Der Ansatz der wertorientierten Steuerung gerät an seine Grenzen, wenn wesentliche Aktivitäten des Unternehmens nicht im Fokus des Zielsystems stehen oder sogar in einen negativen Kontext gebracht werden. Das betrifft z. B. häufig den IT-Bereich, der als Infrastruktur-Dienstleister viele Aktivitäten des Unternehmens unterstützt und die digitale Transformation erst ermöglicht, aber gleichzeitig als "Kostenfaktor" einem permanenten Sparzwang ausgesetzt ist. Tendenziell erschwert die dominante Finanzperspektive evolutionäre Veränderungen ebenso wie "große Schritte" und schadet so der langfristigen Überlebensfähigkeit des Unternehmens.

Zudem hat die Konzentration der strategischen Unternehmenssteuerung auf die reinen Finanzkennzahlen im Sinne des Shareholder Value in vielen Bereichen dazu geführt, dass Unternehmensbereiche dezentral ausgeprägt wurden, bspw. als eigene, weitgehend unabhängige Geschäftsbereiche und Profitcenter und die damit einhergehende, endemische Weiterentwicklung dieser Unternehmensteile.

Prozessorientierung als Lösungsansatz

Wie das Beispiel zeigt, verlangen die wachsenden Anforderungen von Unternehmen gegenüber veränderten Marktbedingungen eine enge Verzahnung von Unternehmensstrategie, Geschäftsmodellentwicklung und Informationsmanagement hin zu einer integrierten und umfassenden Unternehmenssteuerung. Das Steuerungsinstrument hierfür könnte die wieder belebte BSC sein, wie sie sich im Beispiel von SOKA-BAU bewährt hat. Mit der dargestellten (Re-)Vitalisierung des BSC-Ansatzes kehrt SOKA-BAU zurück zu einem umfassenden Steuerungssystem und stärkt die Agilität und Flexibilität des Unternehmens in seinen Geschäftsprozessen.

Durch den im Beitrag angeführten Paradigmenwechsel und die Hervorhebung der sog. Prozessperspektive wird ein neues Pivotelement für die strategische Steuerung geschaffen, das die zentralen Finanzkennzahlen nicht ersetzt, jedoch in Verbindung mit den Elementen der BSC eine transparente Zielgestaltung über alle elementaren Säulen des Unternehmens ermöglicht. Dieses transparente Vorgehen verhindert die Entstehung von Informationssilos und unterstützt die Vergleichbarkeit über Produkt- und Bereichsgrenzen hinweg.

Der direkte Bezug zwischen allen Steuerungsebenen der BSC erleichtert die Standardisierung von Begrifflichkeiten, Messgrößen und KPIs – letztlich ganz im Sinne der wertorientierten Steuerung.

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