Karl-Heinz Steinke, Dr. Walter Schmidt
3.3.1 Veränderungen im Umfeld erzeugen Anpassungsdruck
Die zunehmende Dynamik, Volatilität und Komplexität im Umfeld der Unternehmen sowie Themen der Globalisierung und vor allem der Digitalisierung führen zu dramatischen Wettbewerbsveränderungen und gefährden bestehende Geschäftsmodelle und damit die Existenz vieler Unternehmen. In diesem Umfeld können es sich Unternehmen nicht mehr erlauben, auf eine explizite Strategiefindung zu verzichten.
Hierdurch wird ein ständiger und in immer kürzeren Zyklen wirkender Anpassungsdruck erzeugt, der von den Unternehmen ein hohes Maß an Agilität und Flexibilität verlangt. Daraus resultiert ein ständi-ger Abgleich zwischen der strategischen und der operativen Führung des Unternehmens.
Strategische Entwicklung erfordert operative Machbarkeit und Umsetzung
Es ist unstreitig, dass die strategische Führung ebenso einer zielorientierten Koordinationsunterstützung hinsichtlich ihrer Aufgabenwahrnehmung bedarf wie die operative Planung und Steuerung. Daraus ergibt sich, dass Planung, Steuerung und Kontrolle als integriertes Gesamtsystem gestaltet werden müssen, d. h. die Vernetzung von strategischer und operativer sowie von sachziel- und formalzielbezogener Planung. Bei strategischen Fragestellungen schwingt immer auch die Frage nach der operativen Machbarkeit mit. Umgekehrt erhalten operative Fragestellungen erst Sinn im Lichte einer Strategie.
Die Verzahnung von strategischem und operativem Geschäft durch betriebswirtschaftliche Zielsetzung, Planung und Steuerung zu begleiten gehört zu den wichtigsten Aufgabenfeldern modernen Controllings. Controller werden aber als Partner des Managers in der Strategie nur dann eine Rolle spielen, wenn sie Geschäftsidee, Geschäftsmodell und das Geschäftsumfeld sowie den Wettbewerb kennen und die Stoßrichtung der Strategie verstehen.
Der ICV folgt hinsichtlich der Verzahnung von Strategie und operativem Geschäft einem Ansatz, den Alois Gälweiler in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt hat. Danach besteht die Aufgabe des strategischen Geschäfts darin, die für die angestrebte Positionierung eines Unternehmens erforderlichen Erfolgs- und Unterstützungspotenziale zu entwickeln bzw. zu erwerben. Demgegenüber besteht die Aufgabe des operativen Geschäfts darin, die verfügbaren Potenziale des Unternehmens so zu nutzen, dass genügend liquide Mittel für die Finanzierung der Strategie erwirtschaftet werden (s. Abb. 9).
Abb. 9: Strategisches und operatives Geschäft
Der Gälweilersche Ansatz geht auf Vordenker wie Ansoff, Chandler und Drucker zurück, die das Strategische als "die richtigen Dinge tun" (effektiv sein) und das Operative als "die Dinge richtig tun" (effizient sein) beschrieben haben.
3.3.2 Controller bewerten die strategische Planung und begleiten die Umsetzung
Im Rahmen der strategischen Planung übernehmen Controller eine Moderatorenrolle. Der Controllerservice bestimmt nicht die Strategie, sondern unterstützt vielmehr die Verantwortlichen (Unternehmensführung und Unternehmensentwicklung) durch Moderation des strategischen Entwicklungs- und Planungsprozesses, z. B. durch das Bereitstellen von Instrumenten, Analysen oder Systemen. Dabei nehmen Controller in den einzelnen Phasen unterschiedliche Rollen und Funktionen wahr:
- Im Rahmen der Strategiefindung ist vor allem die Quantifizierung und Abschätzung der Wirkungen von Ideen auf das bzw. die Geschäftsmodell(e) sowie deren finanzielle Folgen von Bedeutung. Hierdurch wird frühzeitig eine Verbindung zur folgenden operativen Planung geschaffen. Eine Strategie ist nur so weit realistisch, als sie finanziert werden kann.
- Im Rahmen der Strategiedurchsetzung ist es Aufgabe der Controller, die Auswahl der strategischen Projekte mit zu bestimmen und deren Entwicklung zu verfolgen. Bei Einsatz einer "Balanced Scorecard" unterstützt er die Manager z. B. bei der Interpretation der Perspektiven, Ziele und Maßnahmen. Hier bestehen erhebliche Einsatzfelder für Controller als Change Agent, Methodenverantwortliche, Counterpart und Verantwortliche für die Dokumentation.
- Das Hauptaktionsfeld des strategischen Controllers liegt jedoch eindeutig im Bereich der Strategieumsetzung. Dies betrifft vor allem die Durchführungskontrolle, z. B. anhand von Meilensteinplänen (Wurde der geplante Marktanteil zeitgerecht erreicht?) und die ggf. zu erstellenden Abweichungsanalysen als Grundlage für Korrekturmaßnahmen. Im Rahmen der Prämissenkontrolle müssen die Schlüsselannahmen der strategischen Planung fortlaufend verfolgt werden und in die operative Planung übertragen werden. Insbesondere solche Faktoren, die der eigenen Kontrolle entzogen sind und einen kritischen Stellenwert haben, müssen stetig überwacht werden. Diese können auch für die operative Planung erhe...