2.1 Bestand als wesentlicher Bestandteil des Working Capital
Working Capital – Definition
Das Working Capital ist im Allgemeinen definiert als
- Vorratsvermögen
- zuzüglich Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- abzüglich Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.
Das Working Capital muss finanziert werden, ganz gleich ob durch Eigen- oder Fremdfinanzierung. Insofern muss das Ziel aus Finanzierungssicht sein, das Working Capital möglichst klein zu halten. Neben den Finanzierungskosten verursacht der Bestand auch laufende Kosten für das Unternehmen, die nicht direkt aus der Gewinn- und Verlustrechnung ersichtlich sind. Diese Gesamtkosten für den Bestand ergeben sich u. a. aus
- den Finanzierungskosten,
- zusätzlichem Handlingsaufwand in der Organisation und
- Abwertungs- und Verschrottungskosten.
Sie werden auf ca. 20 % des Bestandswerts geschätzt.
Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind im Wesentlichen durch die Zahlungsbedingungen gegenüber Kunden und Lieferanten definiert und damit – zumindest kurzfristig – nur sehr schwer zu beeinflussen (sieht man von "bilanzkosmetischen" Maßnahmen einmal ab). Daher ist das Vorratsvermögen die einzige Komponente, die es kurzfristig zu beeinflussen gilt.
Vorratsvermögen
Das Vorratsvermögen (für Produktionsunternehmen) besteht wiederum aus
- Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
- Work in process/Halbfabrikate
- Fertigerzeugnissen
- Handelsware
- Anzahlungen auf zugekaufte Vorräte
2.2 Bestandsziele
Ziel des Bestandscontrollings bei Freudenberg ist eine Optimierung des Bestands zur Sicherstellung der Lieferfähigkeit gegenüber den Kunden. Das heißt, dass die Bedarfe des Kunden letztendlich den Takt vorgeben, zu dem Waren zugekauft und produziert werden.
Der Bestand ist an sich keine Steuerungsgröße, sondern lediglich das Ergebnis von Prozessen innerhalb des Unternehmens, die bereits effizient sind oder noch Verbesserungspotenzial haben. Das bedeutet, dass die Entscheidungsträger die Bestandsziele immer zusammen mit prozessgerichteten Steuerungsgrößen formulieren müssen.
Diese Steuerungsgrößen sind
- kundengerichtet, z. B. Liefertreue, Lieferrückstand,
- prozessgerichtet, z. B. Durchlaufzeiten und Rüstzeiten, Maschinenauslastungsgrad, Arbeiterproduktivität,
- kostengerichtet, z. B. Ausschussraten, Lagerreichweiten,
- mitarbeitergerichtet, z. B. Unfallrate.
2.3 Aufgaben des Bestandscontrollings
Die Aufgaben des Bestandscontrollings lassen sich wie folgt beschreiben:
- Definieren von vergleichbaren Sortimentsklassen, die allein auf Marktverbräuchen basieren und jegliche internen Einflüsse auf das Bestandsniveau unberücksichtigt lassen.
- Überwachen von Bestandsentwicklung und Sortimentszusammensetzung
- Identifizieren von überschüssigen Beständen
- Identifizieren von Slow- und No-Movers
- Ableiten von Bestandszielen für die operativen Bereiche
- Schaffen von Transparenz für Dispositionsstrategien und für die Ableitung von Maßnahmen zur Bestandoptimierung
- Bereitstellen des Datenmaterials in standardisierter Form, um die operative Arbeit zu unterstützen