Ziele und Aufgaben
Das Sozio-Controlling kann auf weit weniger Ansätze und Instrumente verweisen, die sich bislang in der betrieblichen Praxis durchsetzen konnten. Nur die Verwendung von Sozialindikatoren erscheint für eine Integration in ein nachhaltigkeitsorientiertes Controlling geeignet, muss aber an den neuen Kontext eventuell angepasst werden. Um eine sozialorientierte Unternehmensführung zu unterstützen, muss sich ein entsprechendes Sozio-Controlling folgende Ziele setzen und daraus Aufgaben ableiten:
- Identifikation sozialer Themen, die das Unternehmen betreffen. Daraus können bei Nichtberücksichtigung potenzielle Probleme für das Unternehmen entstehen.
- Identifikation der Risiken und Chancen, die sich aus diesen sozialen Themen ergeben.
- Identifikation der Möglichkeiten bzw. Alternativen, mit diesen sozialen Themen umzugehen.
- Auflistung der Alternativen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile,
- vorabgestimmte Lösung.
Stakeholder berücksichtigen
Hier ist wiederum die Bedeutung dieser Themen aus der Sicht der Stakeholder von besonderem Interesse, die mithilfe einer Matrix dargestellt werden könnte. Die Einstufung der Wichtigkeit des sozialen Themas für den jeweiligen Stakeholder kann anhand einer ordinalen Bewertung (A = sehr wichtig bis D = unwichtig) vorgenommen werden (s. Abb. 4).
Abb. 4: Bedeutung sozialer Themen aus der Sicht der Stakeholder
3.1 Identifizierung sozialer Themen
Soziale Themen können demzufolge mit den klassischen Instrumenten eines strategischen Controllings, wie z. B. einer SWOT-Analyse, systematisch identifiziert werden. Operative Controlling-Werkzeuge setzen zu spät an und sind mit ihrer Fixierung auf "Hard Facts" nicht in der Lage, die entscheidenden Einflussgrößen, wie beispielsweise eine Veränderung im Betriebsklima, rechtzeitig genug zu erkennen.
3.1.1 Indikatoren
Soziale und umweltbezogene Indikatoren
Moderne Ansätze in Richtung Sozialbilanzierung, wie der Standard SA 8000, basieren in starkem Maße auf sozialen und umweltbezogenen Indikatoren. Für Sozialindikatoren gilt, dass sie die unternehmerische Leistung in Bezug auf den Umgang mit sozialen Themen abbilden sollen.
Folgende Formen sozialer Indikatoren können unterschieden werden:
- Soziale Indikatoren können in quantitativer Form gebildet werden, wobei diese mengen- oder finanzbezogen als absolute bzw. relative Kennzahlen abgeleitet werden können.
- Die einfachste Form qualitativer Indikatoren verkörpern binäre Indikatoren, die nur zwei Beschreibungszustände zulassen, wie Ja oder Nein (Nominalskala). Binäre Indikatoren können nur angeben, ob gewisse Mindestanforderungen erfüllt sind oder nicht, z. B. ob es eine Erfolgsbeteiligung für Mitarbeiter im Unternehmen gibt oder nicht.
- Den Informationsgehalt erhöhen abgestufte Indikatoren (Ordinalskala). Beispielsweise könnte die Frage: "Ist Ihr Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber?" abgestuft beantwortet werden – "trifft vollkommen zu" bis "trifft überhaupt nicht zu". Die Erhöhung des Informationsgehalts wird hierbei allerdings erkauft durch ein Mehr an subjektiven Einschätzungen.
- Qualitative Indikatoren können auch über Beschreibungen bestimmter Sachverhalte gewonnen werden. Diese Form lässt sich praktisch auf alle Aspekte anwenden und besitzt den größten Informationsgehalt. Beispielsweise könnte die Zielsetzung, die Servicequalität zu verbessern, anhand einer Leistungsvereinbarung (Service Level Agreement) näher beschrieben werden und als Anleitung für praktisches Handeln dienen.
- Quantitative Indikatoren sind ebenfalls nicht frei von subjektiven Einschätzungen: Dies gilt insbesondere für ihre Interpretation, aber auch für ihre Auswahl, Messung und Bewertung. I. d. R. sollten Sozialindikatoren eine Mischung aus qualitativen und quantitativen Indikatoren verkörpern. Das Balanced-Scorecard-System ermöglicht dabei am besten, Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den qualitativen und quantitativen Einflussgrößen abzubilden. In dieselbe Richtung geht das EFQM-Modell, das "enabler" (wie die Mitarbeiterorientierung) von "results" (wie z. B. finanzielle Ergebnisse) unterscheidet und die Wechselwirkungen zeigt. Für jede Organisation sind die Indikatoren an das jeweilige spezifische Umfeld und die daraus abgeleiteten sozialen Themen anzupassen.
3.1.2 GRI-Leistungsindikatoren
Führender Reporting-Standard im Bereich Nachhaltigkeit
Die "Global Reporting Initiative" (GRI) gilt als führend im Bereich der weltweiten Verbreitung und Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die aktuelle GRI G4.1 wurde 2013 veröffentlicht und präzisiert die seit 2011 gültige G3.1-Fassung des Reporting-Standards. Mithilfe eines insgesamt über 120 Indikatoren umfassenden Katalogs kann die Unternehmensleistung anhand der drei Nachhaltigkeitsdimensionen gemessen und dargestellt werden. Gemäß dem Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung geht es in erster Linie darum, Transparenz zu den Aspekten der Nachhaltigkeit zu gewährleisten, damit die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen daraus abge...