13.1 Tarifvergünstigungen
Rz. 170
Bei Betriebsveräußerungen, Betriebsaufgaben und den ihnen gleichgestellten Vorgängen werden aus vielen Wirtschaftsjahren zusammengeballte stille Reserven aufgedeckt. Gewinne aus diesen Vorgängen gehören zu den sogenannten außerordentlichen Einkünften, deren Besteuerung begünstigt ist (§ 34 EStG).
Rz. 171
Ausgenommen sind die steuerpflichtigen Teile der Veräußerungsgewinne, die nach § 3 Nr. 40 Buchst. b in Verbindung mit § 3c Abs. 2 EStG teilweise steuerbefreit sind. Es werden also nur solche Gewinne ermäßigt besteuert, die voll der Besteuerung unterliegen.
Rz. 172
Es besteht die ermäßigte Besteuerung nach
- der Fünftel-Regelung (s. Rz. 173 ff.) oder
- unter bestimmten Voraussetzungen mit einem ermäßigten Steuersatz (s. Rz. 182).
13.2 Fünftel-Regelung
Rz. 173
Für die außerordentlichen Einkünfte wird ohne besonderen Antrag der Steuertarif nach § 34 Abs. 1 EStG geglättet. Sind in den außerordentlichen Einkünften Veräußerungs- oder Aufgabegewinne enthalten und wurden hierauf ganz oder teilweise § 6b oder § 6c EStG angewendet, werden diese Gewinne von der Tarifglättung ausgenommen (§ 34 Abs. 1 Satz 4 EStG).
Rz. 174
Die Tarifglättung wird nach § 34 Abs. 1 EStG erreicht, indem zunächst die Einkommensteuer für das zu versteuernde Einkommen ohne außerordentliche Einkünfte berechnet wird (im Berechnungsschema Steuerbetrag A). Dann wird die Einkommensteuer für das zu versteuernde Einkommen ohne außerordentliche Einkünfte zuzüglich einem Fünftel der außerordentlichen Einkünfte ermittelt (im Berechnungsschema Steuerbetrag B). Die Differenz zwischen Steuerbetrag B und Steuerbetrag A ist zu verfünffachen (im Berechnungsschema Steuerbetrag C) und dem Steuerbetrag A hinzuzurechnen. Das Ergebnis ist die festzusetzende Einkommensteuer (im Berechnungsschema Steuerbetrag D).
Berechnungsschema |
Pos. |
Bemessungsgrundlage |
Betrag |
Steuer |
|
|
zu versteuerndes Einkommen |
|
|
|
./. |
außerordentliche Einkünfte |
|
|
A |
|
verbleibendes zu versteuerndes Einkommen |
|
|
|
|
verbleibendes zu versteuerndes Einkommen |
|
|
|
+ |
1/5 der außerordentlichen Einkünfte |
|
|
B |
|
Summe |
|
|
|
|
Steuer B |
|
|
|
./. |
Steuer A |
|
|
|
= |
Differenz |
|
|
C |
x |
5 = Steuer für die außerordentlichen Einkünfte |
|
|
|
|
Steuer A |
|
|
|
+ |
Steuer C |
|
|
D |
= |
Festzusetzende Einkommensteuer |
|
|
Das zu versteuernde Einkommen im Veranlagungszeitraum 01 beträgt 118.000 EUR. Hierin ist ein Veräußerungsgewinn in Höhe von 80.000 EUR enthalten. Unternehmer U ist allein stehend.
Berechnungsschema |
Pos. |
Bemessungsgrundlage |
Betrag |
Steuer |
|
|
zu versteuerndes Einkommen |
118.000 |
|
|
./. |
außerordentliche Einkünfte |
80.000 |
|
A |
|
verbleibendes zu versteuerndes Einkommen |
38.000 |
9.018 |
|
|
Verbleibendes zu versteuerndes Einkommen |
38.000 |
|
|
+ |
1/5 der außerordentlichen Einkünfte |
16.000 |
|
B |
|
Summe |
54.000 |
15.923 |
|
|
Steuer B |
|
15.923 |
|
./. |
Steuer A |
|
9.018 |
|
= |
Differenz |
|
6.905 |
C |
x |
5 = Steuer für die außerordentlichen Einkünfte |
|
34.525 |
|
|
Steuer A |
|
9.018 |
|
+ |
Steuer C |
|
34.525 |
D |
= |
festzusetzende Einkommensteuer |
|
43.543 |
Wäre in dem Beispiel das gesamte zu versteuernde Einkommen nach dem Normaltarif versteuert worden, so hätte die Steuer betragen:
Zu versteuerndes Einkommen |
|
118.000 EUR |
Steuer |
|
46.692 EUR |
Steuer nach Tarifglättung |
|
43.543 EUR |
Ersparnis |
|
3.149 EUR |
Rz. 175
Ist das laufende zu versteuernde Einkommen niedriger als die außerordentlichen Einkünfte, dann ist das zu versteuernde Einkommen zwar positiv, das verbleibende zu versteuernde Einkommen ist aber negativ. In diesem Fall wird die Einkommensteuer wie folgt berechnet (§ 34 Abs. 1 Satz 3 EStG):
Berechnungsschema |
Pos. |
Bemessungsgrundlage |
Betrag |
Steuer |
A |
|
(1) zu versteuerndes Einkommen |
|
|
|
./. |
(2) außerordentliche Einkünfte (2) > (1) |
|
|
|
= |
verbleibendes zu versteuerndes Einkommen negativ |
|
|
B |
|
zu versteuerndes Einkommen |
|
|
|
x |
1/5 |
|
|
C |
|
Steuerbetrag von B |
|
|
|
x |
5 = Einkommensteuer |
|
|
Für den Veranlagungszeitraum 01 beträgt das zu versteuernde Einkommen 85.000 EUR. Hierin sind 100.000 EUR außerordentliche Einkünfte enthalten.
Berechnungsschema |
Pos. |
Bemessungsgrundlage |
Betrag |
Steuer |
A |
|
(1) zu versteuerndes Einkommen |
85.000 |
|
|
./. |
(2) außerordentliche Einkünfte (2) > (1) |
100.000 |
|
|
= |
verbleibendes zu versteuerndes Einkommen negativ |
– 15.000 |
|
B |
|
zu versteuerndes Einkommen |
85.000 |
|
|
x |
1/5 |
17.000 |
1.878 |
C |
|
Steuerbetrag von B |
|
|
|
x |
5 = Einkommensteuer |
|
9.390 |
Nach dem Normaltarif hätte die Steuer betragen:
Zu versteuerndes Einkommen |
85.000 EUR |
Einkommensteuer |
30.822 EUR |
Steuer nach Tarifglättung |
9.390 EUR |
weniger |
21.432 EUR |
Rz. 176
Die Berechnungen nach der Fünftelregelung nimmt das Finanzamt von Amts wegen programmgesteuert vor.
13.3 Freibetrag
13.3.1 Voraussetzungen
Rz. 177
Hat der Unternehmer das 55. Lebensjahr vollendet oder is...