Karl-Heinz Steinke, Dr. Walter Schmidt
Integriertes Denken bei der Gestaltung von Geschäftsmodellen
Die Wahrnehmung des Controllings verändert sich derzeit gravierend. Maßgeblichen Anteil daran hat die Art und Weise, wie alle Beteiligten ihre Rolle als Treiber von Innovationen durch die Gestaltung von Geschäftsmodellen akzeptieren. Es geht dabei um viel mehr als die Berechnung von Business Cases oder die Bewertung von Chancen, Risiken, Bilanzobjekten oder Tätigkeiten. Es geht dabei vor allem um
- ein tiefes Verständnis der spezifischen Verbindung menschlicher Fähigkeiten und sozialer Netzwerke mit natürlichen, sachlichen, rechtlichen und finanziellen Ressourcen zu einem erfolgreichen Geschäft;
- ein fundiertes Grundlagenwissen über die von Vernetzung und Digitalisierung ausgehenden Erfordernisse und ein Gespür für die damit verbundenen Chancen und Risiken;
- den Ausgleich der verschiedenen Interessen aller für das Geschäft relevanter Interessengruppen (Stakeholder) auf der Basis des gegenseitigen Vorteils;
- die Moderation des geschäftsspezifischen Zusammenwirkens verschiedener Teams über alle internen und externen Grenzen des Unternehmens und
- die Nachvollziehbarkeit der Wirkungen dieser Zusammenarbeit auf die unterschiedlichen Partner.
Die Wahrnehmung des Controllings als Treiber von Innovationen läuft auf einen kulturellen Paradigmenwechsel hinaus. Die Zeit des "Erbsenzählens" ist abgelaufen, auch wenn die Praxis – wie so oft – veralteten Traditionen durchaus noch anhängt. Denn der Wandel vom Erbsenzählen zum Innovationspartner ist ein weiter Weg.
Fähigkeit zur Integration durch Moderation
Der Weg zum Controlling 4.0 wird nach Auffassung der Autoren nur über die Erweiterung der Fähigkeit zur Integration zusätzlicher Anforderungen in die Zielsetzung, Planung und Steuerung führen. Durch die Aufnahme von Informationen nichtfinanzieller Art und die Notwendigkeit, Informationen mit unterschiedlichen Strukturen zusammenführen zu müssen, erhöht sich die Komplexität der zu bewältigenden Integrationsaufgabe. Gleichzeitig erhöht sich die Anzahl der Akteure und Stakeholder mit z. T. neuen Professionen wie Informatiker oder Ökologen, die in den Kreis der bisherigen "Planungszunft" eindringen.
Allen neuen und alten Akteuren eine gemeinsame Plattform zu bieten, auf der sie ihre unterschiedlichen Interessen und Intentionen miteinander verbinden können, stellt qualitativ neue Anforderungen an die Moderationsfähigkeiten im Controlling. Es gilt,
- verschiedene Denkweisen, verschiedene Arbeitsweisen und verschiedene Kulturen zu integrieren;
- die vielfältigen Dimensionen von Erfolg zusammenzuführen;
- die Grenzen von Kooperation und Wettbewerb immer wieder neu auszuloten und
- hohe Leistungsorientierung mit Balance und Ausgleich zu verbinden.
Wille zur Gestaltung und zum Impulsgeben
Unabhängig vom Einsatz in der "Informationsfabrik" oder der individuellen Beratung und Problemlösung geht es um die aktive Gestaltung des Zusammenwirkens verschiedener Menschen bei der Erarbeitung oder Veränderung von Datenstrukturen, Analysen, Prozessen bzw. in kunden- oder technologiebezogenen Projekten "vor Ort". Dabei reagieren Controller nicht nur auf Anregungen anderer, sondern geben selber Impulse. Das ist eine Konsequenz aus der Entwicklung zu eigenständigen und sich selbst organisierenden Teams infolge der digitalen Transformation. Dazu müssen sie ihr Wissen über die neuen Technologien erweitern, von denen die zukünftigen Erfolgsfaktoren getragen werden.