Der Veräußerungsgewinn unterliegt entweder
- der sog. Fünftelregelung oder
- der Besteuerung mit 56 % des Durchschnittssteuersatzes.
Für die Praxis empfiehlt sich jedoch genau die umgekehrte Prüfreihenfolge.
3.2.1 56 % Durchschnittssteuersatz
Die Besteuerung mit 56 % des Durchschnittssteuersatzes gilt nur
- einmal im Leben (wobei jedoch die vor 2001 entstandenen Veräußerungs- und Aufgabegewinne nicht berücksichtigt werden) und auf Antrag,
- wenn der Steuerpflichtige das 55. Lebensjahr vollendet hat oder im sozialversicherungsrechtlichen Sinne dauernd berufsunfähig ist,
- sowie nur für Gewinne bis 5 Mio. EUR.
Unterschreitet der tatsächlich ermittelte Steuersatz den für den entsprechenden Veranlagungszeitraum geltenden Eingangssteuersatz, ist mindestens der Eingangssteuersatz (14 %) anstelle des 56 %igen durchschnittlichen Steuersatzes anzusetzen.
Sind die Voraussetzungen für eine Steuerermäßigung nach § 34 Abs. 3 EStG nicht gegeben, gilt die grundsätzliche Steuerermäßigung für außerordentliche Einkünfte nach § 34 Abs. 1 EStG.
3.2.2 Fünftelregelung
Mit der sog. Fünftelregelung soll die verschärfte Progressionswirkung durch die Zusammenballung von Einkünften mittels einer rechnerischen Verteilung der Einkünfte auf 5 Jahre verhindert werden. Die komplexe Berechnung sieht wie folgt aus:
Fünftelregelung
Der verheiratete A hat im Jahr 2022 laufende Einkünfte i. H. v. 40.000 EUR und außerordentliche Einkünfte aus einem Veräußerungsgewinn i. H. v. 150.000 EUR. Unter Berücksichtigung von sonstigen Abzügen zur Ermittlung des zu versteuernden Einkommens (z. v. E.) i. H. v. 10.000 EUR ergibt sich bei Anwendung der Fünftelregelung nach § 34 EStG folgende Einkommensteuer:
Laufende Einkünfte |
+ |
40.000 EUR |
a. o. Einkünfte |
+ |
150.000 EUR |
Abzüge zur Ermittlung des z. v. E. |
./. |
10.000 EUR |
z. v. E. ohne Anwendung des § 34 EStG |
+ |
180.000 EUR |
Ermittlung der Steuer lt. Splittingtabelle (Tarif 2022)
z. v. E. ohne Anwendung des § 34 EStG |
+ |
180.000 EUR |
abzgl. a. o. Einkünfte |
./. |
150.000 EUR |
verbleibendes z. v. E. |
+ |
30.000 EUR |
Steuer lt. Splittingtabelle |
|
1.774 EUR |
Ermittlung der Steuer mit 1/5 der a. o. Einkünfte
verbleibendes z. v. E. |
+ |
30.000 EUR |
zzgl. 1/5 der a. o. Einkünfte |
+ |
30.000 EUR |
erhöhtes z. v. E. |
+ |
60.000 EUR |
Steuer auf erhöhtes z. v. E. |
|
9.902 EUR |
Ermittlung des Unterschiedsbetrags
Steuer auf erhöhtes z. v. E. |
|
9.902 EUR |
Steuer auf verbleibendes z. v. E. |
./. |
1.774 EUR |
Unterschiedsbetrag |
|
8.128 EUR |
Fünffaches des Unterschiedsbetrags |
|
40.640 EUR |
Steuerfestsetzung
Steuer auf verbleibendes z. v. E. |
1.774 EUR |
Steuer auf a. o. Einkünfte |
40.640 EUR |
Einkommensteuer 2022 |
42.414 EUR |
Anteile einer Kapitalgesellschaft
Bei der Betriebsveräußerung von Einzelunternehmen oder Personengesellschaften, zu deren Betriebsvermögen eine Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft gehört, gilt eine Besonderheit: Der auf die Beteiligung entfallende Veräußerungsgewinn wird nach dem Teileinkünfteverfahren besteuert und ist damit zu 40 % steuerfrei. Dieser Gewinn scheidet deshalb aus der Besteuerung mit dem halben Durchschnittssteuersatz aus.