Beyond Budgeting / 4 Was sind die Erfahrungen mit Beyond Budgeting?

In den deutschen Unternehmen hat sich Beyond Budgeting nicht durchgesetzt. Die meisten Prinzipien sind (bei aller Plausibilität) sehr abstrakt und wenig operationalisiert. "Beyond Budgeting" ist denn auch kein einfach und gedankenlos umsetzbares Patentrezept für mittelständische Unternehmen, sondern (allenfalls) der vor die Klammer gezogene "kleinste gemeinsame Nenner" der am Beyond Budgeting Round Table beteiligten Großunternehmen. Als Hauptdefizit wurde das Fehlen einer konkreten Handlungsanleitung kritisiert, wie sie etwa bei der Balanced Scorecard "mitgeliefert" wurde.

Dieser umfasst im Ergebnis ein Konglomerat von plausibel miteinander verbundenen Gestaltungskomponenten ("Prinzipien"), die alle nicht neu sind ("alter Wein in neuen Schläuchen") und die von Ihnen einzeln auf ihre Eignung und Umsetzbarkeit hin geprüft werden müssen. So ist zum Beispiel ein anpassungsfähiges und dezentral aufgestelltes Management nicht zwingend mit relativen Zielvorgaben und Anreizen verbunden. Diese setzen nämlich zum einen voraus, dass ein "benchmarkfähiger Wettbewerb" vorhanden ist und dass dieser ausreichend gute Leistungen erbringt (vgl. nochmals oben). Zum anderen sind sie auch mit einer Reihe von Gefahren und (möglichen) Nachteilen verbunden. So können sie zu einem risikoaversen, kurzsichtigen Folgerverhalten führen, wie es bei (an relativer Performance gemessenen) Fondsmanagern häufig zu beobachten ist. Wenn nicht absolute Performance entscheidet, sondern "nur" das relative Abschneiden im Markt, kann auch ein signifikanter Rückgang von Umsatz und Gewinn plötzlich ein "Erfolg" sein. Zudem besteht die Gefahr, dass ein branchenübergreifendes und geschäftssystemveränderndes Denken zurückgeht.

Gleichwohl hat das Konzept des Beyond Budgeting zur Verbesserungen bei der traditionellen Budgetierung geführt. Die Planung wurde entfeinert und dadurch schlanker. Bei der Bewertung von variablen Vergütungsbestandteilen wird seither verstärkt die Performance des Unternehmens bzw. seiner Bereiche im Vergleich zum Markt als Maßstab herangezogen.