Das große Artikelspektrum eines Herstellers von Dichtungen macht eine Segmentierung des angebotenen Sortiments erforderlich. Die Gesellschaft wendet hierzu eine verbrauchsorientierte Methode an, die weitläufig als ABC-XYZ-Analyse bekannt ist. Maßgeblich ist der Verbrauch von Produkten zur Erzielung der Umsatzerlöse gegenüber den Kunden (und nicht die Bestandshöhe!). Insofern wird bei der ABC-XYZ-Analyse nur das Kundenbedarfsverhalten berücksichtigt, jegliche internen Einflüsse auf den Bestand (z. B. Losgrößen, schlechte Produktionsprozesse etc.) bleiben außen vor.

Kriterium der ABC-Analyse

Die ABC-Analyse gruppiert die Artikel des Sortiments ein 3 Klassen ein. Um etwaige Margeneffekte gegenüber dem Kunden in der Betrachtung zu neutralisieren – d. h. um Gleiches mit Gleichem zu vergleichen – werden die Artikel nicht entsprechend ihres Umsatzes, sondern ihres bewerteten Verbrauchs der letzten 12 Monate absteigend sortiert angeordnet. Wenn artikelbezogene Planmonatsverbräuche verfügbar und systemisch leicht zugänglich sind, wäre auch eine Mischung aus Vergangenheits- und Plandaten denkbar:

  • Die A-Artikel machen die ersten 80 % aus,
  • die B-Artikel betreffen die nächsten 15 % und
  • die C-Artikel sind für die letzten 5 % des bewerteten Verbrauchs an Produkten verantwortlich.

Die ABC-Klassifizierung ist eine relative Analyse, d. h. dass ein einzelner Artikel im Vergleich zu den anderen Artikeln der Grundgesamtheit eingeordnet wird. Die Grundgesamtheit sind alle Artikelreferenzen eines Werks.

Kriterium der XYZ-Analyse

Die XYZ-Analyse ordnet die Artikel nach ihrer Schwankungsbreite ein. Merkmal für die Schwankungsbreite ist der Variationskoeffizient, d. h. der Quotient von Standardabweichung und Mittelwert einer Verteilung von Monatsverbräuchen über 24 Monate. Eine Variationskoeffizient von 1 bedeutet beispielsweise, dass die einzelnen Monatsverbräuche im Schnitt um +/-100 % von ihrem Mittelwert abweichen:

  • Die X-Artikel weisen eine Schwankungsbreite zwischen 0 und 0,5 auf, sind also relativ wenig schwankend und damit relativ gut vorhersehbar.
  • Die Y-Artikel liegen zwischen 0,5 und 1 und sind daher schon wesentlich schwieriger zu planen.
  • Die Z-Artikel sind mit einem Variationskoeffizienten >1 kaum noch planbar, was ihre Verbräuche am Markt anbelangt.

Im Gegensatz zur ABC-Analyse betrachtet die XYZ-Analyse die Artikel unabhängig von den anderen Artikeln der Grundgesamtheit. Insofern ist dieser Klassifizierung für die Ableitung von Bevorratungsstrategien eine höhere logistische Bedeutung beizumessen als der ABC-Analyse.

In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse beider Verfahren zusammengeführt, indem jeder Artikel entsprechend seiner Bewertung in eine der 9 möglichen Kategoriekombinationen eingeordnet wird. Die Lagerreichweite ist ein Durchschnittswert für die zu einer Klasse gehörenden Artikel. Die Berechnungsmethode der Reichweite ist Bestand dividiert durch den Verbrauch der Artikel einer Klasse über die letzten 12 Monate.

 
  A B C SUM
X Number of Articles 306 94 5 405
  Stock Coverage (days) 22 75 246 23
  Stock Value (euro) 3.323 TEUR 210 TEUR 4 TEUR 3.537 TEUR
Y Number of Articles 466 820 346 1.632
  Stock Coverage (days) 33 54 129 38
  Stock Value (euro) 2.935 TEUR 1.042 TEUR 208 TEUR 4.185 TEUR
Z Number of Articles 181 1.238 4.290 5.709
  Stock Coverage (days) 41 69 165 81
  Stock Value (euro) 949 TEUR 1.967 TEUR 2.521 TEUR 5.437 TEUR
Total Number of Articles 953 2.152 4.652 7.757
  Share of Number of Articles 12 % 28 % 60 % 100 %
  Stock Value (euro) 7.207 TEUR 3.219 TEUR 2.744 TEUR 13.170 TEUR
  Share of Stock Value 52 % 23 % 20 % 96 %

Tab. 1: Beispiel für eine ABC-XYZ-Analyse

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