Prof. Dr. Joachim S. Tanski
Rz. 39
Beim First-in-first-out-Verfahren (Fifo) wird davon ausgegangen, dass jene Güter, die zuerst in das Lager eingegangen sind (first in), das Lager auch zuerst wieder verlassen (first out). Damit werden bei dieser Verbrauchsfolge die Güter mit der längsten Lagerzugehörigkeit, also die ältesten Güter, zuerst entnommen. Die Güter dagegen, die eine kürzere Lagerzugehörigkeit haben, somit die jüngsten Güter, verbleiben weiterhin im Lager; sofern ein Eiserner Bestand geführt wird, gehören diesem Bestand die jüngsten gekauften Güter an.
Rz. 40
Auch eine derartige Verbrauchsfolge ist in der Realität der Lagerwirtschaft zu beobachten. Lagerbewegungen nach dem Fifo-Prinzip kommen grundsätzlich bei allen "zweiseitig" zu bedienenden Lägern vor. Wird beispielsweise Kies oder Sand in ein Silo geschüttet, so muss die zuerst (von oben) zugeführte Menge auch zuerst (von unten) wieder entnommen werden. Auch bei Regallägern, bei denen Zugang und Entnahme von gegenüberliegenden Seiten erfolgen, werden die tatsächlichen Lagerbewegungen nach dem Fifo-Prinzip durchgeführt. In der Praxis wird dieses Prinzip außer bei lagertechnischen Notwendigkeiten (z. B. Silo-Lagerung) insbesondere bei jenen Gütern, die leicht verderben (z. B. Lebensmittel) oder veralten, angewandt.
Rz. 41
Bilanzpolitisch zeigt das Fifo-Verfahren eine zum Lifo-Verfahren entgegengesetzte Wirkung. In Zeiten steigender Preise führt das Fifo-Verfahren zu einem zu niedrigen Aufwand und zu einer tendenziell überhöhten Bewertung des Vorratsvermögens im Vergleich mit einer direkten Einzelbewertung. Erfolgen die tatsächlichen Lagerbewegungen jedoch nach dem Fifo-Prinzip, so stimmen die Wertansätze dieses Verfahrens mit einer direkten Einzelbewertung überein. Die Bildung stiller Reserven bei steigenden Preisen ist beim Fifo-Verfahren nicht möglich.
Rz. 42
Eine Unterscheidung in eine permanente und eine periodische Rechnung ist beim Fifo-Verfahren nicht notwendig, da beide Varianten zum gleichen Ergebnis führen.
Beispiel (Fifo-Verfahren):
Datum |
|
Stück |
Stückpreis |
Aufwand |
Bestandswert |
1. 12. |
AB |
40 |
4,00 |
|
160,00 |
3. 12. |
Zu |
20 |
4,20 |
|
244,00 |
7. 12. |
Ab |
30 |
(30 × 4,00) |
120,00 |
124,00 |
8. 12. |
Zu |
10 |
4,40 |
|
168,00 |
10. 12. |
Zu |
20 |
4,30 |
|
254,00 |
13. 12. |
Zu |
10 |
4,25 |
|
296,50 |
18. 12. |
Ab |
20 |
(10 × 4,00 + 10 × 4,20) |
82,00 |
214,50 |
21. 12. |
Ab |
40 |
(10 × 4,20 + 10 × 4,40) + 20 × 4,30) |
177,00 |
42,50 |
23. 12. |
Zu |
50 |
4,10 |
|
247,50 |
28. 12. |
Ab |
30 |
(30 × 4,25 + 20 × 4,10) |
124,50 |
123,00 |
30. 12. |
Ab |
5 |
(5 × 4,10) |
20,50 |
102,50 |
31. 12. |
EB |
25 |
(25 × 4,10) |
|
102,50 |
|
|
|
Periodenaufwand: |
519,00 |
|
|
Anfangsbestand (AB) |
160,00 |
+ |
Zugänge (Zu) |
461,50 |
– |
Abgänge (Ab)/Aufwand |
519,00 |
= |
Endbestand (EB) 25 Stück × 4,00 |
102,00 |