3.5.1 Controller als Innovatoren

Es gehört zu den Aufgaben des Controllings, Geschäftsideen auf ihre Marktfähigkeit, und auf dieser Grundlage die Konsistenz von Geschäftsmodellen auf ihre Tragfähigkeit zu prüfen. Das ist ein eigenständiger innovativer Prozess, der gemeinsam mit anderen Spezialisten wie Entwicklungsteams, Qualitätsmanagern oder Kommunikatoren zu gestalten ist.

Innovationen für den Erhalt der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells unerlässlich

Innovation durch die Entwicklung von Geschäftsmodellen muss verschiedene Aspekte beachten:

  • die kontinuierliche Beobachtung von Entwicklungs- und Lebenszyklen sowie die Implementierung von Frühindikatoren für veränderte Trends;
  • das Erkennen von Chancen, mit der Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen neuartige Geschäftsprozesse und Geschäftsfelder zu erschließen;
  • die Beachtung von rechtlichen und methodischen Problemen bei neuartigen Innovationsprozessen, z. B. durch die Einbindung von unternehmensexternen Partnern über moderne Kommunikationsmedien wie "Open Innovation"[1] oder "Crowd Sourcing"[2];
  • das Bewerten der Verfügbarkeit von Rohstoffen über den geplanten Lebenszyklus, der ökologischen Verträglichkeit sowohl der Herstellungsverfahren als auch der verwendeten Rohstoffe und Energieträger und der Entsorgung nach der Nutzungsdauer bis hin zum "Cradle-to-cradle"-Ansatz;[3]
  • die Auswirkungen veränderter Geschäftsmodelle auf die infrastrukturelle Basis des Unternehmens inklusive seiner Sicherheitsarchitektur.
[1] Vgl. Chesbrough, 2006.
[2] Eine dauerhaft erfolgreiche Methode der Einbindung der "Crowd" in den Innovationsprozess hat die Firma Tchibo bereits vor einigen Jahren gestartet. Über eine Internet-Plattform werden die "Probleme des Monats" und im Anschluss die "Lösungen des Monats" ausgelobt: www.tchibo-ideas.de.
[3] Vgl. u. a. Braungart/McDonough, 2008.

3.5.2 Controller als Treiber von Veränderungen

Erfassung und Bewertung von Umfeldveränderungen erforderlich

Controlling in seiner höchsten Entwicklungsstufe bewährt sich in der Identifikation von Verbesserungspotenzialen und Handlungsempfehlungen. Dabei geht es um die proaktive Moderation aller Veränderungsprozesse von der strategischen Entwicklung von Erfolgspotenzialen bis hin zum Zahlungserfolg. Voraussetzung hierfür ist das Erkennen von Veränderungen in der Umwelt, die das Unternehmen und oft auch das Controlling selbst betreffen. Ein Grundmodell zur Erfassung und Adaption von Veränderungen im Umfeld des Unternehmens zeigt Abb. 14.

Abb. 14: Erfassen und Bewerten von Umfeldveränderungen

Controller moderieren und steuern Veränderungsprozesse

Das Treiben von Veränderungen setzt zugleich auf die bewährte Kombination von betriebswirtschaftlicher Zielsetzung, Planung und Steuerung – wo Controlling draufsteht, muss auch Controlling drin sein, wie schon in Abschn. 1.1 betont wurde:

  • Ziele setzen: Erfolgreiche Unternehmen speisen ihre unternehmenspolitische Orientierung zum einen aus der Strategie und den daraus abgeleiteten Zielen. Zum anderen ergibt sie sich aus der Evaluierung des aktuellen Status und den Erfordernissen zum Abbau ersichtlicher Defizite, z. B. in der Instandhaltung und Effizienz von Arbeitsplätzen, der Entwicklung des Mitarbeiter- und Kundenstamms oder der Roadap für neue Erzeugnisse.
  • Planen: Erfolgreiche Unternehmen planen in 3 Stufen:[1]

    1. Programm- und Maßnahmenplanung zur strategischen Entwicklung erforderlicher Potenziale und zur Sicherung der Finanzierung des strategischen Tuns aus dem operativen Geschäft;
    2. mittelfristige Planung zur Umsetzung der strategischen Programme unter Einbeziehung flexibler Reaktionsmöglichkeiten des Unternehmens auf Schwankungen des externen Geschäftsumfelds durch vorausschauende Vorbereitung schnell realisierbarer Maßnahmen;
    3. Ableitung der Budgetplanung aus der mittelfristigen Planung und unterjähriger Abgleich über rollierende Vorschau (Rolling Forecast) zur Adressierung konkreter Verantwortung für die Umsetzung der geplanten Ziele.
  • Steuern: Erfolgreiche Unternehmen steuern in 3 Phasen:

    1. Begleitung der Planumsetzung in allen Geschäftsprozessen durch die Identifikation von Handlungserfordernissen und die Initiierung entsprechender Maßnahmen;
    2. konsequente Erfolgsorientierung durch die Kombination von Zielerreichungsprognosen mit der Ableitung erforderlicher Maßnahmen und der Einforderung zu treffender Entscheidungen;
    3. Lernen durch eine ehrliche und kritische Evaluierung des Status sowie die Ableitung von Verbesserungspotenzialen.

Daran wird sich, soweit heute absehbar, auch mit Controlling 4.0 nichts ändern.

Im Rahmen der aufgezeigten 5 Wirkungsstufen wird das moderne Controlling neue Akzente setzen und den Weg bereiten für die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen in Zeiten von Digitalisierung und Vernetzung.

[1] Vgl. Abb. 7.

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