Karl-Heinz Steinke, Dr. Walter Schmidt
Ein wesentliches Problem der Informationsaufbereitung besteht in der aussagefähigen Verdichtung von wesentlichen Informationen, um komplexe Sachverhalte und Zusammenhänge in einer oder in wenigen Maßgrößen darstellen zu können.
Kennzahlen- und Berichtsfriedhöfe vermeiden
Weniger ist hierbei mehr, um "Kennzahlen- und Berichtsfriedhöfe" zu vermeiden. Modernes Controlling muss bei den Kennzahlen und Berichten immer die Frage stellen, welche Entscheidungen durch Analysen fundiert werden sollen und welcher Aufwand dafür angemessen erscheint. Die Auswahl der zu nutzenden Kennzahlen beginnt mit der Auswahl jener Kernfragen, die von Führungskräften und Mitarbeitern in ihrem jeweiligen Bereich mithilfe geeigneter Kennzahlen beantwortet werden müssen.
Neben der Wesentlichkeit kommt der Verständlichkeit der Informationen auf allen Berichtsebenen eine besondere Bedeutung zu, indem die Berichte auf den Empfänger abgestimmt, verständlich, lesbar und hinsichtlich der Aussagen für den Empfänger erfassbar sind (z. B. unterstützt durch Grafiken und/oder Kommentare). Idealerweise knüpfen sie an die vor Ort tatsächlich beeinflussbaren Faktoren an, die der betrieblichen Praxis entsprechen und an denen sich Erfolge und Misserfolge vor Ort ermessen lassen. Bspw. dürfte in der Produktion eine "Ausschussquote" als Kostentreiber besser verstanden werden als ein irgendwie definierter bereichsbezogener Deckungsbeitrag oder eine Kosten-/Ertragsrelation. Verantwortung setzt voraus, die Zusammenhänge selbst zu verstehen und zu interpretieren und sie anderen erklären zu können.
Inhaltlich und gestalterisch ergeben sich aus der Digitalisierung, der zunehmenden Datenflut und einer sich weiter verändernden Umwelt zusätzliche Anforderungen an das Reporting. Mit dem Datenvolumen einher wachsen die hohen Ansprüche an die Analysefähigkeit und die IT-Systeme.
Höhere Prognosequalität durch Predictive Analytics
Dies betrifft einerseits die aus der Datenverfügbarkeit resultierenden Möglichkeiten einer verbesserten Prognosefähigkeit durch "Real-time"-Auswertungen oder statistischer Verfahren. Mit ihrer Hilfe lassen sich bessere Prognosen ableiten (Predictive Analytics). Andererseits die sich abzeichnende Notwendigkeit der Integration externer, oft nicht strukturiert vorliegender und/oder nichtfinanzieller Faktoren. Die Möglichkeiten, Daten aus dem World Wide Web auszuwerten, scheinen noch lange nicht ausgeschöpft.
Lean Reporting, gefördert durch den mobilen Zugriff auf alle Informationen und "Management Self Service", entwickelt sich als ein Trend. Sie erlauben es Führungskräften und Mitarbeitern, quasi "auf Knopfdruck", d. h. automatisch bzw. auf standardisierte Weise, Kennzahlen und darauf aufbauende visuelle Informationen in personalisierter Form abzurufen. Das ermöglicht es ihnen, sich auf die inhaltlichen Fragen der Zielerreichung zu konzentrieren und nicht zu viel Zeit mit der Zusammenstellung von Zahlen zu verbringen (s. Abb. 8).
Abb. 8: Analysen auf Entscheidungsgrundlagen ausrichten
Automatisierung und unternehmensübergreifende Vernetzung erlauben eine stärkere integrative Betrachtung
Strategisch nicht zu vernachlässigen ist die aus der technologischen Möglichkeit heraus sich entwickelnde stärkere unternehmensübergreifende Vernetzung. Dabei werden verschiedenartige Informationen über die Unternehmensgrenzen hinweg geteilt. Wie im Dream-Car-Bericht der ICV-Ideenwerkstatt "Industrie 4.0 – Controlling im Zeitalter der intelligenten Vernetzung" aufgezeigt, verbinden sich bspw. im produzierenden Gewerbe Eingangslogistik, Fertigung, Ausgangslogistik und Vertrieb sowie nachgelagerte Dienstleistungen zu einer durchgängigen Lösung. Diese Verknüpfung macht aber nicht innerhalb der internen Bereiche halt, sondern bezieht z. T. auch Kunden und andere externe Partner mit ein. Das Controlling muss in diesem Zusammenhang zunehmend unternehmensinterne und -externe Prozesse im Blick behalten und dabei neue relevante Datenquellen identifizieren und verwerten.
Als wesentlicher Mehrwert gelten somit die stärkere Integration der Lieferketten und der damit zusammenhängende Zugang zu neuen bzw. bisher nicht verfügbaren Informationen. Dabei ergeben sich Effizienzpotenziale durch den Wegfall von Schnittstellen (bzw. der Umwandlung in kooperative Nahtstellen) sowie eine umfassendere Informationsbasis für die Unternehmenssteuerung.