.000

= 31.12.2022

– unrichtige AfA 2023

= 540.000

– 35.000

= 540.000

– 25.000

= 540.000

– 0

= 31.12.2023

– AfA 2024 (Restwert: neu ­geschätzte Restnutzungsdauer, z. B. 15 Jahre)

= 505.000

– 33.667

= 515.000

– 34.333

= 540.000

– 36.000

= 31.12.2024

– AfA ...

= 471.333

usw. bis zur Vollab­schreibung

= 480.667

usw. bis zur Vollab­schreibung

= 504.000

usw. bis zur Vollab­schreibung
... 0 0 0

9.3 Unterlassene AfA

Nach dem Gesetzeswortlaut des § 7 Abs. 1 Satz 1 EStG ist die AfA vorzunehmen, sodass nach allgemeiner Auffassung eine Pflicht zur Vornahme der Normal-AfA besteht.

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