Die Ergebnisse waren insgesamt sehr positiv bzw. sehr nah an den späteren tatsächlichen Kennzahlenwerten. Dies galt insbesondere für den Zeitraum von 3 bis 6 Monate in die Zukunft. Beim laufenden Vergleich der manuell erstellten Forecasts mit den PACE-Werten zeigte sich, dass bei der Einschätzung der ersten beiden Folgemonate in der Regel der manuelle Forecast leicht genauer ist. Zudem kann PACE externe Ereignisse wie Anlagenausfälle oder schwerwiegende Umweltereignisse nicht berücksichtigen. Sehr gute Ergebnisse lieferte PACE insbesondere bei der Hochschätzung auf das Gesamtjahr bzw. bei Forecasts über längere Zeiträume.

Um auf Veränderungen reagieren zu können, wurde ein Prozess aufgesetzt, der alle aktiv genutzten Korrelationen erneut auf Gültigkeit und Stärke überprüft. Diese Modell-Maintenance wird aktuell in teilautomatisierter Form alle 6 Monate durchgeführt.

Abb. 9: PACE Regular Model Refinement[1]

Nach einem insgesamt überzeugenden Parallelbetrieb in den Jahren 2017 und 2018 ist der PACE-Forecast seit 2019 der Standard im Forecast-Prozess der BASF. Den Startpunkt der Forecast-Erstellung bildet der automatisiert errechnete PACE-Forecast. Danach startet eine Abstimmung, bei der die Unternehmensbereiche über die Möglichkeit verfügen, die PACE-Ergebnisse über Extraordinary Events noch zu verändern.

Abb. 10: PACE Forecast und Extraordinary Events

Somit werden die Vorteile neutraler, automatisierter Prognosen mit vorhandenem Expertenwissen zusammengebracht. In diesem Kontext werden von den Unternehmensbereichen keine weiteren Monatsprognosen mehr abgefragt, wodurch der Gesamtaufwand reduziert wird.

Die Prognose für das Gesamtjahr wird weiterhin von den Unternehmensbereichen eingeholt und mit der Prognose von PACE abgeglichen. Die Abweichungen zwischen beiden Prognosen werden transparent diskutiert, Maßnahmen zur Zielerreichung werden erarbeitet und entsprechend umgesetzt. Die Kombination aus digitaler Lösung, automatisierten Vorschlagswerten und ergänzendem Fachwissen erlaubt so eine zielgerichtete Unternehmenssteuerung.

Die Entwicklung einer solchen IT-Lösung allein stellt aus heutiger Sicht keine unüberwindbare Herausforderung dar. Es ist jedoch von großer Bedeutung, den adäquaten organisatorischen Rahmen zur Nutzung digitaler Lösungen zu schaffen und bisherige Herangehensweisen "neu zu denken". Die neu etablierte Vorgehensweise zur Prognose hat zeitgleich für eine Verschlankung des Prognoseprozesses auf Gruppen-Ebene gesorgt. Die Anforderungen an rollierende Prognosen der Unternehmensbereiche konnten insgesamt verringert und der Prozess verschlankt werden. Dies hat wiederum dazu geführt, dass auch den Bereichen selbst mehr Freiheiten für die Gestaltung ihrer eigenen Prognoseprozesse eingeräumt wurden. Durch den Einsatz der digitalen Lösung kann der Fokus von der Generierung der Gesamtzahl so konsequent auf außerordentliche Ereignisse und Maßnahmen zur Zielerreichung gerichtet werden. Darüber hinaus stellt der integrative Gesamtansatz von PACE eine Vorlage dar, wie auch auf weiteren Unternehmensebenen Predictive-Analytics-Ansätze zur Unterstützung in Kernprozessen eingesetzt werden können.

[1] Vgl. BASF, 2020c, intern.

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