Karl-Heinz Steinke, Dr. Walter Schmidt
3.4.1 Alle Aspekte des Geschäfts in betriebswirtschaftliche Zielsetzung, Planung und Steuerung einbeziehen
Das Controlling – die betriebswirtschaftliche Zielsetzung, Planung und Steuerung – konzentrierte sich in der Anfangszeit vor allem auf den finanziellen Bereich der Unternehmen. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch vielfältige spezialisierte Controllingbereiche in der Praxis etabliert, z. B. Vertriebs- und Kundencontrolling, Personalcontrolling, Projektcontrolling, F&E-Controlling, Einkaufscontrolling bzw. Controlling des Working Capital Management oder Logistikcontrolling. In den letzten 15 Jahren sind Gebiete wie das Gemeinkostencontrolling, Qualitätscontrolling, IT-Controlling oder so "exotische Bereiche" wie Kommunikationscontrolling, Risikocontrolling und neuerdings auch CSR-Controlling hinzugekommen.
Beiträge zum Unternehmenserfolg einzelner Bereiche leistungsgerecht bewerten
Aufgabe des Controllings in diesem Zusammenhang ist es, mit Fokus auf das Wesentliche neue Anforderungen an die strategische Planung und die operative Steuerung effizient in die strategischen Geschäftsmodelle des Unternehmens zu integrieren. Dabei geht es immer wieder um dieselben Aufgabenstellungen: Definition des eigenständigen Beitrags eines Bereichs oder eines Einflussfaktors zum Unternehmenserfolg und dessen Einbindung in die Strategie des Unternehmens, z. B. Berechnung von Deckungsbeiträgen oder Profitcenter-Kalkulationen auf Basis von Verrechnungspreisen, statt mittels irreführender Umlagerechnungen. Dabei ist ein bestmöglicher Leistungsbezug herzustellen und eine weitestgehende Befreiung von Fremdeinflüssen sicherzustellen. Aus der Praxis mit externen Leistungsanbietern haben sich Leistungsbeschreibungen und hieraus abgeleitete Service Level Agreements und deren "Bepreisung" als praktikabel erwiesen. Wesentlich für die Gesamtsicht z. B. eines Konzerns auf die einzelnen jeweils separat bewerteten Bereiche ist dann die Innenumsatzkonsolidierung auf Konzern- oder Gesamtunternehmensebene sowie die Möglichkeit, die Kostenbestandteile oder Verrechnungspreise im Rahmen einer Investitionsrechnung wieder aufzulösen (Zwischengewinneliminierung).
Alle hier genannten Aufgabenstellungen sind mit der Implementierung klarer und eindeutiger Verantwortungsstrukturen verbunden. Die Steuerung der dahinterliegenden Bereiche muss in das Gesamtsystem der Planung und Steuerung widerspruchsfrei eingebettet sein.
Controller sind für widerspruchsfreie Integration verantwortlich
Je spezialisierter die Bereiche und je vielfältiger die Controllinggebiete werden, umso mehr Gewicht erhält die moderierende Funktion des Controllings für die Kooperation aller Bereiche im Unternehmen. Das erweitert die Anforderungen an das Teamdenken noch einmal in beträchtlichem Maße.
3.4.2 Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell
In den letzten Jahren sind neue Herausforderungen auf Unternehmensführung und Controlling zugekommen und haben sich zunehmend zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor entwickelt: die Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz wirtschaftlicher Aktivitäten.
Wertsteigerung durch Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz
Nachhaltige Unternehmensentwicklung hat die dauerhafte Wertsteigerung unter Aufrechterhaltung einer Balance ökonomischer, ökologischer, sozialer und gesellschaftlicher Anforderungen zum Ziel. Es gilt dabei, die Balance zu finden zwischen dem Aufbau und dem Erhalt der Erfolgspotenziale als Quelle zukünftiger Gewinne und der laufenden Gewinnrealisierung im operativen Geschäft.
"Damit verbunden wird die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in das verantwortungsvolle Handeln von Unternehmen in der Öffentlichkeit zur Erhaltung der gesellschaftlichen Akzeptanz (licence to operate)."
Unter nachhaltiger Unternehmensführung wird dabei in den meisten Definitionen ein integrativer und holistischer Managementansatz verstanden, der alle Aspekte der Nachhaltigkeit umfasst. Eine der größten Herausforderungen besteht dabei darin, die Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zu integrieren, wobei insbesondere der Unternehmensleitung eine wichtige Rolle zukommt. Es gilt zu entscheiden, in welcher Form relevante Anspruchsgruppen (Stakeholder) einbezogen werden sollen, wie ein holistisches Denken im Unternehmen etabliert werden kann und wie die Steuerung sowie das Messen und Berichten über die bei der Nachhaltigkeit erzielten Fortschritte erfolgen sollen.
Integration in die routinemäßige Steuerung des Kerngeschäfts vorteilhaft
Es kristallisiert sich zunehmend die Erkenntnis heraus, dass Ökologie und Soziales nur dann nachhaltig und erfolgreich gestaltet werden können, wenn sie auch ökonomisch betrieben werden. Daraus ergibt sich die innovative Aufgabe, im Rahmen der Strategie erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf der Integration von Ökonomie, Ökologie und Sozialem beruhen. Der Fokus liegt auf den wesentlichen Einflussfaktoren und deren Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen im gesamten Wertschöpfungsprozess. Ziel ist es, die spezifischen Beziehungen zwischen finanziellen und nichtfinanziellen Treibern nachvollziehbar herauszuarbeiten.
Das Controlling kan...